Gemeinde Finnentrop will Dreizügigkeit an Lessing-Realschule Grevenbrück verhindern

Nächste Runde im Schulstreit zwischen den Nachbarkommunen?


  • Finnentrop, 15.11.2017
  • Von Sven Prillwitz
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Finnentrop/Lennestadt. Im schwelenden Schulstreit zwischen der Gemeinde Finnentrop und der Stadt Lennestadt bahnt sich die nächste Auseinandersetzung an: An der Lessing-Realschule in Grevenbrück soll wieder eine dauerhafte Dreizügigkeit eingeführt werden. Ein Vorhaben, das in Finnentrop in der Verwaltungsspitze und am Dienstag, 14. November, größtenteils auch im Rat für massive Verärgerung gesorgt hat und unbedingt verhindert werden soll.


Die Lennestädter Stadtverordneten hatten im Dezember 2016 mehrheitlich beschlossen, bei der Bezirksregierung in Arnsberg die Rückkehr zur dauerhaften Dreizügigkeit zu beantragen. Erst kürzlich, per Schreiben vom 23. Oktober, habe ihn Lennestadts Bürgermeister über diesen Beschluss informiert und um eine Stellungnahme bis 17. November gebeten, sagte Dietmar Heß. Weil das Schreiben erst so spät bei ihm eingegangen sei, habe sich noch kein Fachausschuss mit der Angelegenheit befassen können, sagte Finnentrops Bürgermeister.

Die Lessing-Realschule gilt nicht nur als ungeliebte, sondern auch als gefährliche Konkurrenz für die Bigge-Lenne-Gesamtschule in Finnentrop. Eigentlich hätte die Schule in Grevenbrück ab 2014 keine neuen Schüler mehr aufnehmen und jahrgangsweise auslaufen sollen, weil in Lennestadt der Hauptstandort für eine Sekundarschule entstand. Es kam aber anders: Die Schule besteht mit einer Zweizügigkeit bis heute. Im Schuljahr 2015/16, als per Ausnahmegenehmigung drei Eingangsklassen in Grevenbrück gebildet werden durften, machte sich das in einem Einbruch bei den Anmeldezahlen an der Gesamtschule in Finnentrop (74) deutlich. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren hier noch 103 Fünftklässler angemeldet worden.
Heß: Beeinträchtigung oder sogar Bestandsgefährdung
Angesichts dieser Erfahrungen sei davon auszugehen, dass eine dauerhafte Dreizügigkeit an der Lessing-Realschule erneut zu einer „erheblichen Beeinträchtigung“ und schlimmstenfalls sogar zu einer „Bestandsgefährung“ der Finnentroper Gesamtschule führen werde. Das Lennestädter Vorhaben verstoße auch gegen Landes- und Grundgesetz, so Heß. „Wir müssen massive Bedenken erheben, weil wir von Anfang an nach Strich und Faden belogen worden sind“, richtete der Bürgermeister deutliche Worte an die Nachbarkommune und sprach von einer „rechtswidrigen Wiederbelebung“ der Realschule Grevenbrück.

Die Einwände sollen zunächst gegenüber der Stadt Lennestadt geäußert werden. Notfalls werde die Gemeinde erneut juristische Schritte einleiten, um das Vorhaben zu verhindern. Letzteres war laut Heß schon Anfang 2016 erfolgreich gewesen, als sich die Gemeinde Finnentrop mit einem Anwalt gegen eine Dreizügigkeit am Standort Grevenbrück gewehrt habe. Die Bezirksregierung lehnte den Antrag aus Lennestadt damals ab.
Freie Wähler: Gesamtschul-Probleme sind rathausgemacht
Die Fraktionen von CDU, SPD und UWG sprachen sich ebenfalls dafür aus, die Dreizügigkeit an der Lessing-Realschule zu verhindern. Einzig die Fraktion der Freien Wähler für Finnentrop folgte der Auffassung von Bürgermeister und Verwaltung nicht – aus zwei Gründen: Zum einen dürfe der Elternwille bei der Wahl der Schule „nicht durch politische Entscheidungen eingegrenzt“ werden, auch nicht über kommunale Grenzen hinweg, sagte Fraktionschef Christian Vollmert.

Zum anderen habe es sich bei der Gründung der Gesamtschule Finnentrop vor sechs Jahren „offenbar nicht um ein bedürfnisgerechtes Angebot“ gehandelt. Dass deren Bestand durch die Lennestädter Planspiele nun gefährdet sei, sei ein im Finnentroper Rathaus gemachtes Problem, denn: Die Verwaltung habe sich damals mit der Entscheidung für die Gesamt- und gegen die Haupt- und Realschule über den Willen von Lehrern und Eltern hinweggesetzt.
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