„Die Natur schwingt in einem Rhythmus, der durch Windindustrieanlagen gestört wird “

Leserbrief zur aktuellen Windkraft-Situation in Finnentrop


 von Symbol Prillwitz
© Symbol Prillwitz

Finnentrop. Zur aktuellen Debatte um das Thema Windkraft in Finnentrop hat unsere Redaktion folgende Leserzuschrift erhalten.


„Eigentlich ist es kein Geheimnis:

Überall dort, wo der Bürger im ländlichen Raum ernst genommen wird, nimmt man wahr, daß er sich wehrt gegen den Bau von Windindustrieanlagen. (Ausnahme bilden nur einige, denen man einen finanziellen Gewinn in Aussicht gestellt hat). Der vor wenigen Jahren geschehene Tabubruch, Windindustrieanlagen auch im Wald zuzulassen, wird nicht hingenommen. Eines der letzten großen zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, das Sauerland, früher von verantwortungsbewussten Landesherren freigehalten von anderweitiger Nutzung, vor wenigen Jahrzehnten mit dem Siegel Naturpark ausgezeichnet, soll nun zerstückelt und bis in seine Wälder und Höhen industrialisiert werden.

Selbst viel zu geringe Abstände zur Wohnbebauung stehen noch zur Debatte, trotz immer gigantischer werdender Größen der Anlagen. Neue Gesetzesgrundlagen für Naturräume werden, wie in Rheinland-Pfalz offensichtlich geschehen, maßgeblich erarbeitet von Firmen, die den Windkraftinvestoren zuarbeiten. Auch Fachgutachten zum Artenschutz z.B. werden von windkraftaffinen Unternehmen erstellt. Um das profitable Geschäft möglichst unbehelligt zu erreichen, belässt man den Bürger möglichst desinformiert. Glaubwürdigkeit von Politik steht auf dem Spiel, wo der Eindruck entsteht, Politiker setzen den Bürger frei agierenden Lobbyisten aus.

"Unverantwortliche Fehlentscheidung"
All das schafft ein Klima von Mißtrauen und Ohnmacht - läßt der Aussage einer Bekannten aus Ostwestfalen Glauben schenken: „Das Vorgehen der Windkraftlobby hat längst mafiöse Strukturen angenommen.“ Ein überwältigender Teil der betroffenen ländlichen Bevölkerung fühlt sich überhört oder mundtot gemacht. Wo aber Aggression gesät wird, sollte man sich nicht wundern, daß man keinen Frieden erntet.

Die sogenannte „Privilegierung von Windindustrieanlagen im Wald“ stellt schlichtweg eine unverantwortliche Fehlentscheidung dar, vergleichbar dem damaligen Einstieg in die Atomenergie. Windindustrieanlagen müssen in Wäldern ein Tabu bleiben. „Was sie schützen wollen (die Natur), das zerstören sie“ (Reinhold Mesner). Gerade der Erhalt der Wälder ist aber ein unüberbietbarer, kostbarer Beitrag zu Natur- , Klima- und Umweltschutz.
Anlagen stören die Natur
Die Natur schwingt in einem Rhythmus, der durch Windindustrieanlagen gestört wird. Wo allerdings die Natur ihres Gleichgewichtes beraubt wird (Infraschall, äußere Geräusche, Bewegung, der eingenommene Raum, die Höhe…) wird auch der Mensch (und das Tier) nicht zur Ruhe kommen und gesund in ihr leben können.

Die Lebensqualität im ländlichen Raum, anders als in der Stadt, ist wesentlich definiert durch eine natürliche Umwelt. Windenergieanlagen stellen eine ernsthafte Bedrohung unseres Lebensraumes dar, einer jahrhundertelang gewachsenen Natur- und außerdem Kulturlandschaft. Gerade das dicht bevölkerte und hochindustrialisierte Nordrhein-Westfalen braucht Regionen wie das Sauerland, das sich seine natürliche Schönheit erhalten hat.
Neue Visionen entwickeln
Die Welt ist im Umbruch. Es wird Zeit, Visionen für eine zukunftsfähige Welt zu entwickeln. Die Schere zwischen arm und reich wächst zu einem immer größer werdenden Skandal. Wir werden – Gott sei Dank - unser Land nicht abkoppeln können und müssen von anderen Ländern. Unsere landeseigenen Ressourcen sind angefragt: Erfindergeist, Diplomatie, Solidarität, Austausch und Zusammenarbeit mit Ländern, die über leichteren Zugang zu Energie verfügen aber unsere Hilfe auf anderen Gebieten brauchen.

Es gibt viele grundsätzliche und konkrete Fragen, denen wir uns in einem gesellschaftlich angeregtem Prozeß gemeinsam stellen könnten… (z.B.: Wieviel Energie brauchen wir wirklich (und nicht nur vermeintlich)? Warum sollte Politik nicht auch Reduzierung einfordern dürfen bei exzessivem, privatem Energieverbrauch einzelner?) ... ehe wir überstürzt neue Probleme schaffen.“

Joachim Wrede ofmcap
(Mitglied bei NAFINN, Schliprüthen/Finnentrop)
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