Wälter-Briefe zeichnen Bild der Kriegslage in Drolshagen

Geschichtswerkstatt legt neuen Band vor


Die Geschichtswerkstatt des Heimatvereins Drolshagen hat das fünfte Buch veröffentlicht. Das enthält im Wesentlichen 132 Wälter-Briefe - und damit echte Zeitdokumente. von Rüdiger Kahlke
Die Geschichtswerkstatt des Heimatvereins Drolshagen hat das fünfte Buch veröffentlicht. Das enthält im Wesentlichen 132 Wälter-Briefe - und damit echte Zeitdokumente. © Rüdiger Kahlke

Drolshagen. Während des Ersten Weltkrieges hatte der frühere Pastor Franz Wälter wöchentlich Briefe an die Drolshagener Soldaten geschrieben. Die Sammlung von Schriftstücken hat die Geschichtswerkstatt des Heimatvereins Drolshagen aufgearbeitet. Am Mittwoch, 14. Januar, haben die Autoren das Ergebnis vorgestellt. „Nun muss ich Dir wieder Trauriges melden“ ist der Titel des 249-seitigen Buches.


Das fünfte Buch der Geschichtswerkstatt ist das umfangreichstes und sicher auch gewichtigste. Zweieinhalb Jahre hat das fünfköpfige Team daran gearbeitet. Rudi Alterauge hat die handschriftlichen Briefe vom Dräulzer Platt ins Hochdeutsche übersetzt und digitalisiert. Auffallend an den Briefen ist, dass sie immer nur eine Seite umfassten, sagte Dr. Peter Vitt bei der Vorstellung des Buches.
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Die erste Hälfte war eine Zusammenfassung der Predigt, die Pastor Franz Wälter sonntags zuvor gehalten hatte. Der zweite Teil umfasste Nachrichten aus dem Feld mit Schicksalen der Soldaten und Nachrichten aus Drolshagen. Dazu gehört, dass die Glocke eingeschmolzen wurde.

„Mittwoch, den 10. Oktober, morgens 9 Uhr, läutete das Glöcklein auf dem kleinen Turm längere Zeit - zum letzten Male - , dann wurde es heruntergeholt und unter Begleitung vieler Kinder zum Bahnhof gefahren.“ Zum Einschmelzen.  Der Brief vom 14. Oktober 1917 zeigt den Drolshagener Soldaten im Feld, dass der Krieg auch in der Heimat Spuren hinterlässt.
„Authentische Zeitdokumente“ aus der Kaiserzeit
Vitt bezeichnet die Briefe als „authentische Zeitdokumente“ aus der Zeit des Kaiserreichs. Mit der Post erfuhren die Drolshagener, die an verschiedenen Fronten eingesetzt waren, wer verwundert oder gefallen war. Darunter auch tragische Schicksale, etwa dass vier Brüder eine Familie im Krieg ums Leben gekommen waren. 400 Drolshagener leisteten im Ersten Weltkrieg Wehrdienst.
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Ein Redaktionsteam aus fünf Drolshagener Damen unterstützte Pastor Wälter beim Vervielfältigen der Briefe und deren Versand. Ab März 1917 wurden die Briefe in Olpe gedruckt. Im Buch finden sich zudem Feldpostkarten aus der Zeit zwischen 1914 bis 1918, die Georg Hilgers und Heinz Hesse beisteuerten haben. Dr. Peter Vitt schrieb eine Einführung zum Buch. Dr. Stefan Schlösser bearbeitete die Texte redaktionell und lieferte eine Einordnung der Briefe Wälters.
Auflistung der Gefallenen
Vitt hat zudem die Gefallenen der Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Gemessen an der damaligen Einwohnerzahl Drolshagens und der Zahl der Männer im wehrfähigen Alter heißt dass, dass fast jeder zweite Mann in dem Alter fiel.

Anlass für die Herausgabe der Wälter-Briefe ist das Kriegsende vor 100 Jahren. Ausgangspunkt waren zwei Aktenbündel des früheren Ortsheimatpflegers Felix Stahlhacke. Die mehr als 130 Blätter mit dem Titel „Min Draulzen“ gelangten im Sommer 2016 in die Hände des Heimatvereins. Sie zeigen auch, wie Seelsorge im Krieg verstanden wurde – als Trost.
Briefe von Mai 1915 bis August 1918
Eine Gegnerschaft zum Krieg, so Vitt, lassen die Wälter-Briefe nicht erkennen. Dennoch seinen Franz Wälters Einlassungen eher ein Dokument der Friedfertigkeit. Hurra-Begeisterung, die die Schlagzeilen damals prägte, finde sich in den Briefen nicht. Der erste Brief datiert vom 15. Mai 1915, der letzte vom 11. August 1918.
 von Rüdiger Kahlke
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Komplett ist die Sammlung nicht. Auf Aufrufe des Heimatvereins, weitere Briefe zur Verfügung zu stellen, gab es auch nur eine Rückmeldung. „Wir haben nicht mal die Hälfte der Briefe“, glaubt Vitt. Dennoch sind sie ein Zeitzeugnis, das bewahrt werden soll. Noch ist unklar, ob die Blätter im Heimathaus verbleiben oder künftig im Stadtarchiv verwahrt werden sollen. Einen Einblick in die Zeit liefert auf jeden Fall auch das Buch. Es ist in der Buchhandlung am Markt oder beim Heimatverein zu bekommen.
Kurz & knapp

  • 132 Wälter-Briefe umfasst die Sammlung des Heimatvereins.
  • 18 dieser Briefe stammen von Pfarrer Maiworm und sind in plattdeutscher Sprache gehalten. Sieben Briefe stammen von Pfarrer Berghof, der als Lazarettpfarrer in Drolshagen tätig war..
  • Der 5. Band der „Drolshagener Geshichten“ ist in einer Auflage von 250 Stück erschienen. Preis: 17,90 Euro.
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