Drolshagener Heimatverein auf den Spuren nationalsozialistischen Wahnsinns

Aufschlussreiche Exkursion in die Nordeifel


Die Drolshagener Besuchergruppe im Raum der Ausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“. von privat
Die Drolshagener Besuchergruppe im Raum der Ausstellung „Bestimmung: Herrenmensch“. © privat

Drolshagen. Ehrlichkeit in der Heimatarbeit heißt, schmerzliche und verbrecherische Aspekte in der eigenen Geschichte nicht auszusparen, aber auch positive Ereignisse zu würdigen. So stellt sich der Heimatverein für das Drolshagener Land mit seinen Exkursionen wiederkehrend der Frage: „In welcher Welt wollen wir miteinander leben?“


Er fand dazu bei dem Besuch der Burg Vogelsang und den Erinnerungsorten in Hürtgenwald in der Nordeifel klare, wenn auch oft bedrückende Antworten. Wegen der hohen Nachfrage wurde nach der Fahrt im Mai kürzlich ein weiterer Termin wahrgenommen. Noch einmal machten sich 14 Mitglieder unter Führung des Vorstandsmitglieds Leo Trumm auf die Reise in die Nordeifel.

„Schöne Lage - schlimmer Geist" - so hatte der Heimatverein diese Exkursion genannt. Und beides wurde den Teilnehmern dieser Fahrt bestätigt, die zunächst zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang führte. Deren weithin sichtbare Herrschaftsarchitektur führt auch heute noch den Machanspruch der Nazis über Mensch und Natur eindringlich vor Augen.
Schlacht forderte 67.000 Tote
Gleichzeitig fördert die dortige Ausstellung „Bestimmung: Herrenmensch – NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“ eine notwendige Erinnerungskultur, die sich den drängenden politischen Fragen widmet, gerade im Getöse rechtspopulistischer Parolen.

Der weitere Weg durch die Schönheiten der Nordeifel ließ nicht ahnen, dass sich in dieser Region eine der verlustreichsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs ereignete. Mehr als 67.000 amerikanische und deutsche Soldaten verloren hier von September 1944 bis Februar 1945 ihr Leben. Die Dörfer und die Umgebung der Gemeinde Hürtgenwald wurden durch die Kämpfe fast vollständig zerstört. Auch die Zivilbevölkerung zahlte einen hohen Tribut.
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Im ehemaligen Sanitätsbunker in Simonskall, der heute als Museum zu besichtigen ist, erfuhren die Teilnehmer durch Raimund Scholl vom Geschichtsverein Hürtgenwald, wie eine Erstversorgung von Verwundeten organisiert wurde. Die Schlacht im Hürtgenwald 1944, auch Allerseelenschlacht genannt, wurde in einem amerikanischen filmischen Dokument vergegenwärtigt.

Einige Minuten des Schweigens verbrachten die Teilnehmer auf dem Heimweg auf dem Soldatenfriedhof Hürtgen, sicher, dass diese Zeit kein „Vogelschiss in der Geschichte“ war, sondern ermahnt, sich auch als Heimatverein jeder Vereinnahmung und Menschenverachtung entgegenzustellen.
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