Drolshagener Gesprächsabend mit Bürgermeister Ulrich Berghof

Heimatverein lobt offene Darstellung


Informativ und offen war der Gesprächsabend des Heimatvereins mit Bürgermeister Ulrich Berghof. von privat
Informativ und offen war der Gesprächsabend des Heimatvereins mit Bürgermeister Ulrich Berghof. © privat

Drolshagen. Ist Drolshagen auf einem guten Weg in die Zukunft? Antworten darauf bietet der Heimatverein für das Drolshagener Land alljährlich zu Jahresbeginn in dem Gespräch mit dem Bürgermeister Ulrich Berghof der Stadt an.


Dieser hat hier die Möglichkeit, den Bürgern Vorhaben, Erfolge und Misserfolge der politischen Arbeit zu erläutern und auf Fragen einzugehen. Auch in diesem Jahr wurde eine Fülle von Punkten angesprochen, was sich in der Stadt und auf dem Land getan hat. Der  Bürgermeister stellte die wichtigsten, insbesondere auch im Blick auf das kommunale und regionale Engagement des Heimatvereins, vor.
Situation besser als befürchtet
Kommunale Aufgaben, betonte er gleich zu Anfang, seien nur soweit erfüllbar, wie Finanzen vorhanden sind. Aber die Situation sei gegenüber der Einschätzung im Vorjahr besser als befürchtet. Das liege u.a. an der notwendigen Erhöhung kommunaler Steuern als auch an einer internen Optimierung. Die Richtung stimme, betonte Uli Berghof, aber es kämen noch hohe Inverstitionen u.a. im Abwasserbereich auf die Stadt zu. Besonders beklagte der  Bürgermeister in Übereinstimmung mit allen Kollegen aus den Kommunen des Kreises Olpe, dass die Kreisumlage um 600.000 Euro angehoben wurde.

Bezüglich der Sekundarschule wies der Bürgermeister darauf hin, dass das Ganztagsgebäude in Betrieb genommen wurde. Die anderen Gebäude seien jedoch auch extrem renovierungsbedürftig. Dazu würden Mittel des Landes eingesetzt. Wichtig sei aber die Errichtung der Sekundarschule gewesen, da mit dieser Drolshagen eine weiterführende Schule erhalten könne.
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Im Bereich Bauen verwies Berghof darauf, dass in Orten mit wneiger als 2000 Einwohnern aufgrund von landesrechtlichen Bestimmungen zurzeit keine weiteren Baugebiete ausgewiesen werden dürften. Sollte sich die Rechtslage ändern, sähe er konkreten Bedarf in Iseringhausen, Schreibershof und eventuell auch in Frenkhausen, so der Bürgermeister weiter. Das unter Denkmalschutz stehende Bahnviadukt in Wenkhausen müsse durch eine gründliche Renovierung, die auf 360.000 Euro kalkuliert worden sei, wieder sicher gemacht werden.

Der Klimaschutz und gleichzeitige Einsparungen hätten sich mit dem Austausch der „Stromfresser“ Quecksilberdampflampen bei der Straßenbeleuchtung durch LED-Leuchten ausgezahlt. Der auf 19 Prozent gesunkene Energieverbrauch bewirke, dass sich bereits nach anderthalb Jahren die Investitionskosten von 185.000 Euro amortisiert hätten. Zudem ist die Stadt in ihren Einrichtungen zu 100 Prozent auf Ökostrom umgestiegen.
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Weitere Punkte waren die laufenden Bewerbungen als "Fair-trade-Stadt“ und das Carsharing, eine Kooperation mit einem ortsansässigen Autohaus. Bürgern stehen außerhalb der Nutzungszeiten der Stadt zwei Pkw zur Verfügung. Die Anlage von Wildblumenwiesen, um das Insektensterben und damit auch ein Vogelsterben, aufzufangen, gehören ebenfalls zu den Aktionen der Stadt zum Klimaschutz.

Berghof betonte die Notwendigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energie, insbesondere der Windenergie. Allerdings sei das Stadtgebiet Drolshagen keine Region, in der ökonomisch sinnvoll Windenergie produziert werden könne. Ein ungezügelter Ausbau, auch und gerade durch internationale Investoren, sei glücklicherweiswe nicht möglich, da in Drolshagen eine Vorrangzone vorhanden sei. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass „Gelsenwasser“ entlang der Autobahn A4 in Sichtweite der Menschen im Iseringhauser Grund den Windradbau weiter plane.
Dritte Kita
Bei den kommunalen Entwicklungen und Projekten wies er auf den Neubau einer dritten Kindertagesstätte in der Kernstadt hin. Die Verhandlungen mit der GFO seien noch nicht abgeschlossen, doch werde diese Einrichtung an Stelle der alten Turnhalle entstehen. Eine dringende bauliche und energetische Renovierung für das alte Gebäude ist nicht mehr zu verantworten.

Das Drolshagen und Olpe gemeinsame Industriegebiet Hüppcherhammer wird besser als zunächst vermutet genutzt. In anderen gemeinsamen Projekten allerdings, wie der Zusammenarbeit der Kommunen in Bereich von Verwaltung und Datenverarbeitung, zeigen sich erhebliche Schwierigkeiten. Insbesondere in Richtung Olpe betonte Berghof, dass das Kirchturmdenken aufhören müsse.
Breitbandausbau
Die zunehmende Digitalisierung auch in Drolshagen setze einen weiteren und beschleunigten Breitbandausbau voraus, stellte Berghof fest. Für Drolshagen sind insgesamt 3 Mio Euro notwendig, die aber zur Zeit den Haushalt der Stadt nicht belasten, da der gesetzliche Anteil von 10 Prozent, den die Kommunen beitragen müssen, wegen der Haushaltssicherung nicht erhoben wird. Der Ausbau des Breitbands wird nicht nur der heimischen Wirtschaft und den privaten Nutzern zugute kommen, sondern auch den ortsansässigen Schulen.

In seinen Ausführungen ging Uli Berghof auch auf die Gestaltung der Stadt ein. In kleinen Schritten wird der Marktplatz wieder seinem Namen gerecht als Ort des Wochenmarktes und Mittelpunkt kleinstädtischen Lebens. Dazu gehören sowohl die Feste als auch die Erweiterung der Außenfläche für das Eiscafé, verbunden mit der Hoffnung, dass auch bald wieder ein „Café am Markt“ eröffnet wird. Mit den Aktivitäten hob der  Bürgermeister auch lobenswert die Tätigkeiten des „Drolshagen Marketing“ hervor.
Rathaus im Blick
Die Kritik an der Oberfläche der Gehwege im Stadtkern teilte er, eine Veränderung des groben Pflasters werde überlegt, sei aber kostenaufwendig und nicht vorrangig. Notwendig dagegen wird eine bauliche Veränderung des Rathauses sein. Ob und in welchem Rahmen dies in dem denkmalgeschützten Gebäude von 1902 geschehen solle und wie dies auch energetisch sinnvoll geschehen könne, muss noch beraten und beschlossen werden. Bedauernd stellte Berghof allerdings auch fest, dass ein Archiv der Stadt zur Zeit nicht realisiert werden kann, da die vorhandenen Räume zu feucht sind.

Abschließend wies er auch noch einmal auf Förderungsmöglichkeiten für die Stadt hin, insbesondere auf den Leaderprozess zur Förderung der ländlichen Region, der schon der Eichener Mühle zugute gekommen ist. „Wenn Sie Ideen haben, wie die ländliche Region verbessert werden kann, sagen Sie es uns."

Am Schluss, aber nicht zuletzt stellte er den augenblicklichen Leitbildprozess und eine Zielentwicklung für die Stadt Drolshagen vor. Aus diesen Zielen und nicht mehr spontan, werden in Zukunft die entsprechenden Maßnahmen abgeleitet.
Auf einem guten Weg
Am Ende der ausführlichen Darstellungen zeigte sich, dass die Stadt Drolshagen auf einem guten Weg zu einer modernen Stadt ist, in denen Zeichen der Zeit erkannt und Perspektiven entwickelt werden. Der Heimatverein, so betont der Vorsitzende Dr. Stephan Schlösser, wird diese Entwicklungen begleiten und in einer guten Kooperation mit der Stadt bleiben.

Besonders zu erwähnen ist die offene und ehrliche Darstellung, die der  Bürgermeister geliefert hat, was auch auf eine gute Kultur der Zusammenarbeit schließen lässt. Das betont der Heimatverein in seiner Pressemittteilung. Das schließe auch die informellen Gespräche im Anschluss in der Gaststube des Heimathauses ein. Umso bedauerlicher sei, dass trotz mehrfacher Ankündigungen nur knapp 30 Personen dem Aufruf des Heimatvereins folgten.
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