DRK Drolshagen kritisiert Ratsbeschluss zum Tafel-Projekt

Stellungnahme


 von Barbara Sander-Graetz
© Barbara Sander-Graetz

Drolshagen. Nach der Berichterstattung über den Plan des DRK Ortsvereins, eine Tafel für Drolshagen errichten zu wollen, nehmen Sebastian Kühr, Rotkreuzleiter, und Mattihas Wintersohl, 2. Vorsitzender, erstmals mit einer Presseerklärung Stellung zu diesem Thema:


„Die ursprüngliche Idee, eine Tafel in Drolshagen zu errichten, ergab sich durch Anfragen in unserem Kleidershop „Anziehpunkt“, warum dort neben Kleidung und Haushaltsartikeln nicht auch gleichzeitig Lebensmittel angeboten werden. Der „Anziehpunkt“ entstand ursprünglich aus der Kleiderkammer, die wir 2015 für die Notunterkunft „In der Wünne“ errichtet haben.

Nach der Schließung der Notunterkunft stand für unseren Ortsverein und den ehrenamtlichen Helferinnen der Kleiderkammer schnell fest, dass diese weiter als Sozialkaufhaus für die Drolshagener Bevölkerung bestehen bleiben wird. Und schnell zeigte sich, dass diese Idee genau richtig war: Der Zulauf war viel größer als erwartet. So zog der „Anziehpunkt“ im Sommer 2017 in wesentlich größere Räumlichkeiten des ehemaligen „Eisenwerk Sauerland“ um.
Das DRK ist auf Spendengelder angewiesen
Da der neue Standort die Möglichkeit bietet, auch eine „Tafel“ zu betreiben, haben wir die Anfragen unseren Kunden aufgegriffen und die Idee entstand, ab Januar 2019 bedürftige Mitbürger alle zwei Wochen mit Lebensmitteln zu versorgen. Hierzu wäre es jedoch zwingend notwendig gewesen, weitere Räumlichkeiten im ehemaligen „Eisenwerk Sauerland“ anzumieten. 

Was viele jedoch nicht wissen: Wir sind als eingetragener Verein selbstständig und benötigen für alle unsere Ausgaben auch entsprechende Einnahmen. Wir werden nicht – wie die Freiwillige Feuerwehr oder das THW -  von der Kommune bzw. dem Staat getragen. Wir sind auf Einnahmen aus Spenden, Sanitätsdiensten, Blutspenden, Altkleidern usw. angewiesen.
DRK fungiert als „Helfer vor Ort“
Daher ist es uns auch nicht möglich, unser soziales Engagement im „Anziehpunkt“ durch eine Tafel ohne einen Mietzuschuss der Stadt Drolshagen auszuweiten. Würden wir dieses Ziel weiterverfolgen, müssten andere Aufgabengebiete des DRK Drolshagen darunter leiden.

So betreiben wir beispielsweise schon das „Helfer vor Ort“ Projekt, bei dem unsere Helfer gleichzeitig mit dem Notarzt aus Olpe alarmiert werden, um die Hilfsfrist in Notfällen so gering wie möglich zu halten. Für die Drolshagener Bevölkerung ist dieser Dienst schon völlig kostenlos. 
Monatlicher Zuschuss wird nicht gestattet
Wir finden es schade, dass uns der monatliche Mietzuschuss durch einen mehrheitlichen Beschluss des Rates verwehrt worden ist und wir so unser soziales Engagement für die Drolshagener Bevölkerung ohne die dauerhafte Unterstützung wie sie jetzt die Warenkorbinitiative durch die Stadt erfährt, nicht ausweiten können.

Schade finden wir auch, in welches Licht wir während der Berichterstattungen der letzten Wochen gestellt wurden. Es war niemals unsere Absicht, mit dem Warenkorb in Olpe in Konkurrenz zu treten oder  - wie unserer Meinung nach zynisch bemerkt wurde – Lebensmitteltourismus zu fördern oder Lebensmittelkannibalismus zu betreiben.
Mehr Bedürftige könnten erreicht werden
Die Vertreterinnen des Warenkorbes haben in der Ratssitzung selbst bekundet, dass durch den Wegfall einer finanziellen Unterstützung aus Drolshagen keinesfalls der Warenkorb in seiner Existenz gefährdet wäre. Wir haben lediglich auf die Anfragen aus der Bevölkerung reagiert und sind auch nach wie vor der Meinung, dass eine Tafel in Drolshagen Sinn macht: Zurzeit besuchen circa 50 bis 55 Personen regelmäßig den Warenkorb in Olpe.

Dies sind lediglich 10 Prozent derjenigen Drolshagener, die zum Kreis der Anspruchsberechtigten gehören. Mit einer Drolshagener Tafel könnten mehr bedürftige Mitbürger erreicht werden, die wegen der räumlichen Distanz den Warenkorb in Olpe zurzeit nicht nutzen. Immerhin wohnen 40 Prozent der Drolshagener im Kernort, weitere 9 Prozent im Ortsteil Hützemert.
Die Helfer sind enttäuscht
Zuletzt möchten wir auch noch zu bedenken geben, dass alle unsere Helferinnen und Helfer - ebenso wie die Mitglieder des Warenkorbes - ehrenamtlich arbeiten. So war zum Beispiel die Aussage eines Ratsmitglieds in der letzten Ratssitzung, das DRK in Drolshagen würde niemals eine so gute Versorgung wie der Warenkorb in Olpe auf die Beine stellen können, ein Schlag ins Gesicht für alle unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

Wir haben von Oktober 2015 bis März 2016 die Notunterkunft „In der Wünne“ selbstständig betrieben. Allein diese Herausforderung hat gezeigt, wie engagiert und leistungsfähig unsere ehrenamtlichen Helfer sind. Auch der Hinweis des Fraktionsvorsitzenden der UDW-Fraktion im Rat, unsere Helferinnen können ja den Warenkorb in Olpe ehrenamtlich unterstützen, konnten wir nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen.
Zeitplan könne nicht eingehalten werden
Dies zeigt bedauerlicherweise wenig Kenntnis von den Gegebenheiten vor Ort. Von einem Ratsmitglied hätten wir eine solche, von geringer Wertschätzung geprägten Haltung nicht erwartet. Wir nehmen daher zur Kenntnis, dass der Rat der Stadt Drolshagen nun beabsichtigt, eine soziale Einrichtung in der Nachbarkommune zu unterstützen, obwohl die Aufgabe, die dort erledigt wird, auch hier vor Ort hätte gelöst werden können und zudem ein größerer Personenkreis ortsnäher hätte erreicht werden können.

Aufgrund der Versagung dieser finanziellen Hilfe für uns, werden wir den gesteckten Zeitplan zur Errichtung einer Tafel für Drolshagen zum Jahresbeginn nicht einhalten können und stellen die Umsetzung des Projekts zunächst terminlos. “
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