Einigung im Streit um Strommasten in Attendorn fehlt weiterhin

Bürgersprechstunde mit Amprion


  • Attendorn, 17.09.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil (links) mit Vertretern aus der Politik und von Amprion. von Barbara Sander-Graetz
Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil (links) mit Vertretern aus der Politik und von Amprion. © Barbara Sander-Graetz

Attendorn. Erst wurde im Vereinshaus des SCSW Attendorn diskutiert und auch gestritten, dann ging es im Ratssaal weiter. Und nach drei Stunden gab es noch immer keine Einigung. Immerhin wurden Vorschläge gesammelt. Das war das Ergebnis des Bürgergesprächs, das die Stadt Attendorn für Teilnehmer von Amprion, für Politiker und für Betroffene, die entlang der geplanten neuen Höchstspannungsfreileitung wohnen, am Montag, 17. September, organisiert hatte.


Es ist kurz vor zwölf, das war den Anwesenden klar. Die Anwohner mit ihren politischen Vertretern im Rücken fordern für den Neubau der 380-Kilovolt-Höchstspannungsfreileitung von Kruckel nach Dauersberg, die durch das Siedlungsgebiet Osterschlah/Münchener Straße führt, Kompaktmasten.

Die in Deutschland bislang so gut wie gar nicht verwendeten Masten fügten sich mit ihrer schlankeren Form besser ins Landschaftsbild ein und versprächen eine geringen elektromagnetische Belastung für Mensch, Tier und Umwelt, erklären die kompatkmasten-Befürworter.
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Der für den bau der Stromtrasse zuständige Netzbetrieber Amprion hatte mit Ulrich Mußmann, Claas Hammes und Sebastain Knauf drei Vertreter geschickt. Neben Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil, Vertretern der Stadt und des Rates waren rund 70 Betroffene vor Ort sowie diverse hochrangige Politiker.

Neben Landrat Frank Beckehoff und dem heimischen Landtagsabgeordneten Jochen Ritter (CDU) waren auch die FDP-Landstagsgebordnete Angelau Freimuth und MdB Matthias Heider (CDU) mit von der Partie. Außerdem nahmen die Regionalratsmitglieder Stefan Hundt und  Bernd Banschkus an dem Gespräch teil. 
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Dr. Peter Nießen erläuterte im Rathaus zunächst Grenzwerte, Immissionswerte und magnetische Strahlungen. Als die Vertreter von Amprion in ihrem Vortrag auf die Trassenführung eingingen, wurden sie von Uli Selter unterbrochen. Diese Daten und Fakten seien bekannt, so das Ratsmitglied, man wolle über Kompaktmasten reden.

Amprion hatte seine Pläne und die Verwendung der in Deutschland gängigen Stahlgittermasten in der vergangenen Woche noch einmal ausführlich erläutert (LokalPlus berichtete). Wesentliches Argument des Dortmunder Unternehmens: Es lägen in Deutschland noch keine brauchbaren Erfahrungen für den Einsatz von Kompakt- bzw. Vollwandmasten im Systembetrieb vor.
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Das war der Startschuss für eine lebhafte Debatte. Dr. Matthias Heider wünschte sich einen fairen und ergebnisoffenen Dialog über die möglichen Masten und bot sich als Moderator für weitere Gespräche an. Landrat Beckehoff wollte klar wissen, ob Kompaktmasten technisch auf diesem Abschnitt möglich wären. „Möglich ist es auch, zum Mond zu fliegen“, sagte Claas Hammes, bei Amprion zuständig für Projektkommunikation. Eine Aussage, die Walter Viegener auf den Plan rief.
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In direkter Nachbarschaft zu Viegas neu errichtetem Seminarzentrum verläuft die Stromtrasse nämlich. „Wir haben aus Rücksicht auf die Bürger im Schwalbenohl unser Einverständnis gegeben, mit der Trasse näher an unser Zentrum zu rücken. Aber wir lassen uns nicht alles gefallen“, so der Unternehmer.

Man sei ein Weltmeisterunternehmen und werde optisch nicht alles dulden. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Sonst ziehen Sie mal in den Schwalbenohl“, so Walter Viegener. Und dann schob er noch folgenden Satz hinterher: „Wir haben auch eine Flex. Dann kommen die Dinger ab.“ Gemeint waren damit die von Amprion vorgesehenen Stahlgittermasten.
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Der Landtagtsabgeordnete Jochen Ritter schlug vor, die 1,5 Kilometer lange Trasse mit ihren sechs Masten in dem Gebiet als weitere Pilotstrecke neben der Strecke an der holländischen Grenze auszurifen - für Kompatkmasten. „Dann sammeln Sie Erfahrungen im Mittelgebirge“, warb der Christdemokrat mit der anspruchsvollen südwestfälischne Topografie.

Kritisch wurde von vielen auch der vorgeschlagene Dialog gesehen. „Den Dialog haben wir schon seit 2016“, sagte etwa Wolfgang Langenohl, der für die SPD im Attendorner Stadtrat sitz und stellvertretender Vorsitzender im Kreisverband der Sozialdemokraten ist. „Jetzt muss was passieren.“
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Einigung im Streit um Strommasten in Attendorn fehlt weiterhin
Im Herbst will Amprion die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren in Arnsberg einreichen. Dann sind Eingaben von Bürgern und der Stadt möglich, bevor der Planfeststellungsbescheid durch die Bezirksregierung erfolgt. Jochen Ritter schlug vor, in diesen Unterlagen die Kompaktmasten aufzunehmen. Sein Vorschlag: „Das spart Ihnen Zeit, da die Einsprüche dann wegfallen.“

Dem schloss sich auch Bürgermeister Pospischil an. Claas Hammes versprach, diese Idee den Entscheidungsträgern von Amprion mitzuteilen. „Ich kann nichts entscheiden. Ich bin nur ein Sprecher.“

Weitere Termine wurden nicht vereinbart, und nach drei Stunden war das Treffen beendet. Ob es bei den Stahlgittermasten - wie von Amprion vorgesehen - bleibt oder ob Anwohner und Poilitik mit den geforderten Kompaktmasten ihren Willen bekommen, wird sich zeigen.
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