Der Borkenkäfer macht dem Stadtwald schwer zu schaffen

Antrag auf die Errichtung eines Nasslagers


  • Attendorn, 27.09.2019
  • Von Barbara Sander-Graetz
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    Barbara Sander-Graetz

    Redaktion

In einem waren sich die  Ratsmitglieder einig: Das durch den Borkenkäfer befallene Schadholz muss so schnell wie möglich aus dem Wald. von Symbol Christine Schmidt
In einem waren sich die Ratsmitglieder einig: Das durch den Borkenkäfer befallene Schadholz muss so schnell wie möglich aus dem Wald. © Symbol Christine Schmidt

Attendorn. Den Bäumen im Attendorner Stadtwald geht es so schlecht wie nie zuvor. Schuld ist eine extreme Borkenkäferplage. Vor allem die Fichten hat es getroffen. „Das ist eine Misere katastrophalen Ausmaßes“, beschreibt Stadt- Förster Willi Franke-Hameke die Lage. Da er krankheitsbedingt verhindert war, trug Ludger Gabriel in der Ratssitzung am Mittwoch, 25. September, seine Zusammenfassung vor.


Vor rund drei Wochen war Förster Willi Franke-Hameke mit den Mitgliedern des Forstauschusses im Stadtwald. Sie sollten sich Bild von der Lage vor Ort machen. Mehr als nach den Stürmen Kyrill und Frederike ist der Wald von dem nun dritten Käferflug in diesem Jahr betroffen.

Überall im Stadtwald seien vermehrt größere Käferlöcher entstanden und es würden unentwegt Baumentnahmen erfolgen, um die Problematik einzudämmen. Jedoch stellten die vorhandenen Brutstätten eine große Herausforderung dar, weshalb man an allen Fronten kämpfe. „Wir laufen dem Befall hinterher“.
Reagieren statt agieren
Das hohe Brutaufkommen verringere die Chance auf eine erfolgreiche effektive Bekämpfung enorm. Es sei leider momentan traurige Realität, dass man nur auf neuen Käferbefall reagieren könne. Helfen könne nur ein Witterungswechsel mit lange anhaltendem Regen. Doch zwei Sommer mit großer Trockenheit hätten die Bäume geschwächt.
Chemische Mittel töten nicht nur den Borkenkäfer
Ein großflächiger Chemieeinsatz sei vor dem Hintergrund, dass viele Nutzinsekten in Mitleidenschaft gezogen würden, nicht zu rechtfertigen und könne demzufolge auch keine Lösung sein. „In der DDR hat man 1947/48 den Befall mit Diesel bekämpft“, warf Stefan Belke ein. „Der wurde mit Flugzeugen über den Wald verteilt. Danach war nicht nur der Borkenkäfer tot.“

In den letzten zwei Jahren sind rund 6500 Festmeter Schadholz angefallen. „Dabei sollte der Einschlag auf 1500 bis 2000 Festmeter zurück gefahren werden“, so Gabriel. „Aber der Befall macht es notwendig zu handeln. Dabei haben wir besonders die Verkehrssicherung im Auge. Unser Wald liegt an vielen Straßen.“ Stefan Belke regte weiter an, die abgeholzten Flächen zu mulchen um den Lebensraum zur Überwinterung des Borkenkäfers zu vernichten.
Holz nach China
Aber nicht nur der Stadtwald, sondern auch viele private Waldbesitzer seien ebenso betroffen. Noch könne man das Holz vermarkten. China sei ein Markt. Doch man wisse nicht, welche Mengen, auch nach eventuell möglichen Stürmen im kommenden Herbst und Winter, noch anfallen.

Schließlich entschlossen sich die Ratsmitglieder, die Verwaltung zu beauftragen, die Genehmigung für ein Nasslager einzuholen. Dieses ist ein komplexes Genehmigungsverfahren und man wolle keine Zeit verlieren. Gegebenenfalls kann ein Standort der Parkplatz im Bereich der JVA Ewig sein, der sich im städtischen Eigentum befindet.
Zusätzliche Sitzungen
Außerdem wird es zusätzliche Sitzungen des Forstausschusses im Januar und Mai geben. Eine große Aufgabe wird es in den nächsten Jahren sein, den Wald wieder mit Baumarten aufzuforsten, die den veränderten Wetterbedingungen besser standhalten als die heimische Fichte. Außerdem hätte man dann auch Zahlen zur möglichen Förderung bei der Aufforstung zur Hand.
 von Archiv Christine Schmidt
© Archiv Christine Schmidt
Insgesamt gab es kontroverse Diskussion über den richtigen Weg, mit der Problematik umzugehen. Es zeigte sich, dass der Erfolg angesprochener Maßnahmen fraglich und immer wieder auch von ungeklärten Sachverhalten wie Einschlagkapazitäten, Marktzugänglichkeit und letztendlich Niederschlagsmenge und -dauer als eigentliche Lösung des Problems abhängig ist.

„Wenn das Wetter weiterhin so heiß und trocken ist, dann haben wir irgendwann keine einzige Fichte mehr im Bestand“, so Bürgermeister Christian Pospischil, „Daher müssen wir uns im Winter, wenn sich der Borkenkäfer eingegraben hat, ein Schadensbild machen und gegebenenfalls die entstandenen Schäden nacharbeiten.“
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