Bewegende Zeremonie auf dem Jüdischen Friedhof in Attendorn
Gedenkstele enthüllt
- Attendorn, 07.11.2018
- Von Barbara Sander-Graetz
Barbara Sander-Graetz
Redaktion
Attendorn. Auf dem Jüdischen Friedhof in Attendorn („Am Himmelsberg“) ist am Mittwoch, 7. Oktober, die Gedenkstele enthüllt worden. Der Pfeiler soll an die unbestatteten jüdischen Attendorner Bürger erinnern, die während der Nazi-Zeit deportiert und ermordet wurden oder als verschollen gelten. Neben zahlreichen Attendorner Bürgern nahmen auch rund 50 Nachkommen der Familie Ursell, die aus vielen Teilen der Welt angereist waren, an der Zeremonie teil.
So wie andere Juden damals ins Attendorn. Manchen gelang die Flucht ins Ausland. Doch die Recherchen ergaben, dass kein in Deutschland verbliebenes Mitglied der ehemaligen jüdischen Gemeinde Attendorns den Holocaust überlebt hat. Vor ihrem Tod fristeten manche noch ein unmenschliches Dasein in den Ghettos und Lagern. Für 17 von ihnen gab es bis Mittwoch keine Stätte der Erinnerung, keinen Platz mit ihrem Namen.
Das Baby wird die Geschichte sicher irgendwann erzählt bekommen. So wie die anderen Familienmitglieder in den Jahren zuvor. Doch dieses Mal mit einem Attendorn, das zu seiner Geschichte steht, das sich erinnert.
Darin sind sich alle bei der Enthüllung der Gedenkstele Anwesenden einig. Attendorns Bürgermeister Pospischil, der Landtagsbageordnete Jochen Ritter (CDU), Landrat Frank Beckehoff und Alexander Sperling vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Westfalen-Lippe werden zurecht nicht müde, das zu betonen.
Ermöglicht wurde dies durch die unermüdlichen und jahrelangen Recherchen von Hartmut Hosenfeld. „Er kennt unsere Familiengeschichte mittlerweile besser als wir“, meint daher auch Eric Selker. Phil Ursell aus Kalifornien nannte Hosenfeld einen „Bruder“ und einen „Hero“, einen Helden. Als Zeichen des Danks überreicht er ihm vier silberne Kerzenständer.
Dann erfolgt zusammen mit Familienangehörigen die Enthüllung der Stele. Inspiriert von einer in Soest aufgestellten Gedenkstele reichte Hartmut Hosenfeld im April 2016 bei der Hansestadt Attendorn ein Konzept zur Errichtung einer Gedenkstele auf dem Jüdischen Friedhof ein. Das wurde bewilligt. Gefertigt wurde die Stele von dem Attendorner Steinmetz Joachim Esslinger.
Neben den 17 Namen sind ein Davidstern und ein Ausschnitt dieses Sterns gefertigt. Durch diesen Ausschnitt fällt an diesem Tag das Sonnenlicht und wirft einen Sonnenstrahl auf die Gräber. Voller Emotionen lesen die Familienangehörigen die Namen ihrer Vorfahren, berühren den Stein, machen Fotos. Ein paar Tränen werden weggewischt. „Es gibt keinen besseren Weg, als sich hier zur Erinnerung zu treffen“, meint Frank Selker,