Tausende Besucher schlagen in Scheiderwald ihre Tannenbäume

Ökozertifizierte Tannen von Peter Quast kommen gut an


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Landwirt Peter Quast in einer seiner Tannen-Schonungen. von Ina Hoffmann
Landwirt Peter Quast in einer seiner Tannen-Schonungen. © Ina Hoffmann

Scheiderwald. Seit drei Generationen werden bei Familie Quast Weihnachtsbäume angebaut, geschlagen und verkauft. Mehrere Wochen sind Peter Quast und seine Helfer damit beschäftigt, die Bio-Tannen zu ernten, bevor am ersten Adventswochenende der Verkauf im eigenen Weihnachtsdorf in Scheiderwald startet. Bis zu 1000 Menschen kommen an jedem Wochenende, um die Chance zu nutzen, hier auch selbst einen Weihnachtsbaum zu schlagen.


Kurz vor Weihnachten werden jetzt wieder allerorts Tannen verkauft. Wie viel Arbeit über viele Jahre hinter der Aufzucht der Pflanzen steckt, bis sie schließlich groß genug sind, um als Weihnachtsbäume die heimischen Wohnzimmer zu schmücken, wissen dabei nur die wenigsten.

Der gelernte Landwirt Peter Quast leitet seit 25 Jahren und in inzwischen fünfter Generation das Familienunternehmen in Scheiderwald. Sein Großvater baute seinerzeit Rotfichten an. Sein Vater stellte dann auf Nordmanntannen und Blaufichten um. „Die Nordmanntannen sind immer noch der Renner als Weihnachtsbäume. Die Blaufichten duften schön, und die Nobilistannen, die wir als Hochwald angelegt haben, nadeln wenig und eignen sich gut als Schnittgrün“, erklärt Peter Quast die Wahl der Tannensorten.
Im März startet die Arbeit an den Tannen
„Wenn wir die Bäume im März pflanzen, sind sie schon etwa vier Jahre alt. Dann stehen sie acht Jahre lang in meinen Schonungen, bis sie groß genug für die Ernte sind“, erklärt der Landwirt. Dabei entscheide gar nicht unbedingt das Alter die Höhe der Tanne, sondern die Höhe des Mutterbaums.

Ende März geht es dann mit den Korrekturschnitten an den Bäumen weiter, die schon in den vorangegangenen Jahren gepflanzt wurden. Auch den Sommer über werden die Tannen gepflegt. „Wenn ein Baum zum Beispiel zwei Spitzen hat, kann man das noch regulieren, sodass er dann mit einer Spitze weiter wächst. Auch die Breite der Tanne kann bei den Arbeiten eingekürzt werden“, so Peter Quast.
Seit vier Wochen wird geerntet
Seit Mitte November sind der gelernte Landwirt und seine Helfer mit der Ernte der Tannen beschäftigt. Täglich acht Stunden sind die Männer in den Schonungen bei der Arbeit. „Ich habe nicht nur Schonungen mit 20 Hektar Weihnachtsbäumen, sondern auch noch Land- und Forstwirtschaft und eine Milchviehhaltung. Bis alles erledigt ist, kann mein Arbeitstag auch schon mal 17 Stunden dauern“, verrät der Landwirt. Und das bei jedem Wetter. In den Tannen-Schonungen im Wald ist es vom Regen der letzten Wochen matschig. „Das stört mich nicht, ich bin da abgehärtet“, lacht Peter Quast.
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Tausende Besucher schlagen in Scheiderwald ihre Tannenbäume
Mit einem Cutter werden die Tannen knapp über der Grasnarbe abgeknipst. Das Gerät wird einfach durch die Schonung geschoben und dabei die gewünschten Bäume gefällt. „So muss man sich nicht mehr bücken, um jeden einzelnen Baum zu schlagen. Das ist schon eine enorme Erleichterung“, so Peter Quast. Die Helfer sammeln die Tannen ein und knipsen trockene Äste ab, sodass die Bäume gleich ständerfertig sind.

An der hydraulisch und elektrisch angetriebenen Einnetzmaschine werden die Bäume anschließend in Netze verpackt und in einem Weihnachtsbaumtransportgerät, das an einen Schlepper gehängt wird, gesammelt. „Pro Ladung passen da etwa 150 Bäume rein. Wenn genügend Bäume drin sind, klappt der Bügel runter und die eingenetzten Tannen können zum Hof gefahren werden, wo sie dann abgelegt werden“, erklärt der Landwirt.

Die ersten geernteten Bäume werden dann in angelieferte Container verpackt und abgeholt. Denn die Weihnachtsbäume aus Scheiderwald sind nicht nur vor Ort auf dem Hof zu bekommen, sondern sind deutschlandweit in Baumärkten erhältlich.
Bio-Tannen schonen die Umwelt
Die Tannen aus Peter Quasts Schonungen sind öko-zertifiziert. „Unsere Tannen stammen aus einer nachhaltigen, biologischen Bewirtschaftung. In den Schonungen stehen Kräuter, der Boden wird nicht gemulcht, wenn die Bäume geerntet sind. Für jede geerntete Tanne wird im Frühjahr eine neue gepflanzt. Die Bäume werden nicht mit Pflanzenschutzmitteln, Herbiziden oder Kunstdünger behandelt. Das dient dem Trinkwasserschutz und dem Erhalt des Lebensraums für Insekten und Vögel“, erklärt Peter Quast.
 von Ina Hoffmann
© Ina Hoffmann
„Manche wundern sich und sagen dann, sie wollen die Bäume ja nicht essen. Die machen sich darüber gar keine Gedanken, was es für die Umwelt bedeutet, wenn die Bäume gespritzt werden.“ Darüber kann Peter Quast nur den Kopf schütteln. Er freut sich, dass sich viele junge Leute heute Gedanken um den Umweltschutz machen und lieber Bio-Bäume kaufen.
250 Schafe halten das Gras kurz
Als „Rasenmäher“ und „Düngemittelverteiler“ dienen dem Landwirt seine knapp 250 Shropshire-Schafe. Die Tiere sind in 15 Herden aufgeteilt und sorgen in den Tannen-Schonungen im Frühjahr und Sommer dafür, dass das Gras nicht zu hoch wird. „Das ist die einzige Art, die die jungen Triebe der Tannen nicht anknabbert“, verrät Peter Quast.
1000 Besucher an jedem Wochenende
Am ersten Adventswochenende ging in Scheiderwald der Weihnachtsbaumverkauf los. Bis zu 1000 Besucher kommen jedes Wochenende auf den festlich geschmückten Hof der Quasts, um hier ihren Weihnachtsbaum zu finden. Ob einen schon geernteten Baum kaufen, eine Tanne mit Wurzeln im Topf oder selbst einen Baum schlagen – hier ist für jeden Weihnachtsfan eine passende Tanne dabei.
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Um das Erlebnis „Weihnachtsbaumschlagen“ abzurunden und sich nach dem Ausflug in den Wald wieder aufzuwärmen, werden in Hütten, der Scheune und der Tiroler Hütte am Wochenende Glühwein, Kakao, Waffeln, Bratwürste und vieles mehr angeboten. Und auch wenn Weihnachten nie überraschend kommt, stehen manchmal sogar am Heiligabend noch Kurzentschlossene vor Peter Quasts Tür, um noch einen Tannenbaum zu bekommen.
Weihnachtsbäume selber schlagen
Tobias Kleine ist da deutlich früher dran. Er schlägt schon seit einigen Jahren seinen Weihnachtsbaum selbst. Auch in diesem Jahr ist es seine Aufgabe, einen Baum für die Familie auszusuchen. „Erstmal hole ich jetzt den Baum für den Wintergarten. Für den richtigen Weihnachtsbaum komme ich später nochmal wieder“, verrät der Thieringhauser.
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Mit der Säge über der Schulter zieht er in die Tannen-Schonung über der Tiroler Hütte und hat den richtigen Baum schnell gefunden. Schon nach wenigen Sekunden fällt der Baum. „Ich mache das ja nicht zum ersten Mal“, lacht er. Jetzt wird die Tanne noch eingenetzt und dann kann es auf den Heimweg gehen.
Familie Stracke schlägt zum ersten Mal selbst eine Tanne
Im Gegensatz zu Tobias Kleine ist es für Familie Stracke das erste Mal, dass sie einen Tannenbaum selbst schlagen. Nicht nur der kleine Leo ist aufgeregt, auch der Rest der Familie freut sich auf das Erlebnis. „Das ist wirklich etwas Besonderes für uns. Leo hat schon Tage vorher jedem erzählt, dass wir unseren Weihnachtsbaum selbst aus dem Wald holen. Wir sind extra aus Münster gekommen, um hier unseren Baum zu schlagen“, erzählt seine Mutter.
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So geht es durch den Schnee in die Schonung auf der Suche nach dem perfekten Baum. „Das ist gar nicht so einfach bei so viel Auswahl“, verrät Marius Stracke. Als die richtige Tanne schließlich gefunden ist, machen sich die Erwachsenen mit der Säge an die Arbeit. Leo hilft mit der Spielzeugsäge mit. Und schon wenig später kann der erste selbstgeschlagene Weihnachtsbaum der Familie Stracke aus der Schonung getragen werden. „Jetzt kann es Weihnachten werden“, sind sie sich einig.
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