Altenhof – ein Dorf am Kölschen Heck voll versteckter Geschichte

Ort älter als gedacht


Topnews
Der Ort Altenhof im Wendener Land hat eine lange Geschichte. von privat
Der Ort Altenhof im Wendener Land hat eine lange Geschichte. © privat

Altenhof. Heimatgeschichte dreht sich häufig um die Geschichte von Städten, Klöstern, Burgen, Adelsgeschlechtern und berühmten Bürgern, seltener aber um Dörfer, um das Leben der sogenannten einfachen Menschen. So erging es auch Altenhof, bevor der Verein für Dorfgemeinschaftsaufgaben einen Geschichtsweg mit bislang zwei Stationen entwickelte.


Damit ist aber die Bedeutung als geschichtsträchtiger Ort keineswegs erschöpft, wie der Drolshagener Heimatforscher Walter Wolf zu berichten weiß. Er schreibt:

„Lange galt, auch in der einschlägigen Literatur, dass Altenhof erstmals 1536 erwähnt worden sei. Allerdings ist die Besiedlung der Fluren des heutigen Altenhof gesichert um mindestens 120 Jahre älter. In der heutigen Kortemicke hat nachweislich bereits 1416 ein Hof gestanden, der den Namen „Kortenbecke“ trug und der zum „olden Have in dem Kerspel to Wenden“ gehörte.
Ort wird Höbbingen genannt
Sowohl im Ort selbst als auch in Nachbarorten wird Altenhof heute noch im Wendschen Platt „Höwwingen“ oder „Höbbingen“ genannt. Auch dazu gibt es historische Hinweise. In einem Dokument von 1740 zu einer Grenzbeschreibung zwischen Hünsborn und Altenhof wird mehrfach die Ortsbezeichnung „Höfingen“ oder „Hofingen“ erwähnt. Offensichtlich verweist der Name auf eine noch frühere Besiedlung, wie aus vergleichbaren Namensgebungen um das Jahr 1000 auch im Kreis Olpe zu schließen ist.

Eine weitere Besonderheit ist die Lage von Altenhof an zwei historischen Wegen. Zum einen ist es der Weg am Kölschen Heck entlang, der parallel zur Hecke der nassauischen Befestigung verlief und in Altenhof immer „der Höhenweg“ genannt wurde. Die im Mittelalter seitens des Siegener Herrscherhauses errichtete Landwehr grenzte das Kurkölnische vom Nassauischen ab.
 von privat
© privat
Die über Jahrhunderte bestehende Abgrenzung hat auch Religionen und Sprachen getrennt. So spricht man heute noch in Altenhof häufig ein niederdeutsches Platt als Alltagssprache, das anders als die benachbarten Dialekte von Olpe oder Drolshagen nicht westfälisch, sondern moselfränkisch ist, eine niederfränkische Sprache.

Anders aber als das verwandte Siegerländisch hat das Wendsche Platt - wie auch das sauerländische - die mittelalterliche Lautverschiebung nicht mitgemacht. Als niederdeutsches Moselfränkisch stellt damit das von vielen Einheimischen noch im Alltag verwendete Platt im gesamten deutschen Sprachraum eine Besonderheit dar.

Die bis in die 1960er-Jahre hinein spürbare Religionsgrenze zwischen dem katholischen Wendener Land und dem protestantischen Siegerland hat heute ihre Bedeutung verloren.
 von privat
© privat
Der andere, weniger bekannte Weg ist der mittelalterliche „Heerweg“, ursprünglich eine teils befestigte Fernstraße zur schnellen Verlegung von Truppen. Auf Altenhofer Grund ist die weitgehend gerade verlaufende Trasse heute noch gut zu erkennen. Es ist der Weg, der von Junkernhees kommend – und dort noch heute Heerweg heißt - zum Heck aufsteigt, den Höhenweg kreuzt und an der Dörnschlade entlang weitergeführt wird, bis er auf andere historische Fernwege traf.

Bereits im Mittelalter wurde in den Altenhofer Wäldern Eisenerz verhüttet, wie der Fund und archäologische Sicherung eines Rennfeuerofens Ende der 1950er-Jahre im „Dicken Berg“ beweist. Der Fund war für die Erforschung des Waldschmiedewesens im Kreis Olpe von hoher Bedeutung.
 von privat
© privat
Zwar existiert im Ortskern nur noch wenig historische Bausubstanz, aber unter dem Putz vieler Häuser sind noch einige Mauern zu finden, die nach einem großen Brand im 19. Jahrhundert errichtet wurden.

Dörfer haben selten den Bezug zu dem „ganz Großen“, aber sie haben eine eigene Geschichte, bei der sich hinter Gemarkungsnamen oder überlieferten Zuschreibungen eindrucksvolle Geschichten verbergen.“
Artikel teilen: