Wieso Leihbüchereien immer noch "in" sind

Zu Besuch in der Stadtbücherei Olpe


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Büchereileiterin Friederike Baberg (links) und die Pädagogische Mitarbeiterin Hilde Schwung präsentieren eine Auswahl der neuen Jugendromane. von Ina Hoffmann
Büchereileiterin Friederike Baberg (links) und die Pädagogische Mitarbeiterin Hilde Schwung präsentieren eine Auswahl der neuen Jugendromane. © Ina Hoffmann

Wer sich unter einer Bücherei dunkle, verwinkelte Säle voll hoher Bücherregale mit verstaubten, uralten Wälzern vorstellt, ist in der Stadtbücherei Olpe falsch. In der einzigen Stadtbücherei und der größten Leihbücherei des Kreises entdecken Kinder die Welt der Bücher und Erwachsene freuen sich über die neuesten Romane. Pünktlich zur "Nacht der Bibliotheken" stattete LokalPlus der Bücherei einen Besuch ab. Büchereileiterin Friederike Baberg und Hilde Schwung, Pädagogische Mitarbeiterin für Leseförderung, erklären, wieso Leihbüchereien immer noch „in“ sind und warum eBooks gedruckten Werken nicht den Rang ablaufen werden.


Auf gut 530 Quadratmetern verteilt auf zwei Etagen des Rathauses befindet sich die Stadtbücherei Olpe. Hier wird niemand mit erhobenem Zeigefinger ermahnt, still zu sein. „Wir freuen uns, wenn vor allem Kinder aus Freude über ein schönes Buch, das sie entdeckt haben, ihren Mütter zurufen, dass sie es unbedingt ausleihen möchten. Das ist einfach klasse, wenn die Kleinen ihre Liebe zu Büchern entdecken“, findet Büchereileiterin Friederike Baberg.
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In der Holzeisenbahn mit bunten Waggons finden die Kleinen viele Bilderbücher, in den Regalen dahinter können die Erstleser und Grundschüler aus zahlreichen aktuellen Büchern auswählen. Auch Jugendromane, Sachbücher für Klein und Groß, Hörbücher, Musik-CDs, DVDs, Zeitschriften und Belletristik sind auf zwei Etagen zu finden. Mehr als 29.000 Medien stehen hier zur Ausleihe bereit.
Aktuelles Angebot
Der Tisch mit den neusten Büchern im Eingangsbereich erfreut sich auch großer Beliebtheit. Denn dass das Angebot immer aktuell bleibt, ist eine Herzensangelegenheit für die drei Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei. „Es wird regelmäßig ausgemistet, damit keine Bücher in den Regalen stehen, deren Cover einfach nicht mehr ansprechend sind oder die inhaltlich nicht mehr aktuell sind, was vor allem bei Sachbüchern schnell passieren kann“, erklärt Friederike Baberg. So werden jährlich etwa 2000 Titel ausgemistet, die dann auf einem Tisch zum Verkauf angeboten werden.
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Aber es finden auch 2000 neue Medien jedes Jahr ihren Weg in die Olper Regale - und das sogar sehr schnell nach ihrem Erscheinen. „Sobald ein Titel auf der Bestseller-Liste auftaucht und wir absehen können, dass sich viele Nutzer dafür interessieren werden, wird ein Titel bestellt“,  weiß Mitarbeiterin Hilde Schwung.

So steht ein Buch meist schon eine Woche nach Erscheinen auf dem Buchmarkt in den Regalen der Leihbücherei. „Da ist das Staunen oft groß. Die Leute wundern sich manchmal, wie schnell es geht, dass ein neues Buch bei uns zur Ausleihe bereit ist“, lacht Friederike Baberg. „Aber nur so geht es. Nur so bleibt man aktuell und interessant“.
Klassiker sind immer noch gefragt
Doch auch die Klassiker sind immer noch gefragt, vor allem bei den Kinderbüchern. „Man wundert sich schonmal, dass beispielsweise die Fünf Freunde, die ja schon 60 Jahre auf dem Buchmarkt sind, immer noch so großen Anklang finden“, so Hilde Schwung. Die Abenteuer um Harry Potter sind inzwischen in der dritten Generation in der Stadtbücherei zu finden, denn die Bücher waren so zerlesen, dass sie schon zwei Mal ersetzt werden mussten.

Sollte tatsächlich mal ein Buch nicht im Medienkatalog der Stadtbücherei zu finden sein, steht eine Kiste bereit: Hier kann jeder Nutzer seinen Buchwunsch notieren. „Wenn es in unsere Ausleihe passt und wir davon ausgehen können, dass es mehrere Nutzer interessieren wird, erfüllen wir die Wünsche gerne und kaufen den Buchvorschlag ein“, erklärt Friederike Baberg.
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Wieso Leihbüchereien immer noch "in" sind

Mehr als 2000 aktive Nutzer aus dem gesamten Kreisgebiet hat die Stadtbücherei zurzeit. Denn man muss nicht zwingend in Olpe leben, um hier Bücher ausleihen zu können. „Weil viele Nutzer eine weite Anfahrt in Kauf nehmen, um zu uns zu kommen, haben wir keine Beschränkung, wie viele Medien ausgeliehen werden dürfen“, erklärt Friederike Baberg. „Die Leute gehen oft mit vollen Taschen nach Hause - die Anfahrt soll sich ja lohnen“. Da wundert es nicht, dass die Zahl der ausgeliehenen Bücher schonmal über 50 liegt.

„Wer einmal seine Liebe zu Büchern entdeckt hat, den wird diese ein Leben lang begleiten“, weiß Hilde Schwung. „Es ist schön mit anzusehen, wie die Büchereinutzer wachsen und immer wieder kommen. Manche kennt man schon als kleines Kind, das mit der Mutter Bilderbücher ausleiht, dann als Grundschüler, der Detektivgeschichten verschlingt, und dann als Oberstufenschüler, der Sachbücher für ein Referat ausleiht“, so Schwung.
Onleihe: Ausleihen von Zuhause aus
Auch die Stadtbücherei geht mit der Zeit. Längst kann man nicht mehr nur Bücher und CDs ausleihen, sondern auch eBooks. Die Stadtbücherei ist an die Onleihe angeschlossen, wo jeder Nutzer die Möglichkeit hat von Zuhause aus ohne Zusatzkosten digitale Medien wie eBooks, Hörbücher, Zeitschriften, Tageszeitungen, Musik und Videos auf den eigenen PC, eBook-Reader oder das Smartphone herunterzuladen. „Das Angebot wird sehr gut genutzt“, weiß Büchereileiterin Friederike Baberg, „wobei es eher die Erwachsenen sind, die die Onleihe nutzen. Kinder haben lieber ein richtiges Buch in der Hand“.

Wie bei jedem Trend gibt es auch bei den eBooks klare Fürsprecher und entschiedene Gegner. „Es ist schon sehr praktisch, einen Reader im Urlaub dabeizuhaben, damit man nicht so viel Lektüre in den Koffer packen muss. Aber unsere Erfahrung ist, dass die gedruckten Bücher in der Beliebtheit immer noch vorne liegen. Und das, obwohl das Medium Buch schon vor Jahrzehnten totgesagt wurde“, so Baberg.
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Zahlreiche Veranstaltungen das ganze Jahr über ziehen viele Menschen in die Stadtbücherei. Ob Detektivrätsel für Unterstufenschüler, Olchi-Führungen für Kindergartenkinder, Vorlesenachmittage, Figurentheater, Bastelstunden oder Schattentheater - die Aktionen erfreuen sich großer Beliebtheit.
Nacht der Bibliotheken
Dass Leihbüchereien immer noch „the place to be“ sind (so das Veranstaltungsmotto in diesem Jahr), stellen die Büchereien deutschlandweit in der „Nacht der Bibliotheken“ unter Beweis. Auch die Stadtbücherei Olpe beteiligt sich wie immer an dieser Veranstaltungsreihe und bietet tolle Aktionen für Klein und Groß an. „Wir wollen damit natürlich auch Leute anlocken, die vorher noch nicht bei uns waren, und zeigen, dass Leihbücherei mehr ist als Bücher ausleihen - eine Bücherei ist ein Erlebnis, an dem jeder teilnehmen kann. Es ist ein Ort, an dem man aktiv wird“, erklärt Hilde Schwung.

Am Freitag, 10. März, dreht sich in der Stadtbücherei Olpe alles um Afrika: Märchenerzählerin Diana Drechsler wird ab 19 Uhr afrikanische Fabeln und Märchen erzählen und dazu mit den Gästen gemeinsam trommeln. Einladung an alle: Einfach mal vorbeischauen und mitmachen.
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