Theaterpremiere der Werthmann-Werkstatt war ein voller Erfolg

Selbstgeschriebene Sketche begeistern die Zuschauer


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Olpe. Als sich am Freitagabend, 13. September, im Speisesaal der Abteilung Olpe der Werthmann-Werkstätten der Theatervorhang schloss, wollte der begeisterte Applaus des Publikums nicht enden. Die Premiere der selbstgeschriebenen Sketche war ein voller Erfolg.


„So habe ich schon lange nicht mehr gelacht“, meinte eine Besucherin. Ein Zuschauer hob besonders den Hintergrund der Aufführung hervor: „Die eingebauten gesellschaftlichen Probleme haben sicher manchen zum Umdenken verleitet.“ Das 4. Theaterprojekt, das die Caritas-Werkstätten als Projekt im Kursprogramm anbietet, war ein Zusammenspiel von Wortwitz und Sozialkritik. Unter Leitung von Theaterpädagogin Ulrike Wesely hatten fünf Beschäftigte mit psychischen Problemen und zwei ehrenamtliche Mitarbeiter die Stücke selbst geschrieben und einstudiert.

Im ersten Teil führten die Laienschauspieler vor vollem Haus vier Sketche auf.  Der Titel „Wolkensprünge“ war die Idee einer der Beschäftigten: „Als ich im Zuge meiner Erkrankung in der Werkstatt ankam, war der Himmel für mich ganz dunkel. Im Laufe der Zeit wurden die Wolken immer heller und strahlender. Das wollten wir in dem Theaterstück zeigen.“ Die Erfahrung, die die Beschäftigte machte, zog sich wie ein roter Faden durch das Stück und war für jeden der Zuschauer eine Ermunterung, in jeder noch so schwierigen Lage ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
„Nächster Halt: Zweifelsheim“
„Nächster Halt: Zweifelsheim“ war nach der Pause der Titel des zweiten Stücks. Auf der Strecke „Halbhusten“, „Dreiviertelhusten“ und „Husten“ stiegen an den unterschiedlichen Stationen immer wieder neue Charaktere in den und aus dem Zug. Da waren die hochmütigen Unternehmer der Firma „Murks und Bruch“, die eigentlich pleite waren.

Da waren der Student, der wegen der zu hohen Mieten in den Großstädten keine Wohnung fand, und die Oma, die wegen Altersarmut das gleiche Problem hatte. Schließlich die junge Dame, die von ihrem Junggesellinnenabschied zurückkam und zweifelte, ob sie den richtigen Partner gewählt hatte - denn im Zug saß noch ein Mann, der ihr plötzlich besser gefiel als ihr Auserwählter. Mit Mob und Servierwagen führte die Schaffnerin durch das Stück und erwies sich als Bindeglied zwischen den Fahrgästen. Und da sich dann plötzlich alle ihren Problemen stellten, gab es am Ende zwei Happy-Ends.
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Die Zuschauer waren restlos begeistert von der gelungenen Aufführung, worüber sich die Laienschauspieler sehr freuten. Das Erfolgserlebnis hatte ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl enorm gesteigert. Dabei war der Gedanke vor großem Publikum zu spielen besonders für zwei der vier Akteure mit psychischen Problemen zunächst nicht einfach. „Sie haben zum ersten Mal am Theaterprojekt teilgenommen“, sagte Petra Müller vom Begleitenden Dienst, die das Projekt organisierte. „Sie hatten Angst, ihre Texte zu vergessen oder ausgelacht zu werden. Doch es hat alles hervorragend geklappt.“

Petra Müller weiß, dass das Theaterspiel viele Vorteile mit sich bringt, besonders für Menschen mit psychischen Behinderungen: „Sie werden im positiven Sinne durch die neuen Herausforderungen wie das Sprechen und Singen vor Publikum gefordert und setzten so Ressourcen frei. Wenn sie in andere Rollen schlüpfen, wird ihre Konzentrations- und Merkfähigkeit gesteigert und durch den Umgang mit den anderen wird manches  auch anders gesehen. Unsere Beschäftigten werden ermutigt, aus sich heraus zu kommen und sich zu entfalten. Sie wachsen mit ihren Aufgaben und werden selbstsicherer. Sie trauen sich Dinge zu, zu denen sie sich im wahren Leben nicht trauen, zum Beispiel laut zu schreien oder zu fluchen. Durch die Teamarbeit wird auch das Zusammengehörigkeitsgefühl verstärkt und es wird viel Vertrauen aufgebaut, weil sich der eine auf den anderen verlassen muss.“

Am Samstag, 14. September, wird der erste Teil „Wolkensprünge“ im Kulturgut Schrabbenhof in Silberg aufgeführt. Dort treten verschiedene Künstler auf. Eintritt fünf Euro.
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