"Beim Probespiel geht es nicht darum, dass der musikalische Vortrag perfekt sein muss"

Interview mit Lena Zimmer, Managerin des Kinderorchesters NRW


Das Kinderorchester NRW tritt am Sonntag, 14. Mai, in Olpe auf. von privat
Das Kinderorchester NRW tritt am Sonntag, 14. Mai, in Olpe auf. © privat

Olpe. Das Kinderorchester NRW macht am Sonntag, 14. Mai, Station in der Olper Stadthalle und spielt unter der Leitung von Dirigent Achim Fiedler die musikalische Geschichte „Jojo und die Musikmaschine“. Bei dem Benefizkonzert werden Spenden zugunsten des Kinder-Hospizvereins Olpe gesammelt. LokalPlus hatte im Vorfeld die Gelegenheit, mit Lena Zimmer, Projektmanagerin des Orchesters, ein Interview über das Kinderorchester zu führen.


Wie viele Kinder sind im Moment Teil des Kinderorchesters?

Im Moment spielen 71 Kinder mit. Das variiert immer von Projekt zu Projekt- je nach Besetzung und Literatur.
 
Welche Instrumente spielen die Kinder?

Wir haben alle Instrumente eines klassischen Sinfonieorchesters besetzt. Dazu zählen Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Tuba, Pauke und Schlagwerk.

Die Kinder sind ja erst zehn bis 14 Jahre alt. Wie lange spielen sie schon durchschnittlich ihre Instrumente, um gut genug für ein Orchester zu sein?

Das ist recht unterschiedlich und richtet sich danach, mit welchem Alter die Kinder mit dem Unterricht angefangen hat und mit wann sie in das Orchester kommen. Unsere Anforderungen sind, dass sie das Instrument mindestens seit drei Jahren beherrschen sollten.

Was müssen die Kinder leisten, um Teil des Orchesters zu werden?

Die Kinder können zu einem Probespiel zum Orchester kommen, wo sie dann mit einem Dozenten ein Stück aus der aktuellen Arbeitsphase einstudieren. Zusätzlich spielen sie ein selbst ausgewähltes Stück vor. Bei dem Probespiel geht es aber nicht darum, dass der musikalische Vortrag perfekt sein muss. Das Ziel ist vielmehr, die kleinen Musiker kennenzulernen und das aktuelle musikalische Niveau einzuschätzen.
Zwei Projekte pro Jahr
Die Kinder leben im ganzen Bundesland verteilt. Wie oft können sie zusammen üben und wo treffen sie sich dann?

Pro Jahr gibt es zwei Projekte, eins im Frühjahr und eines im Herbst. Pro Projekt haben wir drei Probenblöcke: zwei Wochenenden und eine fünftägige Orchesterfahrt. Danach gibt es noch eine Generalprobe und zwei bis drei Konzertwochenenden. Die Orte, an denen geprobt wird, sind verteilt im ganzen Bundesland. Wir arbeiten mit verschiedenen Musikschulen und Musikakademien in NRW zusammen.

Wie werden sie unterrichtet - aufgeteilt in Gruppen, z.B. nach Instrumentengruppen, oder immer gemeinsam?

Am Anfang starten wir immer mit Stimmproben. Da hat jede Instrumentengruppe seinen eigenen Dozenten, also Flöten, Oboen, etc. Das ist eine sehr intensive Betreuung, die in der Altersklasse aber auch notwendig ist. Nach den ersten Stimmgruppenproben steigern wir uns dann zu Holz- und Blechbläserproben, Bläser- und Streichertutti und natürlich die Gesamttutti-Proben, die aber auch an den ersten Probentagen auch schon am Tagesabschluss stehen. So setzen wir nach und nach unsere Programme zusammen. Das Besondere an diesem Projekt war die Zusammenarbeit mit einer Schauspielerin, die dann auch in die Proben eingebaut wurde. Sprache und Text zu lernen und gemeinsam mit der Musik zu proben war sehr spannend. 

Wie oft spielen die Kinder gemeinsam Konzerte/ treten gemeinsam auf?

Es gibt immer zwei Arbeitsphasen im Jahr: Frühjahr und Herbst. In jeder Phase gibt das Orchester drei bis fünf Konzerte. Das hängt von der Planung der Projekte und der Akquise ab.
"Die Eltern leisten immense Arbeit"
 Wie stehen die Eltern dazu, dass ihre Kinder in einem Orchester mitspielen? Die Fahrerei zu Proben und Konzerten ist auch für Eltern ein hoher Zeitaufwand.

Die Eltern leisten immense Arbeit. Vor allem durch die Fahrerei und die vielen Termine, die ja auch letztendlich mit dem Familienleben gemanagt werden müssen. Daher bieten wir auch an Wochenenden Übernachtungen an. Das hilft sehr- am meisten natürlich den Familien, die weit entfernt wohnen. Wir erfahren eine sehr große Unterstützung und auch Engagement seitens der Eltern. Wir haben wahre Fans unter ihnen, das ist ganz wunderbar.

In welche Orchester können die Kinder wechseln, wenn sie dann mit 14 Jahren zu alt für das Kinderorchester werden?

Da gibt es dann noch die anderen Landesensembles NRW. Für die Instrumente unseres Orchesters bieten sich die „Junge Bläserphilharmonie“, das Landesjugendorchester oder das Jugendjazzorchester an. Es gibt aber auch das Kammermusikzentrum, in dem man in kleiner Formation Kammermusik machen kann. Darüber hinaus sind natürlich die Musikschulen des Landes mit ihren Jugendsinfonieorchestern oder andere Projektorchester in der Altersklasse, wovon NRW nicht wenige hat, empfehlenswert.
Thema des aktuellen Stücks: Was ist Heimat?
 Worum geht es beim aktuellen Projekt „Jojo und die Musikmaschine“?

Es ist eine musikalische Geschichte, die von einer Schauspielerin, die Jojo spielt, unterstützt wird. Das Orchester übernimmt die Rolle der Musikmaschine. Das Thema der Geschichte ist die Frage, was Heimat bedeutet und worüber man sich damit identifiziert. Die Hauptfigur Jojo bekommt nämlich zwei neue ausländische Mitschüler, die viel über Deutschland erfahren möchten und so beschließt Jojo mit der Musikmaschine ein eigenes Stück zu komponieren, da sie klassische Musik liebt. Der Reiz liegt in der Vielschichtigkeit: mal spielt das Orchester ganze Sätze, mal untermalt es die Szene oder es gibt Klangeffekte.  

Sind alle Konzerte dieser Reise Benefizkonzerte? Wie wurde der Spendenempfänger ausgewählt?

In dieser Reihe ist das Konzert in Olpe das einzige Benefizkonzert. Der Kontakt kam über die hiesige Musikschule zustande und wir wurden eingeladen zu diesem Anlass zu spielen. Das ist natürlich doppelt wertvoll, wenn die Einnahmen einem guten Zweck zu Gute kommen. Sowas nehmen wir dann auch gerne an.
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