„Winnetou III“ in Elspe: Proben laufen auf Hochtouren

LokalPlus schaut hinter die Kulissen


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Kai Noll (links) und Jean Marc Birkholz schlüpfen bei „Winnetou III“ in die Hauptrollen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. von s: Nils Dinkel
Kai Noll (links) und Jean Marc Birkholz schlüpfen bei „Winnetou III“ in die Hauptrollen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. © s: Nils Dinkel

Elspe. Die Äxte sind gewetzt, die Gewehre geladen: Derzeit bereiten sich die 60 Akteure des Elspe-Festivals akribisch auf die neue Saison vor, die am Samstag, 15. Juni, Premiere feiert. Der Häuptling der Apachen muss in der diesjährigen Inszenierung von „Winnetou III“ sterben. Aber Obacht: Wahre Helden sterben nie. Das Elspe Festival hält den Fans in diesem Jahr eine Überraschung bereit. LokalPlus hatte die Möglichkeit, den Schauspielern bei einer Probe vor „Winnetous letztem Kampf“ über die Schultern zu schauen.


„Kai muss den Sattel festmachen. Er ist ab“, hallt es von der Naturbühne in den Zuschauerraum, wo Regisseur Jochen Bludau inmitten des sonst leeren Zuschauerraums Platz genommen hat. Die Outfits vor allem der Hauptcharaktere Winnetou, gespielt von Jean Marc Birkholz, und Old Shatterhand, verkörpert von Kai Noll, sind nach Maß geschnitten.

„Die leiden im Laufe einer Spielzeit besonders“, sagt Bludau. Szene für Szene wird heute bis ins kleinste Detail eingespielt. Denn: In einer Woche ist Premiere. Zum ersten Mal brachten die Akteure das Stück im Gesamten am Freitag, 7. Juni, auf die Bühne.
Drehbuch im März fertiggestellt
„Der Text muss jetzt sitzen“, erzählt Pressereferentin Ingrid Mause. Die Schauspieler hatten mehrere Monate Zeit, sich auf die Inszenierung vorzubereiten und ihre Texte zu lernen. „Kai lernt erst, wenn er dran ist. So ist er das bei der Serie 'Unter uns' gewohnt. Es macht keinen Sinn, wenn die ihre Texte dort vorher lernen“, so Jochen Bludau, der das Drehbuch im März fertigstellte. Seit Christi Himmelfahrt am 30. Mai wird im Team geprobt.
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Vereinzelt kommt es zu Texthängern oder zu kleinen Fehlerchen. Kai Noll stellt eine Sinnfrage, nachdem er zwei Schüsse abgegeben hat und vier Männer sterben. Er hatte nicht mitbekommen, dass gleichzeitig auch Elspe Festival-Legende Benjamin Armbruster aus dem Hintergrund weitere Schüsse abgab. „Ich würde es begrüßen“, scherzt Noll. Aber Jochen Bludau winkt ab: „Das machen wir nächstes Jahr, wenn wir Rambo aufführen!“, und bringt das Ensemble zum Lachen.

Ab und zu ist ein Requisit nicht am richtigen Platz oder ein Pferd steht plötzlich alleine da. Dinge, die spätestens bei der Premiere sitzen müssen. Von Fehlern kann sich hier kaum jemand frei sprechen, egal ob Profi- oder Laienschauspieler. Hier und da muss Intendant Bludau oder jemand anderes eingreifen. „Bei den vielen Leuten weiß immer einer Bescheid, wie es weitergeht“, sagt er lachend.
Tiere werden behutsam an das Stück herangeführt
Aber nicht nur die Schauspieler müssen sich untereinander abstimmen, ihre Einsätze koordinieren und auf den richtigen Moment warten: Auch tierische Mitwirkende werden in die Proben eingebunden. „Die Pferde können nicht einfach im Stall herumstehen. Sie werden das ganze Jahr bewegt und lange auf die Show vorbereitet“, sagt Ingrid Mause. Stunt-Koordinator Marco Kühne: „Gerade die Action- und Überfallszenen mit den Pferden müssen genau trainiert sein. Man muss sehr aufpassen, dass nicht alle Pferde auf einem Eck sind.“

Auch in der Technik könnte ein kleinster Fehler fatal sein. Sekundengenau müssen Knall-Effekte und Explosionen im Wilden Westen und damit in den insgesamt 59 Vorführungen ablaufen. Nicht nur ein falscher Schritt kann gravierende Folgen haben. Auch eine verspätete Explosion kann die Inszenierung kaputt machen und zu Verletzungen führen. Damit solche Dinge nicht passieren, sind alle Beteiligten in die Vorbereitungen involviert.
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Bei Pyro-Effekten werde für Mensch und Tier immer ein Sicherheitsabstand gewahrt. „Wenn man zu nah an einer Explosion steht, kann das sehr gefährlich werden“, so Marco Kühne. Und weiter: „Der Pyrotechniker hat immer Sicht auf die gesamte Spielfläche. Wenn irgendwas passiert, drückt er nicht ab.“ Gerade die Tiere führe man vorsichtig an die lauten Knalleffekte heran. Kühne: „Die Pyrotechnik wird nach und nach gesteigert, bis schließlich der gewünschte Effekt erreicht ist.“

Als Susan beginnt, für Winnetou die Mundharmonika zu spielen, läuft die Hintergrund-Musik zu früh. Die Szene wird noch einmal geprobt. Das sieht dann schon wesentlich besser aus. Die Richtungen, in die die Indianer zu gehen und die Pferde zu reiten haben, welche Abstände einzuhalten sind, prägen sich langsam bei den Schauspielern ein.

Jedoch gibt es immer wieder kleine Unsicherheiten: „Wann beginne ich mit meinem Text?“, fragt Jean Marc Birkholz die Regie. Von Jochen Bludau kommt zurück. „Sobald du stehst.“ In der gleichen Szenerie fragt Birkholz wenig später, ob er mit Susan hochgehen soll. „Um Gottes Willen“, ruft der Intendant zurück.
Blutsbrüderschaft endet tragisch
Auch wenn es bei „Winnetou III“ weniger explosiv auf der Naturbühne zugeht, ist eines klar: Spannender und emotionaler könnte die Inszenierung frei nach Karl May kaum sein. Beim Kampf gegen das Böse wird Winnetou – der Held der Show – in den Armen seines Blutsbruders sterben.

Aber auch hier läuft nicht alles rund: Als sich der Apachen-Häuptling von seinem Blutsbruder verabschiedet, grätscht Jochen Bludau dazwischen: „Kai sprich: Winnetou ist tot!“ Allerdings sollen die Fans nicht traurig nach Hause gehen, versichern die Initiatoren. Die Saison beginnt bereits am Samstag, 15. Juni, und somit eine Woche früher als in den Vorjahren. Gleichzeitig endet die Spielzeit eine Woche später. Bis die Zuschauer das Stück in Gänze sehen können, ist allerdings noch das richtige Feintuning nötig.

Neben den Vorbereitungen für die Inszenierung von „Winnetou III“ laufen auch die Proben für das Rahmenprogramm, das den Besuch beim Elspe Festival abrundet.
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