Die Entstehung einer Freundschaft im Wilden Westen des Elspe Festivals

Bösewicht Santer stürzt brennend in den Tod


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Old Shatterhand (links) und Winnetou besiegeln ihre Freundschaft mit der Blutsbrüderschaft. von s: Nils Dinkel
Old Shatterhand (links) und Winnetou besiegeln ihre Freundschaft mit der Blutsbrüderschaft. © s: Nils Dinkel

Elspe. Das neue Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand feiert am kommenden Samstag, 24. Juni, Premiere. In diesem Jahr wird „Winnetou I – Die Geschichte einer großen Freundschaft“ zurück auf die Freilichtbühne in Elspe gebracht. Zum ersten Mal seit langer Zeit stehen sich damit die berühmten Blutsbrüder zunächst als Feinde gegenüber. Bis zum 10. September wird geschossen, geritten und gekämpft.


Regisseur Jochen Bludau nennt es die Genesis aller Karl-May-Geschichten. Die Vorgeschichte der vielleicht bekanntesten Männerfreundschaft findet den Weg zurück auf die große Elsper Naturbühne: „Winnetou I“ erzählt das Kennenlernen der beiden Hauptcharaktere Winnetou, des Häuptlings der Apachen, und des Bleichgesichts und Greenhorns Old Shatterhand.
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Die Entstehung einer Freundschaft im Wilden Westen des Elspe Festivals
Old Shatterhand kommt als Bahnarbeiter in den Wilden Westen. Die Santer-Bande ist derweil auf der Suche nach dem Goldschatz der Apachen und kämpft gegen alle, die sich ihnen in den Weg stellen. Im Kampf gegen die Bösewichte der Santer-Bande entwickelt sich über Umwege eine Freundschaft zwischen den beiden Hauptcharakteren.
Blutsbrüderschaft entsteht
Nachdem sich Apatschen und Bahnarbeiter zuerst gegenübergestanden haben, werden Old Shatterhand und Winnetou Blutsbrüder. Auf der Jagd nach dem Goldschatz töten die Gauner dann schließlich Winnetous Vater und seine Schwester. Für Old Shatterhand ist es gleichzeitig auch das tragische Ende einer gerade erst entfachten jungen Liebe. Die Blutsbrüder - Jean-Marc Birkholz steht im sechsten Jahr in Folge als Winnetou auf der Bühne, Kai Noll zum dritten Mal als Old Shatterhand - stellen und besiegen die Bösewichte zum großen Finale am „Nugget tsil“.

Das bedeutet gleichzeitig den Tod von Bösewicht Santer: Er stürzt in der Schlussszene am Wasserfall spektakulär und brennend 20 Meter tief in den Tod. „Bei uns sterben alle Bösewichte am Ende. Das erwarten die Zuschauer von uns“, erklärte Bludau. „Die Zuschauer akzeptieren es nicht, wenn der Bösewicht überlebt.“
"Keine Show gleicht der anderen"
Für Jean-Marc Birkholz ist jede Show eine neue. „Ich gehe gespannt in jede neue Vorstellung. Keine gleicht der anderen“, sagte der erfahrene Winnetou-Darsteller. „Heute ist mir ein Versprecher passiert, was normalerweise nie vorkommt“, so Birkholz. Eine Minute vor Showbeginn gehe das Lampenfieber los. „Ich bin immer aufgeregt. Auch wenn ich sonst die coolste Sau unter der Sonne bin, führte der Apachen-Häuptling aus. Zudem sei jede Aufführung anders. Auf einer Freilichtbühne spiele das Wetter eine große Rolle. Dementsprechend gäbe es Unterschiede zwischen Shows im strömenden Regen oder auch bei Sonnenschein.
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Die Entstehung einer Freundschaft im Wilden Westen des Elspe Festivals
„Wenn es toll draußen ist verspürt man eine ganz andere Energie. Andererseits wirken 36 Grad unter einer Perücke schnell wie über 40 Grad“, sagte Birkholz. Da erlebe er einen gefühlten Hitzetod. Auch die Zuschauerstimmung mache das Schauspielern aus. „Wenn die Show im Publikum Anklang findet, motiviert das.“ In der aktuellen Show „Winnetou I“ gibt es eine Szene, die Birkholz immer wieder Überwindung kostet: „Die Stelle, wo ich Shatterhand ein Tomahawk quer über den Kopf ziehe“, sagt der erfahrene Schauspieler. „Wenn ich da zu langsam reite, schert das Pferd instinktiv aus. Jedes Mal hoffe ich, dass das gut geht.“ In der Szene reite Winnetou gerade und mit hoher Geschwindigkeit auf Old Shatterhand zu.
Vier Shows für einen Tag
Neben der Hauptshow auf der Freilichtbühne wird den Besuchern weiteres Rahmenprogramm geboten. So führen die Akteure in diesem Jahr die Stuntshow „Es war einmal in Kanada - Grandpa´s Schatz“, die Pferdeshow „Teaching Horses“ und die Musikshow „Best of Country Music“ mit einer Länge von jeweils etwa 25 Minuten auf.

„In der Stuntshow werden Schlägereien und Stunts dargeboten, die in seriösen Stücken nicht verarbeitet werden können“, sagte Bludau. „Die Pferdeshow zeigt den Umgang mit Pferden auf und ermöglicht einen Eindruck wie die Tiere für die Shows sensibilisiert werden“, so Bludau. Wo werde beispielsweise das ruhige Verhalten der Pferde auf der Bühne, aber auch der Umgang mit dem Feuer trainiert.
Greifvogelshow und -auffangstation
Neuerung ist zudem eine Greifvogelshow. Wir haben eine Falknerin engagiert, die die Vögel in Zukunft trainiert“, sagte Bludau. In Zukunft hätte das Elspe Festival ein eigenes Greifvogelgehege, welches die artgerechte Haltung gewährleisten solle. Auch eine Auffangstation für verunglückte Greifvögel solle künftig Aufgabe dieser sein.

„Den Festival-Besuchern werden nicht nur die Eleganz der Adler, die Schnelligkeit von Wüstenbussarden und die Gelassenheit der Eulen demonstriert. Vielmehr sollen hier künftig auch kranke oder verletzte Greifvögel aufgenommen und gesund gepflegt werden“, teilte das Elspe Festival mit. Nach der Hauptaufführung folgt optional jeweils eine Backstage-Tour, die einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht.
Infos über Karl May und das Elspe Festival:
Die Geschichten um Winnetou und Old Shatterhand erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Karl May hatte diese im späten 19. Jahrhundert, beziehungsweise in den Anfängen des 20. Jahrhunderts, verfasst. Die Handlungen fanden jeweils im Wilden Westen statt. Die Freilichtbühne Elspe führt seit 1958 die Karl-May-Festspiele auf. Mit den Verfilmungen in den 1960er Jahren und der Anstellung von Schauspieler Pierre Brice (†) in der Rolle des Winnetou stieg die Popularität stetig an.

Regisseur Jochen Bludau schreibt die Drehbücher frei nach Karl May. 2016 feierte Winnetou ein Revival im Deutschen Fernsehen. „Winnetou – Der Mythos lebt“ wurde als Drei-Teiler eines Privatsenders ausgestrahlt. Die Winnetou-Trilogie wurde zuletzt von 1984 bis 1986 in Elspe aufgeführt. Aktuell bietet das Elspe Festival Platz für 4000 Zuschauer im überdachten Innenraum. Laut Bludau werden in der diesjährigen Saison schätzungsweise eine Tonne Sprengstoff bei Explosionen und Schusswechseln verpulvert. „Wir haben in diesem Jahr ein recht ruhiges Stück mit drei Explosionen.“ %%ExtraLine[125731]%%Laut Bludau sei die Verletzungsgefahr auf der 100 Meter langen Bühne gering. „Wir sind in Klasse drei eingestuft. Gleichgestellt mit Büroberufen“, sagte der Regisseur. „Wir können uns Verletzungen nicht leisten. Wir achten darauf, dass alle gut und fit sind.“ Der Stuntman beispielsweise, der das höchste Risiko trage, hätte sich in seiner zehnjährigen Tätigkeit noch nie verletzt. Die hohen Sicherheitsauflagen wirken sich laut Bludau auch auf die Schauspieler aus. „Die Akteure und Tiere werden auf alle Szenarien trainiert.“ Es werde alles ausgeschaltet oder trainiert, was Ängste verursachen könnte. Das funktionierende System und ein fertiges Gerüst mit hoher Eigenverantwortlichkeit sei auch der Grund, warum die Schauspieler ihre Texte innerhalb von zwei Wochen auswendig könnten, erklärte Bludau abschließend.
Darsteller:
  • Winnetou, Häuptling der Apatschen: Jean-Marc Birkholz
  • Nscho-tschi, seine Schwester: Cheryl Angelika Baulig
  • Intschu-tschuna, deren Vater: Wolfgang Kirchhoff
  • Klekih petra, weißer Lehrer der Apatschen Matto: Harald Heufer
  • Schako, Unterhäuptling der Apatschen: Moritz Bürkner
  • Old Shatterhand: Kai Noll
  • Sam Hawkens: Stephan Kieper
  • Dick Stone: Uwe Schröder
  • Will Parker: Thorsten Klein
  • Santer: Alexander Hanfland
  • Rattler: Markus Lürick
  • Rollins: Marco Kühne
  • Marcy: Maximilian Wieler
  • Miranda, Saloonwirtin: Bianca McNamara
  • Barker, Sheriff: Przemyslaw Rozbicki
  • Karl May: Jochen Bludau
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