Was bedeuten „lindnern", „Girlfriend-Material", „Achselfasching" und Co?

Leas Blog: Jugendwort 2018


  • Kreis Olpe, 20.10.2018
  • Von Lea Engelbrecht
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Mancher Begriff und die Erklärung dazu lassen einen lauthals loslachen: Das „Jugendwort des Jahres“ wird wieder gesucht. von Symbol © Scott Griessel / lia
Mancher Begriff und die Erklärung dazu lassen einen lauthals loslachen: Das „Jugendwort des Jahres“ wird wieder gesucht. © Symbol © Scott Griessel / lia

Kreis Olpe. Aktuell läuft sie wieder, die Abstimmung zum „Jugendwort des Jahres 2018“. 30 Begriffe stehen zur Auswahl. Wir erklären euch, was gemeint ist, wenn von "lindern", "Achselfasching", Girlfriend-Material" und "einwrappen" die Rede ist.


Manches lässt sich einfach und logisch erklären, andere Wörter wiederum sind so unverständlich, dass sogar viele Jugendliche eine Erklärung brauchen. Für die nicht mehr ganz so Jugendlichen unter uns habe ich alle zur Abstimmung stehenden Wörter mit einer Erklärung, beziehungsweise „Übersetzung“ einmal aufgeführt.
Wörter teilweise politisch motiviert
Eines der kreierten Verben ist lindnern. Dies ist eine Anlehnung an den FDP-Politiker Christian Lindner und steht dafür, etwas lieber gar nicht als es möglicherweise falsch zu machen. Dieses Wort bezieht sich auf das Platzen der Jamaika-Koalition bei der Regierungsbildung und den überraschenden Abschied der FDP-BUndestagsfraktion in person von Christian Lindner.

Der Begriff zuckerbergen hingegen ist eine Wortneuschöpfung für den Begriff bedeutet „Stalking“, also jemanden verfolgen.  Auch hier ist ein Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen am Beispiel des Facebook-Datenskandals deutlich zu erkennen. Der Chef des Social-Media-Giganten Facebook heißt Mark Zuckerberg.

An der Erschaffung dieser neuen Wortschöpfungen sieht man meiner Meinung nach eindrucksvoll, dass Politik und Nachrichten uns Jugendlichen keineswegs egal sind. In Bezug auf die derzeitige Migration in der Welt gibt es auch einen Vorschlag: Borderitis (von englisch „border“- Grenze) ist die Allergie gegen Grenzen.
Wortschatz reicht für manche Beschreibungen nicht mehr aus

Wer ein Appler ist, gibt ständig mit seinen Apple-Produkten an. Das Wort Snackosaurus, eins meiner persönlichen Favoriten, beschreibt einen Menschen, der sehr verfressen ist.

Wenn  man beim Chinning mitmacht, nimmt man an einer Internet-Challenge teil, bei der es darum geht, Selfies mit Doppelkinn (von englisch „chin“ – Kinn) zu posten.

Und was ist ein Gymkie?  Ganz einfach: eine Person, die sehr häufig ins Fitnessstudio geht, also ein „Gym-Junkie“ ist. Eine Studie des Unternehmens „Statista“ besagt, dass im Jahr 2018 1,76 Millionen aus der Altersgruppe der 14- bis 19-Jährigen recht regelmäßig ins „Fitti“ gehen. 

Wenn man als Lauch bezeichnet wird, ist das eher kein Kompliment, denn dann ist man eher das Gegenteil eines  Gymkies. Sehr dünne, nicht muskulöse Jungs bezeichnete man ursprünglich als „Lauch“. Mittlerweile ist damit auch weiterfassender die Bedeutung Trottel verknüpft.

Im Jahr 2017 lautete ein Vorschlag „Bruh“, was eine Beschreibung für den besten Freund ist. In diesem Jahr gibt es sogar zwei Begriffe mit dieser Bedeutung: Besti ist die Bezeichnung für die beste Freundin, und Kocum, ein türkisches Wort, meint den besten Freund.
Englisch wird zum Trend, aber Deutsch bleibt in der Jugendsprache erhalten
Insgesamt sind über  50 Prozent der vorgestellten Wörter an die englische Sprache angelehnt. Dennoch gibt es immer noch deutsche Begriffe, die in der Jugendsprache verwendet werden. Dazu zählen glucosehaltig (süß) und die Ausdrücke Auf dein Nacken! („Du bezahlst!“) oder Ehrenmann/-frau (jemand, der etwas Besonderes für dich tut).

Der Trend geht jedoch zu einem mehr an Anglizismen bzw. „Denglisch“. Während im Jahr 2009 nur sechs von insgesamt 30 Begriffen unter  englischem Einfluss standen, sind in diesem Jahr bereits 16 Wörter als englisch beziehungsweise „denglisch“ einzustufen.  Das ein oder andere Wort beinhaltet sogar eingedeutschte Ausdrücke, die im Duden stehen.

Zum Bespiel das Verb einwrappen. Es steht für das Einrollen in die Decke wie ein Wrap. Ein anderer Ausdruck ist verbuggt, was bedeutet, dass etwas oder jemand voller Fehler ist. ES bezieht sich hierbei auf den englischen Begriff „bug“, den Fehler in einem Software-Programm. 
Ersatz für bereits vorhandene Wörter
Für eine Person, die sich für eine Beziehung eignet, haben wir ebenfalls ein Wort erfunden: Boyfriend-Material bzw. Girlfriend-Material. Finde finde ich persönlich eher abwertend.

Ein anderes zur Abstimmung stehendes Wort ist Screenitus, das Gefühl, wenn man zu lange auf einen Bildschirm gestarrt hat. Es gibt eine Studie, die besagt, dass Jugendliche alle sieben Minuten auf ihr Handy gucken, das macht über 200 Mal am Tag. Allein die Verwendung der sozialen Netzwerke macht pro Tag circa drei Stunden aus.

Im Prinzip gibt es jedes Jahr zudem mindestens einen Vorschlag für das Wort „cool“ beziehungsweise „uncool“. In diesem Jahr ist das wack. Dieses Wort ist in den USAschon seit längerem sehr populär und vor allem durch Texte in der Hip-Hop-Musik nach Deutschland gekommen.

Das „cool“ von 2017 lautete „lit“. Auch dieses kommt dieses Jahr wieder vor, und zwar bezeichnen die Jugendlichen eine coole Situation als lituation.

Ein anderes Wort, um Begeisterung auszudrücken, ist lan, was laut des Verlags „Langenscheidt“ so viel wie „krass“ bedeuten soll. Eigentlich ist die korrekte Übersetzung aus dem Türkischen eher „Mann“ oder „Typ“. 
Sprache steht unter verschiedensten Einflüssen
Den starken  Einfluss, den die sozialen Medien haben, kann man ebenfalls in der 30 Wörter umfassenden Liste erkennen. Wer ein Iger ist, ist ein sogenannter „Instagrammer“. Und dabei handelt es sich oft, ironisch und abwertend gemeint, um einen Jugendlichen, der häufug die Plattform „Instagram“ nutzt, auf der man Fotos und Schnappschüsse teilen kann.  

Ein anderer Begriff ist die Abkürzung  lngtfy (von „Let me google that for you“) - eine Antwort auf eine unnötige Frage, die auch Google beantworten könnte. 

Ein unter dem Einfluss von WhatsApp entstandenes Wort ist Exting. Bedeutung: Schluss machen per Textnachricht.

Auch der Einfluss anderer Sprachen, gerade durch Filme, Musik oder die sozialen Netzwerke, wird an den Vorschlägen deutlich: Sheesh bedeutet auf Deutsch übersetzt in etwa  „Wirklich?“ oder „Du meine Güte!“ und ist ein Ausdruck des Erstaunens. 

Das Nomen Rant leitet sich von dem englischen Verb „to rant“ ab, das mit „schimpfen übersetzt wird.
Kritik am Auswahlverfahren
Die letzten fünf Ausdrücke sind AF („as fuck“, die Betonung, dass etwas ganz besonders ist), Achselfasching (Achselhaare), breiern (brechen und trotzdem weiterfeiern), Gib ihm! (Mach das!) und Ich küss dein Auge (Ich mag dich).

Letztes Jahr waren mir von 30 Wörtern gerade einmal neun bekannt. Dieses Jahr kannte ich sogar nur acht der vorgeschlagenen Ausdrücke. Für mich deutet das darauf hin, dass längst nicht alle vorgeschlagenen Begriffe wirklich häufig verwendet werden.
Kritik an der Abstimmung

Jetzt ist der Verlag „Langenscheidt“ an der Reihe, der aus mehreren Gründen für seine Abstimmung kritisiert wird. Einerseits sind die Wörter häufig selbst unter Jugendlichen unbekannt, andererseits ist es durchaus umstritten, wie die Jugendwörter gekürt werden.

Kritiker sehen Probleme darin, dass die Internet-Abstimmung für jeden zugänglich ist, dass also jeder abstimmen kann, ob Jugendlicher oder nicht.

Zudem stört mich persönlich an der späteren Auswahl, dass aus den Top Ten der Internetabstimmung dann eine Jury aus zum Großteil erwachsenen Sprachwissenschaftlern das Jugendwort des Jahres kürt. Hierbei wird dann nicht nach Beliebtheit gewählt, sondern unter anderem nach Kreativität des Ausdrucks.
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