„I bims“, „trumpeten“, „selfiecide“: Jugendwörter als Fremdsprache?
Lea Engelbrecht bloggt für LokalPlus: Aus der Sicht einer Schülerin
- Kreis Olpe, 18.11.2017
- Von Lea Engelbrecht
Lea Engelbrecht
Redaktion
Kreis Olpe. „I bims“ (Verballhornung von „Ich bin´s“) ist am Freitag, 17. November, zum Jugendwort des Jahres 2017 gekürt worden. Unsere Bloggerin Lea Engelbrecht, 15 Jahre alt, Schülerin und aus Schmallenberg, hat sich im Vorfeld mit dem Thema Jugendsprache auseinandergesetzt – und die in diesem Jahr zur Auswahl stehenden Begriffe wie „trumpeten“, „selfiecide“ und „Merkules“ auch gleich erklärt.
Diese Frage drückt das Erstaunen über eine Sache aus. Hier muss ich sagen, dass meiner Meinung nach diese Begriffe einer Sprache entstammen, die vor allem dazu dient, die Erwachsenen zu provozieren. Ich selbst als Jugendliche würde nicht wollen, dass jemand aus meinem Freundeskreis so mit mir spricht.
An der Erschaffung dieser neuen Begriffe sieht man meiner Meinung nach sehr eindrucksvoll, dass Politik uns Jugendlichen keineswegs egal ist. Gerade deshalb finde ich es gut, dass auch solche politisch motivierten Wörter in die Abstimmung mit aufgenommen werden, schließlich liegt die Zukunft in unserer Generation.
Wenn man „tinderjährig“ ist, ist man laut der Jugendlichen alt genug, um die Dating-Plattform „Tinder“ zu benutzen. Ab welchem Alter man im Endeffekt „tinderjährig“ ist, weiß ich, wie wohl die meisten Jugendlichen, leider selbst nicht. Wann ist man „sozialtot“? Eigentlich ist diese Erklärung ziemlich einfach. Wer nicht in den sozialen Netzwerken angemeldet ist, existiert in der virtuellen Welt, die gleichzeitig die Welt vieler Jugendlicher ist, einfach nicht und ist dort also wie tot.
Während im Jahr 2009 nur sechs von insgesamt 30 Begriffen unter englischem Einfluss standen, sind in diesem Jahr bereits 14 Wörter englisch beziehungsweise „denglisch“. Ein Ausdruck, der meiner Ansicht nach am Ende sehr weit vorne stehen wird, ist eine veränderte Form von „ich bin’s“ – und zwar „i bim’s“. Sicherlich haben schon viele Jugendliche ihre Eltern durch die übermäßige Verwendung von „i bim’s“ zur Verzweiflung gebracht.
Der Begriff „tacken“ beschreibt ein Phänomen, von dem ich zu behaupten wage, dass es nicht nur unter Jugendlichen auftritt, und zwar das Versenden von Nachrichten, während man auf der Toilette sitzt. „Tacken“ ist in diesem Fall eine Vermischung der Wörter „texten“ und „kacken“. Eine Parallele zum Jugendwort des Jahres 2016, das „fly sein“ lautete, ist der Ausdruck „unfly“, was „sehr uncool“ bedeutet. Im Prinzip gibt es jedes Jahr mindestens einen Vorschlag für das Wort „cool“, denn seit dieses sogar offiziell im Duden aufgeführt wurde ist es gerade „uncool“ geworden. Das „cool“ von 2017 lautet „lit“. Dieses Wort ist in Amerika schon seit längerem sehr populär und wird vor allem in der Rapper-Sprache und den Sozialen Netzwerken verwendet.
Durch Streaming-Dienste ist das klassische Fernsehen mittlerweile bei Jugendlichen zu großen Teilen verdrängt worden. Aus dem Namen des Streaming-Anbieters „Netflix“ und dem englischen Wort „nap“, das „Schläfchen“ bedeutet, setzt sich ein weiteres mögliches Jugendwort des Jahres zusammen – und zwar „napflixen“. Das beschreibt die Situation, wenn man einen Film oder eine Serie laufen lässt und dabei ein Nickerchen macht.
Den starken Einfluss, den die sozialen Medien haben, kann man ebenfalls in der 30 Wörter umfassenden Liste erkennen. Oft bekommen Jugendliche in meinem Alter viele hundert Nachrichten pro Tag. Diese können sehr stark ablenken und häufig sind vor allem Sprachnotizen auf WhatsApp nicht besonders zielführend. Zum Beispiel gibt es den Spruch „Warum etwas in zwei Minuten am Telefon klären, wenn man es auch in 3 Stunden über WhatsApp diskutieren kann?“
Aus eigener Erfahrung sprechend kann ich diese Aussage nur bestätigen. Für diese nervigen Sprachnotizen existiert ein Wort, das auch in die Liste aufgenommen wurde und zwar „Noicemail“. Es besteht aus dem englischen Begriff für Sprachnotiz, „Voicemail“, und dem Wort „noise“ für Lärm. Ein ebenfalls unter dem Einfluss von WhatsApp entstandenes Wort ist „emojionslos“. Jemand ist „emojionslos“, wenn er Nachrichten ohne Smileys bzw. Emojis verschickt.
Der Verlag „Langenscheidt“ wird aus mehreren Gründen für seine Abstimmung kritisiert. Einerseits sind die Wörter häufig selbst unter Jugendlichen unbekannt, wie mein Beispiel deutlich zeigt. Andererseits ist es durchaus umstritten, wie die Jugendwörter gekürt werden. Kritiker sehen Probleme darin, dass die Internet-Abstimmung für jeden zugänglich ist, dass also jeder abstimmen kann, ob Jugendlicher oder nicht. Zudem stört mich persönlich an der späteren Auswahl, dass aus den Top Ten der Internetabstimmung dann eine Jury aus zum Großteil erwachsenen Sprachwissenschaftlern, Studenten und einigen Schülern das Jugendwort des Jahres kürt.
Hierbei wird dann nicht nach Beliebtheit gewählt, sondern unter anderem nach Kreativität des Ausdrucks. Meiner Meinung nach kann man das gekürte Wort dann kaum als „Jugendwort des Jahres“ bezeichnen, da es nicht wirklich dem echten Sprachgebrauch von uns Jugendlichen entspricht.