Geplante Kooperation irritiert Kreismusikverband „über alle Maßen“

Stellungnahme zur Zusammenarbeit zwischen Kreis und Platin Scala


Topnews
 von © Christopher Finke
© © Christopher Finke

Kreis Olpe. Der Kreis Olpe und die Platin Scala streben den Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit einer Laufzeit von drei Jahren vor. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass das Orchester von 2017 bis 2019 als Philharmonie des Kreises auftritt und dafür jährlich einen Zuschuss in Höhe von 20.000 Euro erhält (LokalPlus berichtete). Der Kreismusikverband um den Vorsitzenden Toibias Brömme reagiert in einer Stellungnahme mit Unverständnis und sieht sich und die ehrenamtlichen Musikvereine benachteiligt. Das Schreiben im Wortlaut:


„Sehr geehrter Herr Landrat Beckehoff,

sehr geehrte Frau Berling,

sehr geehrte Herren Fraktionsvorsitzende,

mit großer Verwunderung hat der Kreismusikverband Olpe e.V. - die Interessenvertretung der Musikvereine und Spielmannszüge im Kreis Olpe - über die Presse verfolgt, dass sich sowohl Kulturausschuss als auch Hauptausschuss des Kreises Olpe mehrheitlich entschieden haben, die Platin Scala mit einem Gesamtbetrag in Höhe von zunächst 60.000 Euro in den kommenden drei Jahren zu fördern.  Der Kreismusikverband Olpe e.V. kann mit dieser Entscheidung, die der Kreistag am 12. Dezember 2016 vermutlich bestätigen wird, nicht einverstanden sein. Wir können nicht nachvollziehen, warum hier einer privaten Künstleragentur (vgl. http://www.platin-scala.com/?page_id=729) offensichtlich mehr finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden als den zahlreichen ehrenamtlich tätigen musiktreibenden Vereinen im Kreis Olpe.

Wir respektieren Herrn Hesses jahrelange Arbeit für die Musik in unserer Region. Nichtsdestotrotz betreibt er hier eine Agentur, die Künstler temporär verpflichtet, mit Ihnen Verträge schließt und diese am Ende für die erbrachten Leistungen entlohnt, auch wenn die Platin-Scala hier unter der Rechtsform eines eingetragenen Vereins auftritt. Ergänzend hierzu möchten wir auf ein Interview mit Herrn Hesse in der WP/WR in dieser Woche hinweisen. Laut Vereinbarung verspricht sich der Kreis Olpe eine Philharmonie des Kreises Olpe zu etablieren. Genau das wird der Kreis Olpe aber laut den Aussagen von Josef Hesse nicht erhalten. Er gibt im Interview ganz klar an, weiter ein Orchester auf Abruf betreiben und weiter ca. 20 feste MusikerInnen unter Vertrag halten zu wollen. Wenn man davon die angegebenen acht Gesangs-Solisten abzieht, so erhält man ein Orchester von ganzen zwölf Instrumentalmusikern. Das hat mit der angegebenen Intention des Kreises Olpe ein Profi-Orchester unterstützen zu wollen eben nichts zu tun.
Verhältnis der Förderung stimmt nicht
Der Kreismusikverband erhält eine jährliche Fördersumme in Höhe von ca. 5.000 Euro vom Kreis, zusätzlich wird auch das Kreisjugendblasorchester von der Kulturstiftung des Kreises Olpe gefördert. Allerdings ist diese Fördersumme mit Blick auf den Unterbau und die ehrenamtliche Arbeit, die in den 54 Mitgliedsvereinen von den ca. 4.000 Musikerinnen und Musikern betrieben wird, im Verhältnis verschwindend gering - sicherlich im Vergleich zu der von den beiden Ausschüssen beschlossenen Unterstützung der Platin-Scala in Höhe von jährlich 20.000 Euro.

Wir sind über alle Maßen irritiert, dass ein Projektorchester mit professionellen und bezahlten Musikern, das insbesondere eher auf Konzertreisen aus ist (in der Sitzungsvorlage wurden USA und Kanada genannt), in Ihren Augen offensichtlich einen höheren Stellenwert besitzt - zumindest wenn man es monetär betrachtet - als unsere Mitgliedsvereine, die für unseren Musik-Kreis Olpe in so vielen unterschiedlichen Situationen ein Aushängeschild bilden. Man denke nur an die unzähligen Konzerte, Auftritte, Schützenfeste, Orchesterpartnerschaften mit anderen Regionen und nicht zuletzt den erfolgreichen Auftritt unseres Kreisjugendblasorchesters am Gardasee im vergangenen Jahr. Insbesondere der zuletzt genannte grandiose Wettbewerbserfolg war beste Werbung für den Kreis Olpe. Darüber wird in unserem Landesverband und weit über die Kreisgrenzen hinaus noch heute gesprochen.
Kreisjugendblasorchester repräsentiert Kreis Olpe eher
Ist es nicht vielleicht sogar so, dass es sich bei diesem - unserem Kreisjugendblasorchester, in dem ausschließlich Jugendliche aus unserem Kreis musizieren, viel eher um das Orchester des Kreises Olpe handelt und genau diese Arbeit viel eher von der öffentlichen Hand Unterstützung finden müsste? Unsere Meinung: Sicherlich eher als die Platin-Scala.

Wir möchten mit unserer Stellungnahme die Arbeit von Herrn Hesse in keiner Weise in Frage stellen oder kritisieren. Gelebte Kultur bedeutet Vielfältigkeit - wir als Kreismusikverband freuen uns über eine facettenreiche Musiklandschaft in unserem Kreis, zu der seit Jahrzehnten auch die Platin-Scala gehört. Aber unserer Meinung nach braucht der Kreis Olpe keine eigene Kreis-Philharmonie. Als professionelles Orchester bietet die Philharmonie Südwestfalen mit Sitz in Hilchenbach ein interessantes, gleichwohl kulturell hochwertiges Programm an, das für Konzertbesucher aus dem Kreis Olpe in fahrbarer Nähe ist. Zudem trägt eben genau diese Philharmonie Südwestfalen unsere Region in ihrem Namen. Und die Qualität hat der Kreis Olpe ja bereits auch erkannt, denn eben dieses Orchester wird mit einem Konzert das Jubiläumsjahr des Kreises Olpe eröffnen.
Kreismusikverband: Vielfältige Leistungen und hohes Niveau
Der Kreismusikverband unterstützt mit der Durchführung der D-Lehrgänge die Vereine vor Ort bei der Ausbildung der aufstrebenden jungen Musikerinnnen und Musiker, bietet Seminare und Weiterbildungen an und sucht zudem die Zusammenarbeit mit den kommunalen Musikschulen, damit unsere Musikvereine und Spielmannszüge auch in vielen Jahren noch für den "guten Ton" sorgen können. Das Leistungs-Niveau der Vereine in unserem kleinen Kreis Olpe ist vielbeachtet, das wollen wir trotz gesellschaftlichem Strukturwandel, Digitalisierung und Schulzeitverdichtung auch in Jahren und Jahrzehnten noch gewährleisten.

Darum sollte in unseren Augen das Heranführen junger Menschen an die Musik in Ihrem Fokus liegen, nicht die Mitfinanzierung eines Projektorchesters mit professionellen MusikerInnen. In einer Zeit, in der einzelne Kommunen aufgrund ihrer Finanzengpässe über die Fortführung der eigenen kommunalen und öffentlichen Musikschulen nachdenken, erscheint uns diese Mitfinanzierung mehr als unangebracht, da eben auch diese Städte und Gemeinden Ihre Entscheidung über die Kreisumlage bezahlen müssen.
Geld in heimische Musikszene investieren
Wir möchten an Sie und die Kreistagsmitglieder einen Appell richten: Bitte überdenken Sie diese Entscheidung. Verwenden Sie diese finanziellen Ressourcen lieber für die Förderung der heimischen Musikszene. Bedenken Sie auch, dass zahlreiche Mitgliedsvereine beispielsweise während Veranstaltungen des Kreisjubiläums auftreten werden. Bedenken Sie weiterhin, dass auch der Kreismusikverband durch ein Gala-Konzert des Kreisjugendblasorchester im Oktober 2017 und durch ein Konzert des Landesspielleutekorps NRW zum Jubiläum des Kreises Olpe beiträgt - und dies ohne finanzielle Unterstützung durch den Kreis Olpe, eine Förderung in Höhe von 500 Euro für letztgenannte Veranstaltung wurde uns nicht gewährt. 

Wir möchten Sie bitten: Unterstützen Sie die musiktreibenden Vereine vor Ort. Denn davon profitieren nicht nur einige wenige MusikerInnen und deren Zuhörerschaft, sondern alle BürgerInnen unserer schönen Heimat.

Mit freundlichen Grüßen

Vorstand und Beirat Kreismusikverband Olpe e.V.“
Artikel teilen: