Hettwich vom Himmelsberg zündet Pointen-Feuerwerk in Silberg

Begeistertes Publikum im Schrabbenhof


Eines von wenigen Requisiten, mit denen Hettwich vom Himmelsberg auskommt: eine Tütensuppe. von privat
Eines von wenigen Requisiten, mit denen Hettwich vom Himmelsberg auskommt: eine Tütensuppe. © privat

Silberg. Voller Erfolg: Der Auftritt der heimischen Kabarettistin Hettwich vom Himmelsberg hat am Samstagabend für eine komplett ausverkaufte Theaterscheune im Schrabbenhof in Silberg gesorgt. Und Ana Geuecke, die in die Rolle der spitzzüngigen „Hettwich“ schlüpft, drehte so richtig auf, lieferte ein Feuerwerk an Pointen und Witzen und hatte deftige und in der Praxis eher weniger brauchbare Ratschläge für alle Lebenslagen parat.


In erwartungsvoller Vorfreude sind einige Zuschauer bereits eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn gekommen. Sie fiebern dem Auftritt von Hettwich vom Himmelsberg entgegegen, der Attendornerin, die nach eigenem Bekunden eigentlich aus Ostwestfalen kommt. Wie auch immer: Jetzt ist sie hier, mitten in Silberg.

Mit roter Plüschkappe, überdimensionaler türkisfarbener Hornbrille und im „pannesamtenen“ Jumpsuit. Das Kleidungsstück, verrät sie, sei zwar eher unpraktisch, wenn man mal muss. Aber gleichzeitig sei der Fummel „so schön streichel-weich“ – und damit möglicherweise sogar als erotischer Anheizer geeignet. „Vielleicht streichelt mein Siechfried  dann statt des ,Zart-Phones´ auch mich mal wieder“, sagt Hettwich geradeheraus. Ohne zu erröten natürlich.
Schönheit? Eine Frage der Beleuchtung
Aber gut, Schönheit sei ohnehin eine Frage der Beleuchtung und der Entfernung, frotzelt die Künstlerin mit Blick auf die Zuschauerinnen auf der Empore. Schlag auf Schlag verknüpft die Kabarattestin wortgewandt und witzig die Themen des Alltags und hält dabei mit ihrer Meinung und einfallsreich-witzigen Ratschlägen nicht hinterm Berg. So sinniert sie über Halloween („Ich halte zur Abschreckung einen roten Besamungshandschuh bereit.“), über durchgetaktete Mütter, über falsche Urlaubswahrnehmungen und über den Küchen-Alleskönner Thermomix („Ein überteuerter Eierkocher mit Hackschnitzelfunktion.“).

Damit aber noch nicht genug:  Auch mit übertriebenen Anforderungen von Lehrerinnen an Eltern, Sinn und Unsinn von Sport und vielen anderen Themen beschäftigt sich Hettwich vom Himmelsberg. Spitzzüngig und pointenreich hält Anja Geuecke das Publikum so in Atem. Der wird angesichts der dauernden Lachanfälle mitunter allerdings auch schon mal knapp.
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Hettwich vom Himmelsberg zündet Pointen-Feuerwerk in Silberg
Höchst amüsant sind Hettwichs Erkenntnisse über Beziehungen im Allgemeinen und ihren „Siechfried“ im Besonderen. Zwar nehme er immer mehr Platz auf dem „Soffa“ ein. Das habe aber auch einen Vorteil: viel Nutzfläche auf den Oberschenkeln. Und darauf könne man doch wichtige Namen und Daten, zum Beispiel die IBAN der Scheckkarte für den Bankautomaten, einztätowieren. Die perfekte Vorbereitung bei wachsender Demenz. Daher möchte sie ihren „Siechfried“ auch gar nicht eintauschen.
Flirten und Shopping mit dem Vikar
Zumal, und da richtet Hettwich den Blick in die Zukunft, sie ihn ja ohnehin überleben werde. Rein statistisch jedenfalls. Und dann bleibe ihr ja immer noch genug Zeit für gelegentliche Shopping-Touren ins Outlet-Center, bei denen sie mit dem Vikar flirten könne. Rotzfrech – und gleichzeitig genial, denn die Kabarettistin kommentiert ihre Vorstellungen von dieser Einkaufsfahrt mit geistlichen Liedern. 

Am Ende ist sich das begeisterte Publikum im Schrabbenhof einig: Es ist eine brillante Leistung, wie diese Künstlerin so viele Themen im Non-Stop-Modus unterhaltsam, kurzweilig und mit sprachlichem Esprit zu verknüpfen und zu präsentieren weiß. Mit lang anhaltendem Beifall erklatschen sich die Zuschauer zwei Zugaben. Und das lohnt sich, denn in der Verlängerung verrät Hettwich ihnen dann auch den Zweck ihrer wie eine Gießkanne geformten Handtasche.
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