Schuldig oder nicht?

Publikum entscheidet in „Terror“ über Richterspruch


Mit „Terror“ legte Ferdinand von Schirach ein viel beachtetes Debüt vor. von © Markus Nass
Mit „Terror“ legte Ferdinand von Schirach ein viel beachtetes Debüt vor. © © Markus Nass

Finnentrop. Schuldig oder unschuldig? Darüber muss das Publikum in der Festhalle Finnentrop entscheiden, wenn am Donnerstag, 29. September, das Theaterstück „Terror“ von Bestseller-Autor Ferdinand von Schirach aufgeführt wird (Beginn: 20 Uhr). Das viel beachtete Stück ist das Theaterdebüt von Schirachs, das jetzt in einer Inszenierung des Euro-Studios Landgraf zum ersten Mal auf Tournee zu sehen ist.


Der Inhalt: Major Lars Koch, Kampfjetpilot der Bundeswehr, steht vor Gericht. Angeklagt ist er des 164-fachen Mordes. Was ist passiert? Am 26. Mai 2013 erhielt Koch den Befehl, einen vollbesetzten, von Terroristen gekaperten Airbus vom Kurs abzudrängen, was ohne Erfolg blieb. Ziel der Terroristen war es, den Airbus in die ausverkaufte Münchner Allianz-Arena stürzen zu lassen, in der 70.000 Zuschauer dem Länderspiel Deutschland gegen England entgegenfieberten. Lars Koch entschied sich eigenmächtig, das Passagierflugzeug abzuschießen, um die Fußball-Fans zu retten. Alle 164 Airbus-Insassen starben. Ist Koch schuldig, weil er 164 Menschen zum Objekt gemacht hat und damit deren Rechte und Menschenwürde verletzte?

Darüber muss auch das Publikum nach bestem Wissen und Gewissen, wie es im deutschen Richtergesetz heißt, urteilen. Jeder Zuschauer erhält einen Stimmzettel, den er in einer Pause ausgefüllt zurückgeben muss. Danach entscheidet sich, wie das Theaterstück weitergeht. Plädiert der überwiegende Teil des Publikums für schuldig, wird die Schuldig-Variante gespielt; hält die Mehrheit Lars Koch für unschuldig, kommt diese Begründung des Richterspruchs zur Aufführung.
Frage nach moralischer Verantwortung
In „Terror“, seinem ersten Theaterstück, stellt der ehemalige Strafverteidiger Ferdinand von Schirach, der 2009 durch seine Kriminalerzählungen „Verbrechen“ schlagartig zur literarischen Sensation wurde, die Frage nach der Würde des Menschen und dessen moralischer Verantwortung: Darf ein Mensch töten, um andere zu retten? Welche Gründe kann es geben, um ein Unheil durch ein anderes, vermeintlich kleineres Unheil abzuwehren? Ist die Entscheidung von Lars Koch moralisch vertretbar oder nicht?

von Schirach gelingt es, die Zuschauer durch seinen suggestiven Gerichts-Thriller gleichzeitig zu emotionalisieren und zum Nachdenken darüber zu verführen, wie sie in einem ähnlichen moralischen Dilemma entschieden hätten. (LP)
Tickets
Eintrittskarten können im Rathaus der Gemeinde Finnentrop (Zimmer 12 und 13) oder unter den Tel.-Nr. 02721/512150 oder 512151 sowie an der Abendkasse zum Preis von 18 und 16 Euro erworben werden. Es gelten die üblichen Preisermäßigungen. Jugendliche zahlen die Hälfte, Kinder bis 12 Jahre haben freien Eintritt.

Die Kulturgemeinde Finnentrop weist auf den kostenlosen Busservice zur Festhalle an diesem Abend hin.
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