Kohlenmeiler in Hülschotten feierlich entzündet

Zehn Tage Festprogramm


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Nach 22 Jahren brennt wieder ein Kohlenmeiler in Hülschotten. von Ina Hoffmann
Nach 22 Jahren brennt wieder ein Kohlenmeiler in Hülschotten. © Ina Hoffmann

Hülschotten. Über Hülschotten steigt Rauch auf: Am Freitagnachmittag, 1. September, haben die Köhler Georg Sasse und Christoph Kordes gemeinsam mit Pastor Mysliwiec, Pfarrer Auner und Bürgermeister Dietmar Heß den Kohlenmeiler entündet. Damit gaben sie den Startschuss für ein zehntägiges Festprogramm ab.


Nach 22 Jahren steigt in Hülschotten wieder Rauch aus einem echten Kohlenmeiler auf. Zum und ersten und bis dahin einzigen Mal hatte man damals zur 625-Jahr-Feier des Dorfes einen Meiler entzündet. Die Idee, erneut einen Meiler anzuzünden, kam von Reinhard Teipel und Josef-Werner Schulte vom Schützenverein. Als sie ihre Idee den Dorfvereinen vorschlugen, wurde mit großer Mehrheit für das Projekt gestimmt.
Jung und Alt packen mit an
Alle vier Dorfvereine - der Schützenverein, der Sportverein Blau-Weiß Hülschotten, die Karnevalsfreunde und der Kapellenverein - sind in die Planung und Umsetzung der Meilertage involviert. Nach dem Beschluss für den Meiler teilten sich die Vereinsmitglieder in verschiedene Arbeitsgruppen auf. So kann sich jeder in dem Bereich einbringen, der ihm liegt: ob Theke, Grill, Programmplanung, Logistik oder Werbung.

„Wir planen dieses Fest seit vielen Monaten, und alle haben viel Zeit und Energie in das Projekt gesteckt. So viele Menschen helfen mit, Alt und Jung stellen gemeinsam etwas auf die Beine. Das zeigt einmal wieder, dass das Dorf zusammenhält“, sagte Benjamin Rüschenberg, Vorsitzender des Schützenvereins.

So sind auch die 80 Raummeter Buchenholz, die in den nächsten Tagen für die Produktion der Kohle benötigt werden, größtenteils Spenden der Hülschotter. Gemeinschaftlich wurde das Holz geschlagen und gespalten.
Erfahrener Köhler
Für den Bau des Meilers holte man sich mit Georg Sasse einen Fachmann an Bord: Der Oberhundemer hat bereits über 80 Meiler gebaut und errichtete auch vor 22 Jahren den ersten Meiler in Hülschotten. Er konnte die Helfer fachkundig anleiten, als zwei Tage lang mit zahlreichen helfenden Händen der 2,5 Meter hohe Meiler oberhalb der Schützenhalle errichtet wurde.
 von Ina Hoffmann
© Ina Hoffmann
„Das Bauen eines Kohlenmeilers ist schon eine Wissenschaft für sich“, weiß der 73-Jährige. Schon als Kind begleitete er oft seinen Vater, der beruflich als Köhler arbeitete und Kohle für die Industrie produzierte. „Wenn man seine Ferien regelmäßig in Köhlerhütten verbringt, ist man zwangsläufig fasziniert und begeistert“, so Sasse.
Von der Außenwelt abgeschnitten
Auch Christoph Kordes aus Arnsberg teilt diese Faszination für die Köhlerei. Seit zehn Jahren arbeiten die beiden Männer gemeinsam als Köhler und haben schon viele Meiler errichtet und betreut. „Wieso ich Köhler geworden bin, ist leicht zu erklären: Man muss sich mal zwei Stunden mit Georg Sasse unterhalten. Seine Geschichten und Erlebnisse sind faszinierend“, so der 37-jährige.

Im Jahr 1995 baute er bei einem Schulprojekt mit Georg Sasse einen Meiler. Seitdem lässt ihn die Köhlerei nicht mehr los. Der Schreiner verbringt in Hülschotten seinen Sommerurlaub. „Man ist von der Außenwelt abgeschnitten, meist irgendwo im Wald. Ich schalte mein Handy aus, damit niemand stört. Ich lerne immer viele nette neue Leute kennen, und zudem ist man in der freien Natur“, erklärt er die Vorzüge des Köhlerdaseins.
Zehn Tage lang nur wenig Schlaf
Zehn Tage lang leben Georg Sasse und Christoph Kordes jetzt in einem Baucontainer neben dem Meiler über der Schützenhalle. „Alle zwei bis drei Stunden muss der Meiler kontrolliert und Holz nachgeschüttet werden“, erklärt Kordes. Dass der Schlaf dabei zu kurz kommt, macht den beiden nichts aus. „Der Köhler schläft nicht, der Köhler ruht“, lacht er. „Wenn man morgens aufwacht und ist praktisch allein im stillen Wald, ist das einfach das Schönste“, ergänzt Sasse.
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Kohlenmeiler in Hülschotten feierlich entzündet
Zum Auftakt der Meilertage feierten Pastor Mysliwiec aus Finnentrop und Pfarrer Auner aus Plettenberg mit den Hülschottern und zahlreichen Gästen, die zu diesem besonderen Anlass kamen, einen ökumenischen Gottesdienst in der Schützenhalle, bei dem im Anschluss auch der Meiler gesegnet wurde.

Am Abend heizte das „Dreckige Dutzend“, die Egerlandbesetzung des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Oedingen, mit zünftiger Musik den Feierwilligen in der Schützenhalle ein.
Abwechslungsreiches Programm
In den kommenden zehn Tagen dreht sich in Hülschotten alles um den Kohlenmeiler. Ein buntes Festprogramm für Jung und Alt sorgt für gute Laune und Unterhaltung. Ob gemeinsames Frühstück, Highland-Games, Treckertreffen, Seniorenkaffee, Dämmerschoppen, Damen-Olympiade, Ritteressen mit bayrischer Blasmusik, die Wahl zur „Köhlerliesl“, Partys in der Schützenhalle oder Kettensägen-Sport: Da ist für jeden etwas dabei.

Auch Kindergärten und Schulen aus der Umgebung wurden eingeladen, den Meiler zu besuchen. „Mehr als 850 Kinder aus Finnentrop, Attendorn und Plettenberg kommen in den nächsten Tagen, um zu sehen wie Kohle früher gewonnen wurde“, so Benjamin Rüschenberg.
Verkauf für den guten Zweck
Nach dem Ablöschen des Meilers am Sonntag, 10. September, wird die gewonnene Kohle für den Hausgebrauch am heimischen Grill verkauft. Bei der Größe des Meilers erwarten die Köhler einen Ertrag von etwa vier Tonnen Holzkohle, die in 500 Säcken verkauft wird. Der Erlös geht an die Dorfvereine und wird zur Instandhaltung der Schützenhalle verwendet.
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