Südsauerlandmuseum stellt Partnerstadt Rawicz vor

Jubiläumsauftakt


Das Südsauerlandmuseum Attendorn lädt zur Ausstellung über die Partnerstadt Rawicz ein. von privat
Das Südsauerlandmuseum Attendorn lädt zur Ausstellung über die Partnerstadt Rawicz ein. © privat

Attendorn. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres stellt das Südsauerlandmuseum die Attendorner Partnerstadt Rawicz vor. Rawicz ist die Kreisstadt der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde im Bezirk Rawicz in der polnischen Woiwodschaft Großpolen.


Die Stadt mit heute etwas mehr als 21.000 Einwohnern, legt Wert auf die gute Verkehrsanbindung, ein blühendes kulturelles Leben und eine heute wieder florierende Metallindustrie.

Die Ausstellung verdeutlicht die Entwicklung der Stadt seit ihrer Gründung im Jahre 1638. Neben historischen Stadtansichten stehen das „historische Handwerk“ – hier besonders die Tuchmacher und Schuhmacher und ihre Gilden – sowie die Schützen und die Entwicklung der Gewerbe im Mittelpunkt.

Zufluchtsort für Andersgläubige

Die Stadt liegt etwa fünf Kilometer von der ehemaligen schlesischen Grenze entfernt, an der historischen Handelsstraße von Posen nach Breslau. Die Nähe der Grenze hatte große Bedeutung für die Entwicklung, denn Rawicz wurde zum Zufluchtsort für Andersgläubige. Sie flohen vor der religiösen Unterdrückung durch die Habsburger aus Böhmen und Schlesien. Viele von ihnen waren geschickte Handwerker und Kaufleute.

Es gab in der Stadt 1107 in Zünften organisierte Meister, die 83 verschiedene Berufe vertraten. Rawicz hatte zeitweise 74 Windmühlen, zwei Brauereien, drei Färbereien und eine Schnapsbrennerei. 1640 wurde die Tuchmacherzunft in der Stadt registriert, ein Gewerbe, dass die Stadt reich werden ließ. Der bis heute bestehende Rawitscher Schützenverein entstand 1642.

Stadtbrände, Besetzung durch schwedische, russische und sächsische Truppen sowie Epidemien wie die Pest, hemmten jedoch die Entwicklung. Gemäß den Beschlüssen des Wiener Kongresses kam die Stadt 1815 zu Preußen und wurde Teil der Provinz Posen. Um 1830 bildeten die zumeist evangelischen Deutschen (vor allem Schlesier) die Mehrheit der Stadtbevölkerung.

Bedeutende Lebensmittelindustrie in den 1920ern

Danach bekam die Stadt einen überwiegend landwirtschaftlichen Charakter, mit einigen Einschlägen von Kleinindustrie, einer Tabak- und Zigarrenfabrik, die um 1840 entstand. Die Struktur der Wirtschaft in der Stadt veränderte sich um 1925.

Der land- und forstwirtschaftliche Charakter der Region förderte in Rawitsch eine bedeutende Lebensmittelindustrie: Zuckerfabriken, große Schnaps- und Likörbrennereien, die Wurstfabriken von Scholz, deren Produkte in ganz Polen berühmt sind, und die erste Wellpappe-Fabrik in Polen.

Im Mai 1926 wurde das alte preußische Gefängnis der Stadt zu einer der schwersten Strafanstalten in Polen, wo vor allem Regimegegner einsaßen. Bis 1946 wurde die Stadt von der Kommandantur der Sowjetarmee regiert.

Ermordung von 142 Gefangenen

Etwa 15.000 sowjetische Soldaten waren im Militärkrankenhaus hinter der Front in Rawicz untergebracht. Von 1946 bis 1956 waren im Rawitscher Gefängnis etwa 19.000 politische Häftlinge, Regimegegner und Soldaten der antikommunistischen sogenannten Heimatarmee inhaftiert, 142 Personen wurden dort ermordet.

Die Ausstellung, die bis zum 6. März zu sehen ist, wurde durch das Landesmuseum in Rawicz konzipiert und stellt die Stadt durch zahlreiche Exponate und 28 Tafeln vor. Sie ist ab sofort eröffnet. Das Südsauerlandmuseum bietet Führungen an.

Artikel teilen: