Die Zipfelmützen – von der Groß- zur Patchwork-Familie

Generationswechsel in Lennestadt


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Die Zipfelfamilie: Beim Probe-Wochenende haben sich alle Generationen für ein Gruppenfoto versammelt. von privat
Die Zipfelfamilie: Beim Probe-Wochenende haben sich alle Generationen für ein Gruppenfoto versammelt. © privat

Altenhundem. Sie verstanden sich als Rebellen des klassischen Karnevals und wurden in der Karnevalswelt des Kreises Olpe lange nicht wahrgenommen – und doch feiern die Lennestädter Zipfelmützen seit 50 Jahren eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Zum Jubiläum lassen die „Seni- und Maxi-Zipfelmützen“ Rolf Redecker, Helmut Eberts, Wolfgang Eberts, Thomas Grobbel und Jan Eberts die Jahre Revue passieren. Und werfen mit LokalPlus einen Blick „Zurück aus der Zukunft“.


„Wir waren früher die einzige Karnevalstruppe ohne Elferrat und Prinzen“, weiß Helmut Eberts zu berichten. Mit einem Augenzwinkern bauten sie eine Kulisse aus einem schunkelnden Papp-Elferrat – und feierten mit diesen Kameraden weiterhin ihren Nischen-Karneval. Jahr für Jahr erfolgreicher, aufwändiger, bunter, „einfach anders“, wie die Ur-Zipfelmützen erzählen.
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Die Zipfelmützen – von der Groß- zur Patchwork-Familie
„Eigentlich waren wir ein Zirkus-Unternehmen“, erzählt Rolf Redecker und lacht. Mit Lkw und Kulisse, Technik und Licht reiste die Truppe durch den Kreis Olpe, trat in Oberhundem, Maumke, Langenei, Saalhausen und Brachthausen auf. Sie nahm mit dem „Kelly-Family-Bus“ am Veilchendienstagszug in Attendorn teil und teilte sich mit „De Höhner“ einen Platz auf dem Karnevals-Plakat von Meggen. Und brachte nebenbei die Single „Ganz Lennestadt schunkelt“ auf den Markt – ein Ohrwurm, der heute noch voller Inbrunst bei jeder Schunkelnden Sauerlandhalle gesungen wird.

Orgel-Rolli, Helmut „Bimbo“ Eberts („Ich konnte diesen Spitznahmen nie leiden…“), Kuhli, Klaus „Der Blaue“ Eberts, Wolfgang „Der Gatte“ Eberts, Andy „Dulli“ Cordes, Michael „Brümi“ Brüseken – fast jede Zipfelmütze war bald unter einem „Künstlernamen“ bekannt.

Die Lachende Sauerlandhalle (wie sie früher noch hieß) und der Altweiberball wurden zu festen Größen im heimischen Karneval. Mit ins Rad griff inzwischen auch die Nachwuchs-Zipfelmützen, die nach und nach die Tradition weiter pflegten.

„Wir sind mit den Zipfelmützen groß geworden“, erzählen Thomas Grobbel (Sohn von Hans-Gerd Grobbel) und Jan Eberts (Sohn von Wolfgang Eberts), „das war ein Familienunternehmen.“ Doch während die „Großfamilie Zipfelmützen“ früher eher unter sich blieb, gibt es heute bei der „Patchwork-Familie Zipfelmützen“ immer mehr Quereinsteiger. „Zum Glück“, betont Jan Eberts, „sonst wären wir ausgestorben.“

Und so, wie damals in erster Linie Rolf Redecker, Wolfgang Eberts und Günter Kuhlmann als „kreative Köpfe“ für das Programm verantwortlich waren, werden die Aufgaben heute auf viele Schultern verteilt. Thomas Grobbel: „Die Schunkelnde Sauerlandhalle ist eine Teamleistung. Die Ideen werden in der Großgruppe ausgearbeitet und von den „Steuermützen“ Ina Eberts, Daniel Dommes, Christian Dommes, Jan Eberts und mir verfeinert.“
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Die Zipfelmützen – von der Groß- zur Patchwork-Familie
Kreativität, Catering, Licht, Ton und Programm – für jeden Bereich gibt es heute einen Experten. Anders als früher, als der „Freundeskreis Zipfelmützen“ größtenteils vor Ort wohnte, ist die „Karnevals-Clique Zipfelmützen“ von heute in erster Linie digital vernetzt: Einer wohnt in Paderborn, einer in Münster, ein anderer in Bremen. „Wir sehen uns teilweise nur zum Proben-Wochenende und zu Karneval“, erklärt Thomas Grobbel. Geprobt wird dann digital auf die Entfernung.

Bei allen Neuerungen: Auf der Bühne setzt die neue Generation die Tradition der Ur-Zipfelmützen fort. Kein Karnevalsprinz, kein Elferrat, einfach gute Unterhaltung – der Grundtenor ist geblieben. Dabei holen sich die „Jungen“ immer gerne den Rat der „Alten“, ohne dass diese ihren Nachfolgern zu sehr reinreden wollen. Wolfgang Eberts: „Ich habe immer gesagt: Macht nicht die Fehler, die wir gemacht haben. Macht eure eigenen.“

„Die Zipfelmützen waren meine Welt“, betont Rolf Redecker abschließend. „Ich wünsche mir, dass die jungen Leute es so weitermachen wie bisher.“ Und mit Blick auf den Trubel um ihn herum sagt er: „Die Zipfelmützen sind generationsübergreifend. Hier laufen mindestens 30 Kinder herum – da geht einem das Herz auf. Und wenn nur die Hälfte das Erbe weiterführt, dann wird es die Zipfelmützen noch lange geben.“
„Zurück aus der Zukunft“: Schunkelnde Sauerlandhalle 2020
Am Samstag, 15. Februar, starten 80 Aktive auf und viele Helfer neben der Bühne wieder ein riesiges karnevalistisches Feuerwerk in der VolksbankArena Sauerlandhalle: Um 19 Uhr (Einlass: 18 Uhr) startet das Show-Programm unter dem Jubiläums-Titel „Zurück aus der Zukunft“.

Die Zeitreise durch 50 Jahre Zipfelmützen wird unter anderem begleitet von Heinz aus Mainz, Zauber-Kuhli, Peter Dommes, den Zipfelmützen-Minis, Thomas & Laura, den Lennefunken, den Regimentstöchtern aus Attendorn, der Funken- und Prinzengarde Helden, der Spassgarde und dem Musikverein Langenei. Und zum „wirklich allerletzten Mal“, wurde im Gespräch mit LokalPlus augenzwinkernd betont, sind auch nochmal die Ur-Zipfelmützen auf der Bühne.

Karten können noch bis Freitag, 14. Februar, für 12 Euro im Lichtstudio Köster oder – soweit vorhanden – an der Abendkasse erworben werden. Dort gibt es ab 22 Uhr auch Karten für die After-Show-Party.
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