Interview mit Heinz aus Mainz: "Endlich wieder in die Bütt"

Karneval


  • Kreis Olpe, 11.11.2018
  • Von Timo Grobbel
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Auf der Bühne ist er zu Hause: Heinz, die karnevalistische Frohnatur „aus Mainz". von privat
Auf der Bühne ist er zu Hause: Heinz, die karnevalistische Frohnatur „aus Mainz". © privat

Kreis Olpe/Altenhundem. Er gehört zum Altenhundemer Karneval wie der Dom zu Köln: Heinz aus Mainz. Jahr für Jahr nimmt er die weite Fahrt auf sich, um in der „Schunkelnden Sauerlandhalle" aus seinem Leben zu berichten - ausschweifend und augenzwinkernd, natürlich gnadenlos überspitzt und mit frecher Zunge. Im Interview mit LokalPlus-Praktikant Timo Grobbel spricht Heinz aus Mainz über die "Sommerkrippe", katholische BHs und Siegener, die Konfetti sortieren.


Jedes Jahr kommst du extra aus Mainz zum Karneval nach Altenhundem. Wer bezahlt den Sprit?

Naja, die Anreise mit dem Auto ist sicherlich jedes Jahr beschwerlich. Vor zwei Jahren zum Beispiel hatte ich so scheiße gepackt, dass meine Frau Hilde vorne sitzen musste. Sowas nervt natürlich. Letztes Jahr war ich da pfiffiger. Da habe ich Hilde freitags gefragt, ob wir uns nicht mal wieder ein richtig schönes Wochenende machen wollen. Da hat sie sich aber vielleicht gefreut. Okay, habe ich gesagt, tschüss, bis Montag! Hehehehe… war eine Superidee.

Trotzdem lohnt sich die Reise nach Altenhundem natürlich jedes Jahr. Tolle Stimmung, stabile Bierpreise und lauter Bekloppte. Herrlich!

Ach so, und wer den Sprit bezahlt? Also, da finde ich an der Theke eigentlich immer einen, der mir etwas ausgibt. Das war noch nie das Problem.
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
Karneval im November – ist das wie Weihnachten im Sommer?

Das kann mal wohl so sagen. Endlich geht es wieder in die Bütt. Weihnachten im Sommer habe ich allerdings wirklich schon einmal ausprobiert. Das einzig Weihnachtliche daran war allerdings die Sommerkrippe, die ich mir eingefangen habe. Also eher nicht zu empfehlen. (zwinkert und grinst)
"Karneval hilft mir, meiner Frau zu entfliehen"
 Du hast fünf Sätze, um Werbung für Karneval zu machen – welche sind das?

Da nutze ich als Büttenredner natürlich die Reimform.

Liebst du Wein, Weib und Gesang?
Willst feiern bis zum Untergang?
Pointen hören, die auch sitzen?
Und zum Schluss noch zärtlich bützen?
Dann komm zu uns – den Zipfelmützen!

Wird man als karnevalistische Frohnatur geboren, dazu erzogen oder ist es wie eine Erleuchtung von oben?

Frohnatur ist ja leicht gesagt. Ich habe es, glaube ich, schon einmal gesagt: In erster Linie hilft mir der Karneval, meiner Frau zu entfliehen. Sie ist einfach im Alltag schwer zu ertragen und sicher nicht die hellste Kerze auf der Torte - aber so ist das wohl, wenn die Schaukel in der Kindheit zu nah an der Hauswand stand.

Und deshalb ist es ja wirklich so, dass ich mich jedes Jahr freue, in Altenhundem sein zu müssen. Hier in Altenhundem bin ich ja weltbekannt. Hier kann man noch feiern und Konfetti schmeißen. Das ist heutzutage gar nicht mehr selbstverständlich. Ich habe in Siegen mal Konfetti geworfen, die haben das nach Farben sortiert und wieder zurückgebracht. Schlimm sowas…
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
Kramst du deine Narrenkappe jedes Jahr zu Karneval wieder aus dem Schrank, oder setzt du sie auch gerne mal abends vor dem Fernseher auf?

Ob feinster Zwirn oder Jogginganzug: Die Narrenkappe ist ein Muss. Was Kleidung angeht, denken meine Hilde und ich sowieso traditionell. Hilde trägt sogar einen katholischen BH! Kennen sie den? Immer wenn man hinten was öffnet, fallen vorne zwei auf die Knie (lacht laut). Und für mich sind Hosen mit Knöpfen zum Beispiel tödlich. Ich habe ja noch auf Reißverschluss gelernt.

Tja, und die Narrenkappe kleidet mich halt auch gut. Wissen Sie, es gibt Männer, die können figurtechnisch alles tragen. Und dann gibt’s mich - ich kann ´ne Kiste Bier tragen. Und auch für Hilde ist nicht wirklich alles kleidsam. Ich sage immer gerne: Es gibt drei Dinge, die immer die Wahrheit sagen: Betrunkene, Kinder und Leggings.

Wie kommst du auf deine Witze? Träumst du davon, kommen sie dir einfach so in den Sinn oder kramst du die aus sämtlichen Internetportalen raus?

Das ist sicher jedes Jahr eine Mischung aus den genannten Dingen. Aber eigentlich kommen mir beim Denken immer noch die besten Ideen.

Den meisten Stoff liefert mir aber eigentlich sowieso immer noch meine Hilde. Ich muss sie nur beobachten oder ihr zuhören. Schlimm, ganz schlimm. Letzte Woche zum Beispiel lese ich morgens gemütlich die Zeitung und sage: Guck mal Hilde, der Franz wird doch erst am Freitag beerdigt. Ach, sagt sie, geht’s ihm wieder besser? Da fällt einem wirklich nichts mehr ein.
"Die Session ist lang und fordert ihre Opfer"
 Was willst du allen Jecken und Narren aus dem Kreis Olpe zum Start in die Karnevalssession noch sagen?

Erstmal gilt es, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren. Die Session ist lang und fordert ihre Opfer. Wir sind alle nicht mehr die Jüngsten. Viele kennen das im Alltag: Man steht auf, und der Kreislauf bleibt liegen. Dann setzt man sich erstmal die Kontaktlinsen ein, um seine Brille zu suchen. Es ist ja leider wirklich so, im Gesicht bekommt man die Falten und am Hintern wäre Platz genug.

Aber dann, dann schaut man auf den Sessionskalender: Sitzungen, Umzüge, Frühschoppen etc. Alles macht wieder einen Sinn und es kommt endlich Licht ins Dunkel. Aber denken Sie immer dran, liebe Karnevalisten: Das Licht am Ende des Tunnels kann auch ein Zug sein!

Passen Sie auf sich auf. Prost!

Herzlichst,

Ihr Heinz aus Mainz!
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
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