Teenager in Corona-Zeiten – alles Mist oder gar nicht übel?

LokalPlus-Praktikanten berichten


Seit Monaten verbringen die Schüler im Kreis Olpe die meiste Zeit des Tages am Schreibtisch: Homeschooling ist angesagt. Und ein Ende erstmal nicht in Sicht... von pixabay
Seit Monaten verbringen die Schüler im Kreis Olpe die meiste Zeit des Tages am Schreibtisch: Homeschooling ist angesagt. Und ein Ende erstmal nicht in Sicht... © pixabay

Kreis Olpe. Seit mehr als einem Jahr legt Corona das „normale“ Leben von Kindern und Jugendlichen lahm. Viel wurde über Schüler berichtet, bei LokalPlus berichten Schüler jetzt einmal selbst: In den nächsten Wochen werden unsere Praktikanten immer mal wieder ein wenig aus ihrem Alltag erzählen. Teenager in Corona-Zeiten – alles Mist oder gar nicht übel?


Justus Garcia Martin (15): Endlich vorbei - Halleluja!

Man kann sich endlich wieder sehen, sitzt nicht nur im Haus und vor der Glotze, ist einfach nicht mehr so eingeschränkt. Für andere eine Qual, für mich ein Segen. Nicht nur meine Noten haben unter dem Distanzunterricht gelitten, sondern auch meine Alltag.

Während ich vor dem Lockdown bis mindestens 13.05 Uhr in der Schule war und danach erst meine Hausaufgaben erledigen musste, war ich während des Distanzunterrichts meist schon um 8 oder 9 Uhr fertig mit allem und direkt online. Das hat sich dann auch dementsprechend in meinen Noten in gewissen persönlichen Problemfächern widergespiegelt (Mathe, Chemie etc.).

Zocken als Zeitvertreib: Viele Jugendliche haben einen Großteil ihrer Zeit am Rechner verbracht. von pixabay
Zocken als Zeitvertreib: Viele Jugendliche haben einen Großteil ihrer Zeit am Rechner verbracht. © pixabay

Ein absoluter Nachteil für mich persönlich war, dass sämtliche Praktika nicht stattfinden konnten, ich also keinerlei berufliche Erfahrungen sammeln konnte.

Ich hatte Glück, dass ich während des Distanzunterrichts mit meinen Freunden in Kontakt stehen konnte und sogar in der kurzen Zeit, die ich dann noch im Präsenzunterricht hatte, genug Gas gegeben hab, um keine Vier auf dem Zeugnis zu bekommen.

Ich will nicht nur motzen...

Doch der Distanzunterricht hatte nicht nur schlechte Seiten: Ich konnte zum Beispiel viel mehr Zeit mit meinem kleinen Bruder verbringen, mir viele neue Fähigkeiten in Powerpoint oder Word aneignen, sehr viel malen und generell viel chillen.

Aber auch von schulischer Seite zeigten sich viele Veränderungen zum Besseren. Viele Lehrer, die vorher selbst beim Anschalten des PCs Hilfe brauchten, waren endlich in der Lage, digital arbeiten zu können. Außerdem haben wir einen gewissen technischen Aufschwung im Bereich der Hardware bekommen (statt Tafeln Smartboards, statt Papier und Stift Ipads etc.).

Dementsprechend kann man als abschließendes Urteil doch schon behaupten, dass Corona vielerlei „kaputt“ gemacht hat, dass die positiven Konsequenzen im Vergleich zu den Schattenseiten aber überwiegen.

Heikles Thema in einer heiklen Zeit

Adrian Tigges (13): Die Coronazeit ein sehr heikles Thema in einer sehr heiklen Zeit. Das Hobby fällt weg, das Treffen ohne Maske geht auch nicht mehr, aber auch die Schule wird in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. Doch jetzt haben wir in drei Tagen Sommerferien - ein großer Zeitsprung. Aber genau so schnell ging die Zeit im Homeschooling mit Videokonferenzen und Abgabeterminen vorbei.

Nach dieser langen Lernphase zwischen den eigenen vier Wänden wurde ich selbstständiger, aber auch abgelenkter durch das Handy oder anderes. Pünktlich um sieben Uhr ging ich immer an den PC und schaute wie jeden Tag in meinem Postfach nach Aufgaben oder ob an dem Tag noch eine Videokonferenz stattfindet.

Seine Freunde zu treffen, das hat Adrian in der Zeit des Lockdowns am meisten vermisst. Jetzt ist es endlich wieder möglich. von Pixabay
Seine Freunde zu treffen, das hat Adrian in der Zeit des Lockdowns am meisten vermisst. Jetzt ist es endlich wieder möglich. © Pixabay

Doch das ist im Moment wieder Luxus. Denn seit Monaten sind wir wieder in der Schule, die Lehrer müssen uns wieder Noten geben. Deswegen fangen viele an, Tests zu schreiben, oder geben uns Themen, worüber wir dann ein Plakat gestalten sollen. Aber das ist nicht immer einfach, denn es werden Themen abgefragt, die wir Homeschooling selber lernen mussten – was nicht immer einfach war.

Deswegen hoffe ich, dass wir alle nach den Sommerferien wieder normal in die Schule gehen können und das die Coronazahlen weiter unten bleiben und wir auch unsere Hobbys wieder normal ausüben können.

Endspurt in die Ferien

Simon Schulte (14): Endlich! Bald haben wir es geschafft, dann haben wir erstmal die wohlverdienten Ferien. Viele anstrengende Wochen haben wir hinter uns - aber es war ja nicht nur schlecht. Zum Beispiel wurde die Digitalisierung in den Schulen stark vorangetrieben. Ich glaube nämlich nicht, dass sich der ein oder andere Lehrer sonst so viel mit Zoom, Teams oder Google Meet/Claasroom auseinandergesetzt hätte.

Schule hatte Seltenheitsfaktor

Aber viel in der Schule war ich nicht, vielleicht 20 Tage? Und am Anfang konnte ich ja auch nur die Hälfte meiner Klasse sehen. Das war zwar schon ein kleiner Fortschritt, aber trotzdem sehr ungewohnt.

Das hat sich aber auch bald schon wieder geändert, dann konnte man endlich wieder alle Mitschüler sehen, auch wenn man den ein oder anderen kaum wiedererkannt hat. Wir waren ja schließlich auch ein halbes Jahr zu Hause „gefangen“.

Simons langersehntes Leichtathletik-Training kann endlich wieder stattfinden. von pixabay
Simons langersehntes Leichtathletik-Training kann endlich wieder stattfinden. © pixabay

Ich glaube, dann kann ich von Glück reden, wenn ich sage, dass ich sehr schnell wieder einem meiner Hobbys, der Leichtathletik, nachgehen konnte. Die meisten Veranstaltungen, Treffen, Trainings, etc. waren ja für lange Zeit auf Eis gelegt. Aber ich möchte mich nicht beklagen, es ist ja jetzt alles wieder halbwegs normal und ich hoffe auch, dass es so bleibt!

Viele Arbeiten in wenigen Tagen

Samira Plaßmann (14): Seit kurzem sind die Schulen wieder geöffnet. Vorher konnten wir nur die Hälfte der Klasse im Wechselunterricht sehen. Es ist zwar gut, seine Freunde wieder regelmäßig zu sehen, aber sehr ungewohnt, wieder Tests und Arbeiten zu schreiben (und davon gab es in den vergangenen zwei Wochen sehr viele), generell wieder zu lernen oder nachmittags noch Hausaufgaben zu machen.

Kaum zurück in der Schule, mussten sofort viele Klassenarbeiten und Tests geschrieben werden. von pixabay
Kaum zurück in der Schule, mussten sofort viele Klassenarbeiten und Tests geschrieben werden. © pixabay

Im Homeschooling war der Vorteil, dass man sich seine Zeit selbst einteilen konnte. Aber im Gegensatz zur Schule musste man sich im Homeschooling das meiste selbst beibringen. Das war in manchen Fächern nicht immer leicht.

Auch Freunde konnte man lange nicht mehr so oft sehen und seinen Hobbies konnte man auch nicht mehr wirklich nachgehen, doch auch das geht jetzt wieder.

Tanz-Training, Urlaub, Ferien – jeden Tag wird das Leben wieder etwas „normaler“. Und das ist auch gut so.

Enger Kontakt zu den eigenen vier Wänden

Bianca Müller (14): In der Coronazeit hat sich einiges für uns alle verändert. Zum einen haben wir hauptsächlich unsere vier Wände zu Gesicht bekommen. Zum anderen konnte man aber auch mehr Zeit mit der Familie verbringen.

Da die Zahlen aber wieder runter gehen, wird alles relativ schnell wieder gelockert. Ich kann verstehen, dass man sich gerne wieder mit Freunden treffen und ein Ende von dem eintönigen Alltag möchte, jedoch muss man auch auf die Zahlen achten und dass sich das Ganze nicht wie ein Teufelskreis wiederholt.

Präsenzunterricht in vollen Klassen - ob das vielleicht etwas zu früh ist? von pixabay
Präsenzunterricht in vollen Klassen - ob das vielleicht etwas zu früh ist? © pixabay

Meiner Meinung nach wäre es sinnvoller, noch ein paar Wochen Zuhause zu bleiben, damit die Inzidenz stabil ist und die Schulen etc. danach wieder geöffnet werden. Wir sind jetzt wieder im vollen Präsenzunterricht. Letzte Woche hatte meine gesamte Stufe 8 vom GymSL Berufsfelderkundungstage, an denen jeder Schüler drei Tage lang in einem anderen Betrieb war. Dadurch hatten wir mehrere Kontakte – und sind trotzdem jetzt wieder alle in einer Klasse.

Viele unterschätzen die Lage durch die Impfungen jetzt auch, aber wieder sollte man bedenken, dass die Impfung nur einen selbst schützt und die Möglichkeit immer noch besteht, andere anzustecken.

Sechs Tage Unterricht

Felix Ditzer (13): In Coronazeiten hat sich das Leben für mich schon verändert, da man seine Freunde kaum gesehen hat und sich auch fast nie getroffen hat. Ich hatte in diesem Jahr bisher sechs Tage Unterricht in der Schule, den Rest der Zeit Online-Unterricht.

Ich habe bei mir selbst feststellen können, dass das Lernen im Online-Unterricht etwas komplett anderes ist, als wenn man selber in der Schule sitzt. Man passt auch nicht immer auf, da man sich nicht fast 90 Minuten auf einen Bildschirm konzentrieren kann und man nach einer gewissen Zeit einfach gedanklich abschaltet.

Schule mit Maske und Tests

Wenn wir in der Schule sind, müssen wir den ganzen Tag eine Maske tragen und wir müssen uns zwei Mal in der Woche testen. Das ist oft sehr unangenehm.

Monatelang konnte ich meinen Hobbies nicht nachgehen. Vor allem tat mir weh, dass ich mehr als ein Jahr lang nicht mit meiner Mannschaft Fußball spielen konnte. Jetzt, wo die Inzidenzzahlen wieder gesunken sind, darf ich zum ersten Mal wieder mit meinem Team trainieren.

Endlich wieder Fußball im Team - darauf freut sich Felix am meisten. von pixabay
Endlich wieder Fußball im Team - darauf freut sich Felix am meisten. © pixabay

Die Coronazeit hat mir aber auch etwas gebracht. Ich habe viel mehr Zeit mit meiner Familie verbracht und konnte mich viel intensiver um meine Hasen kümmern. Den Lockdown habe ich vor allem auch genutzt, um viel mit meinem Bruder zu spielen und mich durch Joggen ein bisschen fit zu halten.

Mein persönliches Fazit: Eine blöde Zeit – aber mit einigen positiven Nebeneffekten.

Freizeitausgleich fehlt

Lea Vente (14): Seitdem Corona eine so große Rolle in unserem Leben spielt, hat sich vieles verändert. Man ist eingeschränkt in den Sachen, welche man machen kann, und hat keinen wirklichen Freizeitausgleich mehr.

Man weiß nie genau, wie es weiter geht. Seit den Weihnachtsferien durfte ich nur fünf Tage in die Schule gehen, aber auch das nicht mit der ganzen Klasse. Wir waren in zwei Gruppen aufgeteilt und haben deswegen leider nur die Hälfte der Mitschüler gesehen.

Homeschooling hat Vor- und Nachteile

Homeschooling hat Vor- und Nachteile. Vor ein paar Wochen konnten wir uns unsere Aufgaben noch selber einteilen, aber auch das geht jetzt nicht mehr. Wir bekommen Pläne in jedem Fach und müssen unsere Aufgaben nach Stundenplan bearbeiten und am gleichen Tag noch abschicken. Früher gab es Druck durch die Klassenarbeiten, jetzt wegen der Hausaufgaben.

In manchen Fächern bekommen wir von den Lehrern Lernvideos oder sie bieten uns Zoom-Meetings an, in welchen Unklarheiten beseitigt werden können. Trotz allem ist es manchmal schwer, sich ein Thema selber beizubringen.

Corona hat auch dafür gesorgt, dass die Hobbys ausfallen und man seine Freunde nicht mehr so oft sieht. Dadurch verbringt man deutlich mehr Zeit am Handy. Nächste Woche startet die Schule wieder – und wahrscheinlich hätte niemand geglaubt, dass sich so viele Schüler darauf freuen.

Entspannung und viel Freizeit für Jugendliche im Homeschooling? Fehlanzeige: Die jungen Leute müssen richtig powern. von pixabay
Entspannung und viel Freizeit für Jugendliche im Homeschooling? Fehlanzeige: Die jungen Leute müssen richtig powern. © pixabay

Jule Humpert (15): Seit Corona hat sich vieles in unserem Leben verändert, sowohl positiv als auch negativ.

Ein Nachteil ist auf jeden Fall, dass man seine Freunde nicht regelmäßig sehen kann und sich nicht zu mehreren Leuten treffen darf. Natürlich kann man telefonieren, aber es ist schöner, sich „in echt“ zu treffen und nicht über das Handy zu reden.

Zehn Tage Schule seit Dezember

Es wäre natürlich ein großer Unterschied, wenn man sich jeden Tag in der Schule sehen könnte, aber seit den Weihnachtsferien durfte ich nur zehn Tage lang in die Schule gehen und unsere Klasse war in zwei Gruppen aufgeteilt. Das Homeschooling war zuerst eine große Umstellung, aber nach einiger Zeit wurde es zur Normalität.

Das Positive am Lernen zu Hause ist, dass man sich seine Zeit selber einteilen kann und nicht verpflichtet ist, zu einer bestimmten Uhrzeit eine Aufgabe oder ein Fach zu machen. Ein Nachteil und auf Dauer auch sehr anstrengend ist, dass man nur selbstständig lernt und sich viele neue Themen selbst erarbeiten muss. Das ist in den Hauptfächern besonders schwer.

Jetzt darf es allmählich wieder weiter gehen...

Außerdem fallen momentan die meisten Hobbys weg, stattdessen ist man öfter zu Hause und verbringt mehr Zeit mit der Familie oder mit sich selber. Corona hat viel Stress aus dem Alltag genommen – aber so langsam wünsche ich mir, dass das „normale“ Leben allmählich wieder weiter geht.

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