Lockdown ohne Ende? Wirtschaft und Menschen brauchen eine Perspektive

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  • Kreis Olpe, 10.02.2021
  • Corona
  • Von Wolfgang Schneider
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 von Grafik: Sarah Menn
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Bund und Länder werden den Lockdown wohl bis zum 14. März verlängern. Das ist schon vor dem Treffen der Landeschefs mit der Kanzlerin durchgesickert. Und Friseure werden demnach ab 1. März wieder ihre Salons öffnen dürfen. Konkrete Öffnungsperspektiven für andere Branchen: Fehlanzeige. Konkrete Stufenpläne für mögliche Lockerungen, die den Menschen eine Perspektive Richtung Frühjahr geben: ebenfalls Fehlanzeige.

So langsam reicht es – und sicherlich nicht nur mir. Mit Kontaktbeschränkungen kann ich noch eine Weile leben – daran haben wir uns ja inzwischen schon gewöhnt. Und die Maske trage ich gerne auch noch geraume Zeit. Beide Maßnahmen machen Sinn. Aber vieles andere macht aus meiner Sicht keinen Sinn.

Viele Fragen

Warum in aller Welt dürfen Bau- oder Elektronikmärkte nicht öffnen? Die sind flächenmäßig so groß, dass die Abstandsregeln dort sehr viel besser eingehalten werden können, als in zu Stoßzeiten überfüllten Supermärkten mit teilweise engen Gängen. Wieso dürfen Modegeschäfte nicht öffnen, wenn es dort je nach Größe der Verkaufsfläche festgelegte Limits für Kundenzahlen gibt? Oder ist das Virus in einem Textilgeschäft aggressiver als in einem Drogeriemarkt, in dem 58 Kunden zeitgleich einkaufen können?

Warum darf ein Reisebüro nicht öffnen, wenn man dort Beratungstermine vergibt? Oder ein Kino, wenn die Zuschauerzahl limitiert wird? Warum darf ein Speiselokal oder Café (ich rede nicht von Kneipen und Bars) nicht öffnen, wenn Tischabstände großzügig bemessen sind und schlüssige Hygienekonzepte vorliegen? Viele Fragen, aber keine Antworten.

Schwerer Fehler

Stattdessen wird der Lockdown in regelmäßigen Abständen immer wieder verlängert. Unsere Politiker haben einen schweren Fehler gemacht. Im Oktober, als die Infektionszahlen höher waren als während der ersten Welle im März/April, haben sie zu spät und zu zaghaft reagiert. Statt im November einen vierwöchigen knallharten Lockdown zu verhängen, gab es nur einen weichgespülten Lockdown light. Der hat unterm Strich nichts gebracht.

Beherztes frühzeitiges Reagieren hätte damals zwar weh getan, aber wäre effektiv gewesen. Dann hätte man die Inzidenzwerte meiner Meinung nach schon früher und nachhaltiger senken können als durch den jetzt – inklusive Light-Variante -seit dreieinhalb Monate andauernden Lockdown, der wohl noch einen Monat in die Verlängerung geht.

Existenzen in Gefahr

Wenn es so weitergeht, werden das ganz viele Einzelhändler, Gastronomen, Kulturschaffende und Solo-Selbstständige nicht überstehen. Daran werden auch staatliche Hilfen, wenn sie denn mal ankommen, nichts ändern. Will die Politik das wirklich? Und wollen wir verödete Innenstädte und zugeklebte Schaufenster? Sicherlich nicht. Deshalb müssen Perspektiven her – für die Wirtschaft und für die Menschen.

Dazu gehören auch klare Ansagen, die langfristige Planungen ermöglichen. Im vergangenen Jahr stand sehr frühzeitig fest, dass Großveranstaltungen zunächst bis Ende August und dann bis Jahresende verboten waren. Das gab Gewissheit und vermied unnötige Planungen und Kosten.

Derartige Terminvorgaben fehlen bislang. Statt von Woche zu Woche rumzueiern, wäre da mal eine Ansage der Politik fällig. Dann wüssten zumindest viele Organisatoren von Festen und großen Events wie der Wendener Kirmes dem Biggesee Open Air, woran sie sind.

Wolfgang Schneider

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