Landrat: Bis wir geimpft sind, müssen wir verdammt noch mal vorsichtig sein

Sorge wegen steigender Corona-Zahlen im Kreis Olpe


  • Kreis Olpe, 05.05.2021
  • Corona
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Kreis Olpe. Bundes- und landesweit sinken die Corona-Infektionsfälle, im Kreis Olpe hingegen zeigt der Trend nach oben. Am Donnerstagmorgen wird erstmals nach fast viereinhalb Monaten wieder die 200er-Marke bei der 7-Tage-Inzidenz gerissen (siehe gesonderten Bericht). Deshalb nutzte Landrat Theo Melcher die Sitzung des Arbeitskreises Gesundheit/Corona am Mittwochabend, 5. Mai, zu einem dringenden Appell an die Menschen im Kreis Olpe.


„Das Virus ist noch lange nicht weg. Es ist hochansteckend und wenn man die Regeln nicht einhält, besteht die Gefahr, andere Menschen anzustecken. Solange wir nicht geimpft sind, müssen wir verdammt noch mal vorsichtig sein“, redete Melcher Klartext. „In den Krankenhäusern liegen immer mehr schwer erkrankte Menschen. Wir bekommen das Virus nur durch Impfungen in den Griff.

Im Ausschuss versuchte man sich an Erklärungsansätzen, warum die Situation im Kreis Olpe so angespannt ist und man seit mehr als 14 Tagen nicht von den hohen Zahlen herunterkommt bzw. diese sogar noch steigen. Es habe 24 Positiv-Fälle in der Flüchtlingsunterkunft „Regenbogenland“ in Olpe und weitere 13 Infektionen im Olper Krankenhaus gegeben, berichtete Fachbereichsleiter Michael Färber. Doch das allein sei nicht maßgeblich. „Ohne diese Fälle läge die 7-Tage-Inzidenz auch nur 10,5 niedriger.“

Landrat Theo Melcher. von Kreis Olpe
Landrat Theo Melcher. © Kreis Olpe

Spezielle Schwerpunkte seien nicht auszumachen. Deshalb gehe man davon aus, so Färber, „dass das Infektionsgeschehen hauptsächlich im privaten und familiären Umfeld stattfindet“. Landrat Melcher vermutet, dass auch die Osterfeiertage und der Ramadan zu gehäuften Infektionen geführt haben. „Wer sich nicht an die Regeln halten will, der findet einen Weg“, kommentierte Thomas Bock (Linke) die Situation.

Dr. Claudia Lamprecht vom Gesundheitsamt sprach von „großen Fallzahlen für einen kleinen Kreis“. Das habe auch Auswirkungen auf die Krankenhäuser, in denen derzeit 44 Covid 19-Patienten liegen, davon zwölf auf der Intensivstation. Sieben der 44 Patienten kommen von außerhalb des Kreises, die anderen 37 wohnen im Kreis Olpe. Zudem wurden zwei weitere Erkrankte, die an Spezialmaschinen beatmet werden müssen, in Fachkliniken außerhalb des Kreises verlegt.

Verlauf der 7-Tage-Inzidenz im Kreis Olpe (blaue Linie). Seit Wochen steigen die Zahlen bzw. sinken nicht nachhaltig. von MAGS NRW
Verlauf der 7-Tage-Inzidenz im Kreis Olpe (blaue Linie). Seit Wochen steigen die Zahlen bzw. sinken nicht nachhaltig. © MAGS NRW

Dr. Lamprecht berichtete, seit einiger Zeit würden Corona-Patienten nicht mehr ausschließlich im Olper St.-Martinus-Hospital behandelt, sondern auch in den Krankenhäusern in Altenhundem und Attendorn. „Dadurch ist es noch relativ entspannt und es gibt Gott sei Dank noch keine Überlastung.“ Nach Angaben der Amtsärztin sind die Corona-Patienten auf Normalstation im Schnitt knapp 72 Jahre alt, die auf Intensivstation mit 65 (Hospitalgesellschaft) bzw. knapp 68 (Helios) etwas jünger.

Genau 83.256 Bürgertests sind vom 8. März bis zum 4. Mai im Kreisgebiet gemacht worden. Dabei seien nach positivem Schnelltest und einem darauf folgenden positiven PCR-Test 379 Infizierte entdeckt worden, erläuterte Michael Färber. Diese wirkten sich natürlich auch auf die Inzidenzwerte aus, aber: „Genau die Fälle, die sonst vielleicht unentdeckt bleiben, wollen wir ja rausfischen. Die Bürgertestungen sind ein wichtiger Beitrag zur Unterbrechung von Infektionsketten.“

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