Folgen der Corona-Pandemie in Südwestfalen divergieren

Umfrage offenbart Unterschiede


Symbolfoto. von pixabay.com
Symbolfoto. © pixabay.com

Kreis Olpe. Zuhören – verstehen – handeln … und natürlich helfen: Im Kontakt mit den von der Coronakrise betroffenen Betrieben ist das die Leitschnur der Handwerkskammer Südwestfalen und der Kreishandwerkerschaften (Hochsauerland, Märkischer Kreis, Westfalen Süd) im Kammerbezirk seit nunmehr einem Jahr.


Aus den Betriebsberatungen heraus flossen viele Erkenntnisse über Probleme wie auch Anregungen der Handwerksunternehmen in die Kontakte zu Politikern, zu den Verwaltungen sowie Banken ein. Mit der aktuellen Umfrage schaffen die Handwerksorganisationen eine fundierte und solide Argumentationsbasis in der Krisenbewältigung.

Mehr als 27 Prozent der per E-Mail in Südwestfalen angeschriebenen Betriebe, die 17.530 Beschäftigte repräsentieren, klickten den Umfragelink an. „Die Antworten waren sicher teils zu erwarten, teils wurden weitere Facetten sichtbar. Besonders die Freitextantworten geben einen tiefen Einblick in die Stimmungslage und wertvolle Hinweise für unser weiteres Handeln“, sagt Kammerpräsident Jochen Renfordt.

Die Auswertung der Daten zeigt, wie unterschiedlich das Handwerk in Südwestfalen von den Auswirkungen der Pandemie in Mitleidenschaft gezogen ist. Mehr als ein Drittel der Betriebe gab an, stark bis hin zu existenzbedrohend betroffen zu sein. Gleichzeitig meldeten 41,5 Prozent der Betriebe, gar nichts bzw. nur wenig zu verspüren.

Zwei Drittel zeigen Resilienz

Mit einem Anteil von beinahe zwei Dritteln der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe zeigt das Handwerk in vielen Berufen seine Resilienz gegen die krisenbedingten Beeinträchtigungen. Diese rührt vor allem daher, dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle entsprechend fortentwickeln bzw. auch neugestalten konnten und die industrienahen Gewerke inzwischen vom Wiedererstarken der dortigen Nachfrage profitieren.

Insgesamt bestätigen die Rückmeldungen die Eindrücke aus den vielen Beratungen durch die Mitarbeiter der Kammer sowie der Kreishandwerkerschaften und untermauern die Unterschiedlichkeit der Betroffenheit nach Gewerken und zum Teil auch Regionen.

Wenn jedoch mehr als ein Drittel der Unternehmen stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen ist, dann ist das ein deutliches Signal an die Politik, diese Handwerke verstärkt in den Blick zu nehmen. „Ein drohender Aderlass von so vielen Betrieben würde die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und der Wirtschaft mit handwerklichen Waren und Dienstleistungen nachhaltig gefährden“, fürchtet Kammerpräsident Renfordt. „Da muss nicht nur nachjustiert werden, da muss dringend nachgelegt werden!“

Ungleiche Umsatzentwicklungen

Bestätigt wird die divergente Betroffenheit des südwestfälischen Handwerks durch die ungleichen Umsatzentwicklungen in den zurückliegenden zwölf Monaten. Bei mehr als einem Drittel der Betriebe sank dieser im Vergleich zum Jahr vor der Pandemie auf unter 50 Prozent, auch wenn fast 40 Prozent der antwortenden Betriebe ihre Umsätze mit größer/gleich 90 Prozent angeben.

Einher gingen diese Erlösverluste mit einem Abbau von Beschäftigung, der durch die geltenden Regelungen zum Kurzarbeitergeld aber zum Glück weitgehend aufgefangen werden konnte.

Rücklagen retten Unternehmen

Trotzdem bleibt zu konstatieren: Ohne den Zugriff auf betriebliche und private (Altersvorsorge-) Rücklagen und ohne die Hilfspakete von Bund und Land, auch wenn sie bei weitem nicht allen betroffenen Unternehmen halfen, wären viele dieser Unternehmen wahrscheinlich schon nicht mehr am Markt.

Ein Problem ist zudem, dass die Einzelkämpfer es schwerer haben als andere. Hier sind etwa viele Kosmetikbetriebe und Nagelstudios oder Fotografen betroffen. Das erklärt auch, warum nur insgesamt 32 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe das Instrument der Kurzarbeit nutzten bzw. nutzen konnten.

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Einblicke in die Auswertung der Umfrage:
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