Polizeibeamter wegen Kinderpornografie vor Gericht - zwei Jahre auf Bewährung
Ehe, Beruf und Existenz durch 118 Taten zerstört
- Olpe, 10.05.2019
- Von Wolfgang Schneider
Olpe. Menschliche Abgründe taten sich am Freitagmittag, 10. Mai, am Amtsgericht in Olpe auf. Kinderpornografie führte nicht nur zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung, sondern auch zu einer gescheiterten Ehe, einer ruinierten Berufskarriere und einer ungewissen wirtschaftlichen und sozialen Zukunft des Angeklagten.
Von Ende Mai bis Anfang August 2017 war der damals verheiratete Mann in einem einschlägigen Messenger-Dienst aktiv und ließ sich dort kinder- und jugendpornografische Bilder schicken. Darauf waren junge Mädchen in eindeutigen Posen zu sehen, Männer beim Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen und sogar fünfjährige Mädchen, die sexuell missbraucht wurden. Als „Joe Hell“ verschickte der Angeklagte auch selbst anstößige kinderpornografische Fotos an andere User des Dienstes.
„Er leidet unter dem Geschehen sehr stark und will sich der Verantwortung stellen“, so Trapp. Aufgeflogen war der heute 52-Jährige bei der umfassenden Überprüfung von IP-Adressen, die mit Kinderpornografie in Zusammenhang standen. Es kam zu einer Hausdurchsuchung, bei der zwei Laptops und zwei Smartphones mit etwa 1.000 kinder- und jugendpornografischen Fotos sichergestellt wurden.
„Mein Mandant rutscht dann wahrscheinlich in Hartz IV“, so Verteidiger Trapp, der eine Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren beantragte. Staatsanwältin Burchert hatte zuvor eine zweijährige Freiheitsstrafe zur Bewährung beantragt. Die sei wegen der erheblichen Zahl der Taten angemessen. Sie konnte nicht wirklich nachvollziehen, wieso die seit Jahren bestehende Depression zu den pädophilen Entgleisungen geführt habe. „Was passiert ist, entspricht absolut nicht meinen ethischen und moralischen Werten“, erklärte der Angeklagte in seinem letzten Wort.
Für seine Beratung brauchte das Gericht ungewöhnlich lange. Denn Amtsrichter Benjamin Fritzsche befasst sich eigentlich nicht mit Strafsachen. Er war nur eingesprungen, weil alle Strafrichter am Amtsgericht Olpe sich für befangen erklärt hatten, weil sie tagtäglich beruflich mit Polizeibeamten zu tun haben.