Angeklagter gesteht Mord an seinem Sohn in Grevenbrück

Prozess vor dem Siegener Landgericht geht weiter


  • Lennestadt, 25.11.2020
  • Blaulicht
  • Von Nils Dinkel
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Das Landgericht in Siegen. von Nils Dinkel
Das Landgericht in Siegen. © Nils Dinkel

Siegen/Grevenbrück. Der Mordprozess gegen einen 34-jährigen Mann aus Grevenbrück, der im Mai seinen dreijährigen Sohn getötet haben soll, ist am Mittwoch, 25. November, am Landgericht Siegen fortgesetzt worden. Der Angeklagte Amine A. sagte vor dem Schwurgericht aus und gestand die Tat. Das Urteil wird im Dezember erwartet.


Der Angeklagte sagte, dass er seinerzeit mit einer falschen Identität nach Deutschland eingereist sei. Seit der Trennung von der Kindsmutter sei das Verhältnis schwierig gewesen und er habe seinen Sohn nur noch sporadisch sehen können. „Sie hatte immer etwas zu kritisieren. Das war für mich eine Katastrophe“, so der Angeklagte.

Einige Tage vor der Tat habe seine Ex ihm mitgeteilt, dass sie von ihrem neuen Partner schwanger sei. Am darauffolgenden Sonntag ereignete sich dann die Tat. „Allein der Gedanke daran ist beschämend“, so A.. Er könne sich das Geschehene selbst nicht verzeihen. Er sagte, dass er am Tattag auch im Beisein seines Sohnes Drogen in Form von „Pepp“ und Alkohol konsumiert habe.

Der Angeklagte gab an, dass er eine schlechte Kindheit gehabt habe und seinem Sohn eine bessere ermöglichen wollte. „Was geschehen ist, ist geschehen. Ich kann es nicht rückgängig machen“, sagte er gefasst.

Tat nicht geplant

Geplant sei die Tat nicht gewesen. Der Dreijährige sei zur Tatzeit am Schlafen gewesen. „Ich habe ihn stranguliert und in ein anderes Zimmer gebracht“, schilderte der Angeklagte. Anschließend habe er das Feuer gelegt und sei aus dem Fenster gesprungen. „Ich dachte, er sei tot“, so der Angeklagte. An den Rest der Geschehnisse erinnere er sich nur schleierhaft. „Ich kann es nicht fassen, meinen eigenen Sohn getötet zu haben. Dass ich so grausam bin“, sagte der Mann vor dem Schwurgericht.

Den Abschiedsbrief habe er verfasst, während der Junge noch gelebt habe. Rückblickend auf den Tattag sagte der bereits vorbestrafte Mann, der mehrmals in Haft saß: „Ich habe viele schlimme Dinge in meinem Leben getan. Das ist das Schlimmste!“

Er sagte, dass die Mutter keine „Mutter Teresa sei“. Hass für die Gefühle zu ihr seien ein falsches Wort. Mit der Tat habe er seiner Ex-Partnerin keinen „Denkzettel“ verpassen wollen.

Zahlreiche Zeugen sagen aus

Zu den zahlreichen Zeugen am zweiten Verhandlungstag zählte ein Radfahrer, der den Notruf abgesetzt und kurz mit dem Angeklagten gesprochen hatte. Ihm gegenüber habe er geäußert, dass sich noch ein Kind in der Wohnung befinde. Dies teilte er der kurz darauf eintreffenden Feuerwehr mit

Der Tatort in Grevenbrück. von Nils Dinkel
Der Tatort in Grevenbrück. © Nils Dinkel

Der Geschäftsführer des anliegenden Unternehmens, wo auch der Angeklagte in der Pulverbeschichtung beschäftigt war, hatte in den fünf Wochen vor der Tat eine Verhaltensänderung festgestellt. Das habe sich auch negativ auf die Arbeit ausgewirkt. „Man konnte mit ihm nicht mehr viel anfangen“, so der Zeuge.

Amine A. habe sich ihm während seiner mehr als zweijährigen Beschäftigung mehrfach anvertraut und seine persönlichen Probleme waren dem Unternehmer bekannt. Am Wohngebäude, dass in seinem Eigentum ist, sei ein Sachschaden in Höhe von etwa 70.000 Euro entstanden.

Begleitete Kontakte bis Corona-Eintritt

Eine weitere Zeugin, die beim Jugendamt tätig ist, sagte, dass es nach einem Fall häuslicher Gewalt im November 2019 zunächst keinen Umgang des Vaters mit seinem Kind mehr gegeben habe. Mit dem Dienst „Kompass“ hätten dann einige begleitete Kontakte stattgefunden, ehe beide Elternteile nach Beginn der Corona-Krise eine eigene Lösung gefunden hätten. Sie habe den Angeklagten sehr fordernd erlebt. Er habe die Sorge gehabt, sein Sohn würde sich von ihm entfremden.

Mehrere Zeugen beschrieben Amine A. als höflichen, hilfsbereiten und engagierten Menschen, sowohl beruflich als auch privat. Unter dem angespannten Verhältnis und dem begleiteten Umgang habe er gelitten. Von übermäßigem Alkoholkonsum des 34-Jährigen wussten Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen nichts. Auch den angegebenen Drogenkonsum konnte niemand bestätigen.

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