Zahl der Verkehrsunfälle im Kreis Olpe deutlich gesunken

Mehr Gefahr durch Radfahrer und Pedelecs


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Beim Unfall auf der Straße „Im Dohm“ in Olpe waren am 4. November 2020 drei Fahrzeuge beteiligt.
 von Wolfgang Schneider
Beim Unfall auf der Straße „Im Dohm“ in Olpe waren am 4. November 2020 drei Fahrzeuge beteiligt. © Wolfgang Schneider

Kreis Olpe. Die Corona-Pandemie könnte laut Landrat Theo Melcher womöglich einen positiven Nebeneffekt mitgebracht haben: Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im Kreis Olpe im Jahr 2020 deutlich gesunken. Insgesamt gab es 3.733 Unfälle (2019: 4.442). Das ist eine positive Differenz von 709. Hierbei starben allerdings neun Menschen. Im Vorjahr waren es acht (siehe gesonderter Artikel). Auch die Zahl der Fahrradunfälle stieg an.


Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden ist um 87 auf 343 gesunken. Seit 2015 lag die Zahl nicht niedriger. Von ihnen ereigneten sich 144 zwischen 13 und 19 Uhr. Unfallträchtigster Tag war der Samstag. Von den Unfällen mit Personenschaden verzeichnete die Polizei 192 innerorts, 151 außerorts.

Noch deutlicher weicht die Zahl der Verunglückten vom Wert 2019 ab. Lag diese noch auf dem Rekordwert von 595, sank die Zahl um 167 auf 428. Hiervon waren 50 Beteiligte jugendlich (2019: 65) und 26 Kinder (2019: 50). Die Zahl verunglückter Erwachsener bezifferte die Polizei 2020 auf 82. Die Zahl ging um 50 mit Blick auf 2019 zurück. Zwischen 2015 und 2018 stagnierte die Zahl der Verunglückten zwischen 508 und 550.

Zudem trugen weniger Unfallbeteiligte schwere Verletzungen davon. Waren es 2019 noch 133 Schwerverletzte, sank die Zahl 2020 um 42 auf 91. Auch die Zahl Leichtverletzter sank deutlich auf 328 (2019: 454).

Autos häufig beteiligt

Mit Abstand am häufigsten (233 Mal) waren Pkw an Unfällen mit Personenschaden beteiligt. 78 Mal waren Fahrrad-/ Pedelecfahrer, 47 Mal Kraftradfahrer, 42 Mal Fußgänger, 24 Mal Leichtkraftrad-/ Mofafahrer und 21 Mal Lkw-Fahrer involviert.

Bei diesem Unfall am 18. Dezember auf der K 10 bei Thieringhausen blieb das Auto auf dem Dach liegen. Die Fahrerin war 18 Jahre alt - und blieb unverletzt. von Kai Osthoff
Bei diesem Unfall am 18. Dezember auf der K 10 bei Thieringhausen blieb das Auto auf dem Dach liegen. Die Fahrerin war 18 Jahre alt - und blieb unverletzt. © Kai Osthoff

170 Mal galt die Gruppe 25- bis 64-jähriger Fahrer als Verursacher von Unfällen. 75 Mal waren es die 18- bis 24-Jährigen, 61 Mal die älter als 65-Jährigen, 19 Mal Jugendliche und 9 Mal Kinder, die die Polizei als Verursacher ausmachte. Zahlen, die dem Landrat Sorgen bereiten: „Auch wenn die Unfallzahlen in diesem Bereich zurückgegangen sind, ist die Zielgruppe überproportional an den schweren Verkehrsunfällen beteiligt“, so Theo Melcher.

Geschwindigkeit ist Unfallursache Nummer Eins

Unfallursache Nummer Eins ist bei den 18- bis 24-Jährigen nach wie vor die Geschwindigkeit (28 Fälle), gefolgt von Abstand (12 ), Alkohol (5) sowie Fehler beim Abbiegen (5). Jürgen Dzuballe (Leiter Direktion Verkehr) sagte, dass bei Unfällen, die auf mangelnden Abstand zurückzuführen sind, auch häufig Ablenkung durch Smartphones und Navigationsgeräte eine Rolle spiele.

2020 ereigneten sich 47 Verkehrsunfälle mit Personenschaden, bei denen Kradfahrer mit großen Krads beteiligt waren. 27 hiervon waren Alleinunfälle. 34 Mal galten Kradfahrer als Verursacher der Unfälle. Mit Ausnahme von 2017 (46) ist auch dieser Wert im mehrjährigen Vergleich auf Rekordtief. 2019 waren es 54; 2018 53 Unfälle, bei denen sich Kradunfälle mit Personenschaden ereigneten.

Erfreulich war auch der Rückgang von Unfallfluchten 2020 auf 634. 2019 waren es 824. Bei 29 Unfallfluchten gab es Personenschaden (2019: 35).

Alternative Mobilitätsform bereitet Landrat Sorgen

Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Rad- und Pedelecunfälle an. Waren es 2019 noch 41, stieg die Zahl 2020 auf 49. Davon waren 25 Alleinunfälle. Zwölf Mal waren die Unfälle durch andere verschuldet. Die Zahl der Pedelecunfälle stieg von 17 auf 30, davon 15 Alleinunfälle und 8 durch andere verschuldet.

Immer häufiger sind Pedelecs an Unfällen im Kreis Olpe beteiligt. von Polizei Olpe
Immer häufiger sind Pedelecs an Unfällen im Kreis Olpe beteiligt. © Polizei Olpe

Das Durchschnittsalter bei Alleinunfällen betrug 53 Jahre. 17 von 30 Unfälle ereigneten sich zwischen Freitag und Sonntag. Unfallreichster Monat war der Juni. „Dies ist eine Entwicklung, die mir Sorge bereitet, gerade wenn ein Zuwachs an Fahrradfahrern als alternative Mobilitätsform und als Möglichkeit für sportliche Betätigung sehr zu begrüßen ist“, so der Landrat.

Prävention für Radfahrer

„Konzeptionelle Gegenmaßnahmen sind daher dringend notwendig“, so die Polizei. Abhilfe könnten etwa Fahr- und Sicherheitstrainings für ältere Nutzer schaffen. Auch Präventions- / Aufklärungsangebote durch Verkehrssicherheitsberater und Kreisverkehrswacht könnten ein Punkt sein. Außerdem denkt die Polizei auch über zwei Aktionstage zu Beginn der Fahrradsaison an gut frequentierten Örtlichkeiten nach.

„Bei der Bewertung der möglichen Gründe für diese positive Entwicklung muss in Betracht gezogen werden, dass der Rückgang auch mit der Corona-Situation zu tun hat: Bürgerinnen und Bürger waren weit weniger auf den Straßen unterwegs als in den Jahren zuvor“, sagt der Landrat zur Unfallentwicklung im Kreis Olpe.

Aktion und Prävention der Polizei:

Die Polizei plant 2021 wieder vier Einsätze des Netzwerks Krad an Sonntagen sowie einen bundesweiten Aktionstag zu einem besonderen Thema. Außerdem sollen in Kooperation mit der Kreisbußgeldstelle vier Geschwindigkeitswochen und vier integrative Kontrollen zwischen 18 und 2 Uhr stattfinden.

Weiterhin sind Verkehrssicherheitstage unter dem Motto „Komm zurück“ auf dem Gelände des Verkehrssicherheitszentrums Olpe, drei Veranstaltungen zu „Crash Kurs NRW“ sowie Verkehrserziehung in Unternehmen durch die Verkehrssicherheitsberater in Tagesveranstaltungen für die Zielgruppe der „Jungen Erwachsenen“ geplant.

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