Junge Fahrer sollen aufgerüttelt werden
Crash-Kurs-NRW
- Kreis Olpe, 22.11.2018
- Von Barbara Sander-Graetz
Barbara Sander-Graetz
Redaktion
Kreis Olpe. Sie hießen Pascal, Gerhard oder Johannes, Marina, Christine oder Martin. Sie alle waren jung und sind nun tot. Gestorben bei Verkehrsunfällen in den vergangenen Jahren im Kreis Olpe. Zu schnelles Fahren, Alkohol, Überschätzung des eigenen Könnens, Drogen: Die Ursachen sind vielfältig. Das Ergebnis immer gleich: Leben ändern sich von einer Sekunde auf die andere und nichts ist wie es mal war. Das machte auch die 23. Auflage des Crash Kurs NRW wieder erschreckend deutlich.
Als Michael Klein von der Polizei Olpe fragt, wer freiwillig hier wäre, melden sich nur ein paar Jugendliche. Da haben schon mehr selber mal einen Unfall erlebt.
119 Menschen wurden leicht verletzt. Der Schaden beträgt rund 700.000 Euro. „Eure Altersgruppe macht nur zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer aus, aber ist zu 24 Prozent an Unfällen beteiligt“, so Klein.
Nach den Fakten kommt die harte Realität. Entsprechende Unfallfotos der Polizei von Autowracks und abgedeckten Leichen werden gezeigt. Die Namen der Verstorben werden eingeblendet. Es ist ruhig im Saal. Manche kannten die Verstorbenen oder auch die Überlebenden der Unfälle.
Sie selber brach sich unter anderem einen Halswirbel. „Damals machte das Gerücht schnell die Runde, ich sei querschnittsgelähmt, was sich zum Glück nur als Gerücht erwies“, sagte Hennecke. Doch auch sie zahlte einen hohen Preis. Eine Niere und ein Stück der Bauspeicheldrüse wurden entfernt. Hinzu kam ein Milzriss.
„Es war nur der kleine Bruder zuhause“, ist er noch heute erschüttert von den Ereignissen. Harter Tobak für ihn als Polizisten, aber auch für die Jugendlichen.
Dirk Wiedehöft ist Polizist, Motorradfahrer sowie Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und schildert einen Unfall, bei dem er einen Kollegen schwer verletzt auf dem Beifahrersitz vorfindet: „Ihr fahrt in Regionen, wo ihr die Leute kennt.“
Pastor Ludger Wollweber beschreibt seine schwere Aufgabe „da zu sein, wenn die anderen wieder weg sind.“ Der Seelsorger weiß, dass nicht nur Lebensträume und Planungen durch tödliche Unfälle platzen. „Daran gehen ganze Familien kaputt.“ Man denke immer, das kann mir nicht passieren. „Doch so ist es nicht“, weiß der Seelsorger aus jahrelanger Erfahrung.
Eine, die auch nie gedacht hätte, dass es ihnen passiert, ist Angela Kraft. Sie verlor ihren Bruder Pascal. Während sie den Abend des Unfalls und den Augenblick, wo die lebenserhaltenden Maschinen bei ihrem Bruder abgeschaltet werden, erzählt, ist es mucksmäuschen still in der Stadthalle. Sie hatte später auch Kontakt mit dem Unfallverursacher. „Auch sein Leben ist gelaufen“, sagt die Hinterbliebene.
Michael Klein entlässt nach rund 90 Minuten eine sichtlich ergriffenen Gemeinschaft Jugendlicher wieder auf die Straße: „Jedes Leben zählt und Verkehrsunfälle zerstören Leben. Sie sind vermeidbar und werden verursacht. Daher fahrt vorsichtig, denn Verkehrsunfälle hinterlassen Spuren. Nicht nur auf der Straße.“