Cannabis-Gesetz: Suchtberaterin aus Olpe äußert Bedenken und Hoffnungen

Bundestag beschließt kontrollierte Freigabe für Volljährige


  • Kreis Olpe, 27.02.2024
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Symbolfoto: Der Bundestag hat ein Gesetz zur kontrollierten Freigabe von Cannabis verabschiedet. von Nils Dinkel
Symbolfoto: Der Bundestag hat ein Gesetz zur kontrollierten Freigabe von Cannabis verabschiedet. © Nils Dinkel

Kreis Olpe. Der Bundestag hat mit einer klaren Mehrheit ein Gesetz verabschiedet, das die kontrollierte Freigabe von Cannabis für Volljährige in Deutschland vorsieht. LokalPlus hat zu der geplanten Legalisierung mit der Suchtberatung von Caritas „AufWind“ im Kreis Olpe gesprochen.


Sorge und Hoffnung verbindet Claudia Bucher von der Caritas-Suchtberatung mit dem Beschluss. Sie befürchtet, dass die Teillegalisierung zu einem Anstieg des Konsums führen könnte. Gleichzeitig hofft sie darauf, dass in diesem Zusammenhang die Aufklärung über die Droge verbessert wird.

„Es könnte natürlich bedeuten, dass die Anfragen bei uns steigen werden. Dieser Trend ist bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten gewesen“, erzählt Claudia Bucher. Cannabis sei aktuell auf dem Schwarzmarkt leicht zu erwerben.

„Wer Lust hat, es zu probieren, der kommt dran. Auch heute schon. Also ist die Aufklärungsarbeit immens wichtig“, unterstreicht sie. Neben besserer Aufklärung erhofft sich Claudia Bucher aber auch, dass eine wissenschaftliche und medizinische Begleitung stattfinden wird.

Keine harmlose Droge

Sie unterstreicht, dass Cannabis keine harmlose Droge sei. „Gerade das Gehirn von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist noch nicht völlig ausgereift. Diese Gefährdung sollte man nicht übersehen. Regelmäßiger Konsum kann somit zu bedeutenden Beeinträchtigungen führen“, so Claudia Bucher.

Das müsse im Rahmen von Kampagnen der Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit verdeutlicht werden. Vor allem die Ware vom Schwarzmarkt sei gefährlich. Sie ist überzeugt, dass mit den neuen Regelungen der Schwarzmarkt eingedämmt werde.

„Künftig kann besser kontrolliert werden. Das ist sicher ein Vorteil. Außerdem gibt es dann nicht mehr die Notwendigkeit, mit Dealern in Kontakt kommen zu müssen, wenn man es legal kriegen kann. Dadurch kommen die Konsumenten nicht mehr automatisch mit anderen Drogen in Berührung“, erklärt Claudia Bucher. Das sei auch eine zentrale Absicht der Regierung gewesen.

„Das Wissen über die Droge muss deutlich zunehmen”
— Suchtberaterin Claudia Bucher

Auch Präventionsmaßnahmen im Umgang mit Cannabis müssten künftig an Bedeutung gewinnen. „Wie im Bereich Alkohol muss es präventiv in die Richtung gehen, einen gesunden Umgang zu entwickeln. Neben Wissensvermittlung ist es wichtig, dass mit Präventionsmaßnahmen die Resilienz der Jugendlichen gestärkt wird, so dass sie sich den vielfältigen Herausforderungen im Alltag gewachsen fühlen und sich nicht über den Konsum Erleichterung verschaffen müssen“, so Claudia Bucher.

Das gelte unter anderem für Multiplikatoren in Jugendstätten und -einrichtungen. „Das Wissen über die Droge muss deutlich zunehmen. Vielleicht wird es leichter, über Cannabis ins Gespräch zu kommen, wenn es legal wird.“

Aktuell könne es so manchen abschrecken, dass Cannabis illegal sei. Claudia Bucher glaubt, dass sehr viele Menschen ihre Erfahrungen damit machen und die Zahlen wachsen werden. „Gerade in der Anfangszeit, bis sich das eingespielt hat“, vermutet die Caritas-Suchtberaterin.

Cannabis-Gesetz

Das Vorhaben gilt als eines der größten gesellschaftspolitischen Projekte der aktuellen Ampelkoalition. Trotz heftiger Kontroversen und Debatten folgte schließlich ein Votum für eine Teillegalisierung. Das Gesetz sieht vor, dass der Besitz und Anbau von Cannabis ab dem 1. April unter strengen Auflagen für den Eigenkonsum legal werden.

Demnach soll der Besitz von 25 Gramm in der Öffentlichkeit und 50 Gramm zu Hause künftig straffrei bleiben. Zudem soll hierdurch der Eigenanbau von drei Pflanzen erlaubt werden. Das Gesetz muss nun noch abschließend vom Bundesrat am 22. März abgesegnet werden.

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