Steile Karriere: Timur Baloev aus Altenhundem ist Weltmeister im Thaiboxen

Vom Anfänger zum Profi in etwas mehr als zwei Jahren


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Der 19-jährige Timur Baloev aus Altenhundem ist seit 2016 Weltmeister im Thaiboxen. von Nils Dinkel
Der 19-jährige Timur Baloev aus Altenhundem ist seit 2016 Weltmeister im Thaiboxen. © Nils Dinkel

Altenhundem/Siegen. Man könnte meinen, Timur Baloev sei ein ganz normaler Schüler. Er besucht die 11. Klasse des Gymnasiums der Stadt Lennestadt, trifft Freunde und ist sportbegeistert. Doch das ist längst noch nicht alles, denn der 19-Jährige aus Altenhundem ist Weltmeister im Thaiboxen. Erst 2014 hat Baloev mit dem außergewöhnlichen Sport angefangen. Mittlerweile ist er Profi und kämpft bei den Erwachsenen in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm.


Für seinen aktuellen Verein „Energy Gym“ Siegen stand der Altenhundemer bereits mehr als 30 Mal im Ring. „Nicht alle davon wurden in der Quote gezählt“, so Baloev. 2015 war aus seiner Sicht ein schwaches Jahr. „Ich habe mehrere Kämpfe in Folge verloren. 2016 folgte hingegen ein gutes Jahr, wo ich zehn Kämpfe in Folge für mich entschied“, erzählt Baloev. Umso beeindruckender war die Quote, weil er eine knapp sechsmonatige Pause einlegen musste wegen eines gebrochenen Arms.

Und dann folgten auch noch die bislang beeindruckendsten Titel seiner Sammlung: „Dann gewann ich den Deutschen Meistertitel, womit ich mich für die Weltmeisterschaft qualifizierte, sowie den Polnischen Nationaltitel. Außerdem wurde ich vom Verband als Kämpfer des Jahres ausgezeichnet.“
Weltmeister durch technischen Knockout
Am 18. Oktober 2016 folgte das bislang größte Highlight seiner jungen Karriere: Er errang in Manchester (England) den Weltmeistertitel im Thaiboxen. Nachdem sein Gegner aus Bordeaux (Frankreich) dreimal zu Boden gegangen war, beendete ein Arzt den Kampf schließlich: technischer K.o. Und damit der Weltmeistertitel für Baloev, der jetzt in der Profi-Klasse kämpft. 
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Und gleich die nächsten Titel anpeilt: Die Deutsche Meisterschaft (Samstag, 1. April, in Leverkusen) will er als erneute Brücke zur Qualifikation für die Weltmeisterschaft nutzen. Auch den polnischen Nationaltitel will er verteidigen. Seine Quote spricht für ihn: 20 internationale Kämpfe, 16 Siege (neun davon durch KO) und vier Niederlagen (zwei verletzungsbedingt). Bei zwei Niederlagen erhielt der Lennestädter bislang eine Revanche und entschied diese jeweils für sich. Zuletzt gewann er am 19. März in den Niederlanden.
Fünfmal pro Woche Training
Um an seine Erfolge anknüpfen zu können, trainiert Baloev etwa fünfmal pro Woche. Es stehen Technikübungen, Kraft und Ausdauertraining, Sparring und Zehn-Kilometer-Läufe auf dem Fitness-Plan. Außerdem trainiert er den Nachwuchs im Verein. Sein Erfolgsmotto: „Man sollte Träume, Wünsche und eine Vision haben. Dann kann man seine Ziele erreichen und sein Wissen auch gut weitergeben.“

Seine Familie steht dem Kampfsport sehr offen gegenüber. „Alle unterstützen mich dabei. Mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt und schätzen mich als Profi-Sportler“, erzählt Baloev. Bevor er Kampfsportler wurde, war er vier Jahre lang Tänzer. Bei der Familie seien Freudentränen geflossen, als er das WM-Finale gewonnen hatte. „Sie waren sehr stolz auf mich.“ Mittlerweile habe Baloev viele Unterstützer, was ihn sehr freut.
Keine Zeit für Schmerzen im Ring
Von harten Schlägen und Treffern gegen seinen Körper spürt der Thai- und Kickboxer nach eigenen Aussagen im Kampf nichts. „Das kommt einen Tag später zu Hause. Man beim Kampf ist so nervös, dass die Schmerzen nicht durchdringen“, erzählt der Weltmeister.

„Wenn ich merke, ich liege nach Punkten hinten, dann versuche ich, ruhig zu bleiben. Ich werde nicht aggressiv. Das motiviert mich eher“, sagt Baloev. „Das wichtigste, um erfolgreich aus dem Ring zu steigen, sind Disziplin, Kampfgeist und Wille. Das sind für mich die Kerneigenschaften, die man mitbringen sollte“, sagt der Thaiboxer.
Klare Ziele vor Augen
Auch wenn Baloev aktuell noch die Schulbank drückt, hat der junge Erwachsene klare Ziele vor Augen: Er will im Profisport Fuß fassen, die Top Ten deutschlandweit und international erreichen. „Das Ziel, national erfolgreich zu sein, sehe ich sehr realistisch“, sagt der Kämpfer.

Er sei mit seinen 19 Jahren erst am Anfang der sportlichen Karriereleiter. Ein weiteres Ziel: seinen Lebensunterhalt vom Kämpfen bestreiten können. „Ich bin auf einem guten Weg. Ich will mich mit den Besten dieser Sportart messen.“
 von Guido Michallik
© Guido Michallik
 
Weitere Infos zu Baloev und zu Thaiboxen:
Was ist Thaiboxen?
  • Thaiboxen wird auch „Full Muay Thai“ genannt. Der Unterschied zum Kickboxen besteht darin, dass neben Fäusten und Füßen auch Ellenbogen und Knietechniken zum Kopf im Kampf angewendet werden dürfen.
Baloevs Aufstieg:
  • Hobbymäßig gestartet 2014 in Grevenbrück
  • Nach drei Monaten zum „PM Sporting Club“ Altenhundem gewechselt, für den Baloev die ersten Kämpfe bestritt
  • Nach etwa einem Jahr zu „Energy Gym Siegen“ gewechselt; erste Erfolge: Vize-NRW-Meister und Deutscher Vizemeister in seiner Altersklasse
Nächste Kämpfe:
  • Showkampf am 6. Mai in der Giersberg-Halle Siegen vor heimischen Publikum:
- Fünf Runden
- Gegner aus Düsseldorf
- Hauptkampf des Abends
  • Nächster Titelkampf im Herbst 2017
Kosten:

Die vielen Kämpfe sind mit vielen Reisen und mit Hohen Kosten verbunden. Teilweise sei es so, dass Veranstalter teile der Auslagen übernehmen. „Aufwendungen für Turniere müssen allerdings in Eigenleistung erbracht werden“, sagt Baloev. Das geschehe teilweise durch Sponsoren, teils aus eigenen Mitteln. Nach einem richtigen Geldgeber, der Baloev unterstützt, sucht der Sportler noch.
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