"Manchmal mehr Sozialarbeiter als Trainer"

SERIE, TEIL 2: Gespräche über Amateur-Fußball / Elf Fragen an... Ralf Behle


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Ralf Behle trainiert bis Sommer noch den A-Ligisten FC Langenei-Kickenbach. Zur kommenden Saison übernimmt er dann bei Westfalenligist SG Finnentrop/Bamenohl das Kommando. von Barbara Sander-Graetz
Ralf Behle trainiert bis Sommer noch den A-Ligisten FC Langenei-Kickenbach. Zur kommenden Saison übernimmt er dann bei Westfalenligist SG Finnentrop/Bamenohl das Kommando. © Barbara Sander-Graetz

Unter der Woche stehen sie auf dem Platz, an den Wochenenden stehen sie an der Seitenlinie. Taktieren, dirigieren und motivieren ihre Spieler. Bangen, hoffen und jubeln. Schimpfen, schreien und springen auf und ab. Je nach Spielverlauf. Die Rede ist von den Fußballtrainern im Kreis Olpe. LokalPlus lässt in den kommenden elf Wochen elf Übungsleiter zu Wort kommen. Ein Gespräch über Amateurfußball. Über Träume, Erfolge, Niederlagen und die Top-Elf des Kreises. Heute gehen elf Fragen an Ralf Behle, Trainer des A-Ligisten FC Langenei-Kickenbach.


1. Deshalb bin ich Fußballtrainer geworden... Zu einem war und ist Fußball schon immer meine große Leidenschaft gewesen, zum anderen macht es mir unheimlich viel Spaß, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten, die diese Faszination Fußball mit all seinen unterschiedlichen Facetten teilen. Außerdem hält einen die Zusammenarbeit mit jungen Leuten ebenfalls jung und auf einem aktuellen Stand der Zeit. 2. Mein größter bisheriger Erfolg als Trainer war... Aufstieg mit dem TV Oberhundem in die Kreisliga A in der Saison 2010/2011. Kreispokal-Halbfinale gegen FC Lennestadt 2014 mit dem FC Langenei-Kickenbach. Teilnahme am Kreis-Hallenmasters 2016 mit dem FC Langenei-Kickenbach. 3. Die bitterste Niederlage war… Das Ausscheiden im Kreispokal-Viertelfinale 2015 beim SV Oberelspe. 4. Diese Regel im Fußball würde ich einführen oder ändern ... Die Doppelbestrafung rote Karte und Elfmeter würde ich aufheben, da hierdurch ein Spiel teilweise schon frühzeitig entschieden wird.
"Das Spiel wird auch nach unten hin immer athletischer"
5. Das hat sich im Amateurfußball in den letzten zehn Jahren verändert... Das Spiel wird auch nach unten hin immer athletischer, das heißt, dass sich natürlich auch das gesamte Spieltempo sowie auch die Handlungsschnelligkeit, etc. erhöhen. Außerdem erhalten die Spieler teilweise viel früher eine qualitativ hochwertige fußballerische Ausbildung, was sich dann anschließend auch bei den Senioren zeigt. Aber es gibt durchaus auch kritische Tendenzen, wie Teamgeist und Vereinsidentifikation. Was zu meiner aktiven Zeit noch als ganz normal angesehen wurde, wie zum Beispiel das gemütliche Zusammensitzen mit den meisten Spielern nach dem Training oder nach einem Spiel, ist teilweise zur Ausnahme geworden. Hier ist man manchmal mehr als Sozialarbeiter als als Trainer gefragt und muss sich gegebenenfalls schon eine Menge einfallen lassen, um alle Mann an Bord zu halten 6. Die aktuell besten elf Spieler im Kreis Olpe sind...
7. Der beste Fußballer, der jemals im Kreis Olpe gespielt hat... Schwierig, da es in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart Top-Kicker im Kreis gab und gibt. Zu meiner aktiven Zeit fand ich Thomas Hütte überragend. Er verkörperte für mich eine riesige individuelle Technik, ein „riesen“ Auge für den Mitspieler in sämtlichen Räumen, war torgefährlich und hatte eine Spielidee ohne übertriebenen Egoismus. Außerdem hatte er ein hohes Maß an Vereins- und Team-Identifikation sowie Interesse an der „dritten Halbzeit“, wo sich in der heutigen Zeit sicherlich der ein oder andere Spieler etwas von abschauen könnte. 8. Der schwierigste Spieler, den ich bisher trainiert habe... Es gibt keine schwierigen Spieler, es gibt teilweise schwierige soziale Umfelder, wo auf gewisse Grundwerte, Rechte und Pflichten von Anfang an nicht mehr so eingegangen wird, wie es eigentlich sein sollte. Dies sind natürlich dann fehlende grundlegende Dinge, gerade beim Mannschaftssport. 9. Der beste Trainer, unter dem ich gespielt habe... Udo Zimmermann, weil er all das verkörperte, was Fußball ausmacht: Leidenschaft, Ehrgeiz, Zusammenhalt, Team-Identifikation, Siegeswille, Spaß, ehrlicher Umgang mit allen Spielern und eine klare Linie. Dies lebte er uns sowohl auf als auch neben dem Sportplatz zu 100 Prozent vor.
Ultra-Pressing und bis zu drei Grundstrukturen
10. Meine Fußballphilosophie lautet... Meist eine offensive Ausrichtung bis hin zum Ultra-Pressing, jedenfalls auch in entscheidenden Spielen oder Momenten mit zwei bis drei veränderbaren Grundstrukturen taktisch angemessen reagieren zu können. 11. Das möchte ich als Trainer noch erreichen... Eine annähernd hundertprozentige fußballerische und taktische Entwicklung eines Teams mit einer Spielphilosophie und deren 90-minütiger Spielumsetzung, bei der ich außen mal komplett die Klappe halten kann und gar nichts korrigieren oder reinrufen muss.
Stationen als Spieler: FC Kirchhundem/TV Oberhundem (Spielertrainer) Stationen als Trainer: TV Oberhundem/FC Langenei-Kickenbach Lieblingsverein: 1. FC Köln Wer wird Europameister: Deutschland
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