Kinder des Yacht-Club Lister nehmen an Deutscher Meisterschaft teil

Ein harter Weg unter die besten 250


Die Vorbereitungen für die Internationale Deutsche Meisterschaft laufen beim Yacht-Club Lister auf Hochtouren. von privat
Die Vorbereitungen für die Internationale Deutsche Meisterschaft laufen beim Yacht-Club Lister auf Hochtouren. © privat

Plau am See. Der Yacht-Club Lister wird in diesem Jahr gleich viermal unter den 200 deutschen und 50 internationalen Teilnehmern zu finden sein, die ab dem 26. Juli neun Tage lang in Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften um den Titel kämpfen. Die deutschen Teilnehmer segeln ihren nationalen Champion aus, der Gesamtsieger des 250 Boote starken Feldes ist der internationale Deutsche Meister.


Der Yacht-Club Lister wird in diesem Jahr gleich viermal unter den 200 deutschen und 50 internationalen Teilnehmern zu finden sein, die ab dem 26. Juli neun Tage lang in Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften um den Titel kämpfen. Die deutschen Teilnehmer segeln ihren nationalen Champion aus, der Gesamtsieger des 250 Boote starken Feldes ist der internationale Deutsche Meister.

Die Hochburgen der deutschen Optimisten sind Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und Baden-Württemberg. Die Clubs aus diesen Regionen finden sich immer wieder gut vertreten auf den Ergebnislisten der Deutschen Meisterschaft der Optimisten wieder.

Immer wieder fand sich in einzelnen Jahren das eine oder andere Kind vom YCL auf der Starterliste wieder. Diesmal aber sind es gleich vier Kinder des YCL: Marleen Bickert (Jg. 2005) aus Attendorn, Caspar Schneider (Jg. 2006) aus Gelsenkirchen-Buer, Jonathan Brinkmann (Jg. 2008) aus Siegen und Aron Demmerling (Jg. 2006) aus Wenden.
Zahlreiche Trainingslager und Regatten
Die drei erstgenannten werden seit dem Beginn ihrer Opti-Karriere vom engagierten Trainer Olaf Reckers aus Gronau betreut, der die Kinder zu zahllosen Trainingslagern und Regatten im In- und Ausland begleitet und sie bis zur Qualifikation der DM geführt hat. Aron trainiert meist in der NRW-Fördergruppe 1, nimmt aber sporadisch auch an Trainings des YCL teil.

Anders als die großen, bekannten Clubs in Deutschland muss der YCL einiges an Logistik stemmen, um die Kinder auf ihren kleinen Einmann-Rennjollen zu trainieren: der Ruhrverband erlaubt auch für das Leistungssegeln keine Motorboote für die Trainer auf dem Biggesee, sodass die meisten Trainings auswärts stattfinden müssen – ein optimales Training benötigt ein schnelles Trainerboot, ein sogenanntes RIB (Rigid Inflatable Boat – ein großes Schlauchboot mit festem Rumpf und starkem Motor). Der YCL besitzt kein eigenes RIB, muss also ein solches für jede Veranstaltung vom NRW-Seglerverband chartern und per Trailer von Gronau aus zum Einsatzort bringen.
Mehrere Stunden Anfahrt
Auch die Kinder wollen mit ihren Jollen zu den jeweiligen Gewässern gebracht werden, also rüstet sich an rund 15 Wochenenden im Jahr ein Tross von Fahrzeugen mit Trailern oder Optis auf dem Dach und braust unmittelbar nach Schulschluss am Freitag los, da die Anreisen durchaus vier bis sechs Stunden dauern können und in der Regel am Samstagmittag die erste Wettfahrt stattfindet.

Da die Boote aufgebaut, getrimmt und eingesegelt werden müssen, zudem Zeit für taktische Vorbesprechungen und das Briefing benötigt wird, beginnt ein solcher Samstag oft schon um 8 Uhr morgens mit Frühsport und dem Aufriggen der Boote – also ist die Anreise am Freitag fast obligatorisch. Oftmals werden ein, zwei oder gar drei Tage Vortraining bei wichtigen Regatten angesetzt, sodass die Kinder schon Mittwochmittag abreisen.
Gute schulische Leistungen sind Pflicht
Für etliche Veranstaltungen müssen sich die Kinder daher für einige Stunden oder Tage von der Schule befreien lassen - kein Problem, solange die schulischen Leistungen gut oder gar hervorragend sind, sodass hier ein zusätzliches Motiv für überdurchschnittlich gute Noten zu finden ist. Gelegentlich sieht man aber die Kinder auf der Hin- oder Rückfahrt noch über den Schulbüchern sitzen, um etwa versäumten Stoff nachzuholen.

Während der Trainings und Wettfahrten ist dafür kein Raum; auch die sonstigen Accessoires der Kinder im Alter dieser Regattasegler sind an Wochenenden kaum zu entdecken: Smartphones, Computer und TV werden bereitwillig gegen strategische und taktische Brettspiele und sportliche Betätigung getauscht, zumindest die Kinder des YCL sind am Smartphone in diesen Zeiten völlig offline.
Aron Demmerling erst seit 1,5 Jahren Regattasegler
Der Weg jugendlicher Opti-Segler von den ersten Segelstunden bis zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft dauert mindestens zwei bis drei Jahre. Aron ist hier eine Ausnahme, er hat erst im Frühling 2018 mit dem Regattasegeln begonnen und konnte schon nach sechs Monaten von der NRW-B-Rangliste, die er auf Platz 7 beendete, in die bundesweite A-Rangliste aufsteigen. Wenn er Ende Juli bei der DM startet, ist er erst seit knapp anderthalb Jahren aktiver Regattasegler.

In der NRW-B-Rangliste der Saison 2017/18 haben die drei Segler des YCL, die Plätze 2 (Marleen), 3 (Caspar) und 4 (Jonathan) belegt. So war der Aufstieg in die bundesweit geführte A-Rangliste für alle vier Segler im Spätsommer bzw. Herbst 2018 der logische Schritt in ihrer Regatta-Karriere, die bei diesen drei Sportlern im Herbst 2016 begonnen hat.
Schwieriger Umstieg in Klasse A
Der Umstieg in die A-Klasse ist meist etwas holprig – die drei Aufsteiger, die vom Coach Olaf Reckers betreut werden, haben den Aufstieg bewusst auf den letztmöglichen Zeitpunkt verschoben, denn erst wenn ein Kind in B bereits viele Punkte gesammelt hat und im laufenden Jahr 13 wird, ist der Aufstieg zwingend.

Sind die Kinder jünger, können sie in B bleiben und geniessen dann natürlich irgendwann Favoritenstatus auf den Regatten. Nach dem Umstieg in die A-Klasse weht ein ganz anderer Wind, die Konkurrenten sind älter, routinierter, athletischer und oft auch ganz schön gewieft, sodass sich die Aufsteiger erst einmal am Ende der Regattafelder einordnen müssen, bis sie sich an die deutlich verschärften Bedingungen gewöhnt haben.

Während in den B-Ligen der einzelnen Bundesländer knapp 1.500 Kinder bundesweit konkurrieren, sind es bundesweit in A knapp 500; die Leistungsdichte ist groß und der Sprung unter die ersten 200, um an der DM teilnehmen zu dürfen, ist mit harter Arbeit verbunden. Nachdem sich die drei Segler im Herbst in A die ersten Sporen verdient hatten, ging es über Ostern diesen Jahres nach Slowenien, um sich dort in einem einwöchigen Trainingslager auf die große Regatta in Portoroz mit 450 Booten aus 14 Nationen vorzubereiten.
Gute Platzierungen
Dort gab es die Früchte des langen Trainings zu ernten: Marleen Bickert landete auf Platz 43, Caspar Schneider auf 80, Jonathan auf 143 - also alle drei im ersten Drittel des internationalen Feldes. Kaum nach knapp zwei Wochen Segeln an den heimischen Biggesee zurückgekehrt, schafften Caspar als Sieger und Marleen als Zweite den ersten Doppelsieg beim heimischen YCL-Cup, bei dem allerdings die großen Namen in der Opti-A-Klasse nicht am Start waren.

Mit guten Ergebnissen am Steinhuder Meer in Kiel sowie in Eckernförde (Caspar 12., Jonathan 14. und Marleen 18. unter 58 Startern) festigen die drei Ihre Ranglistenplätze, Marleen und Caspar liegen unmittelbar beieinander in den niedrigen 80iger Rängen und auch Jonathan hat  an der Ostsee den Sprung von Platz 207 unter die ersten 150 geschafft, ist also sicher für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft qualifiziert. Aron hat mit dem 93. Platz der Rangliste ebenfalls die Startberechtigung. Einige Tage vor der DM werden die drei mit ihrem Trainer Quartier in Plau beziehen, um sich auf die Meisterschaft einzustimmen und noch intensive Trainingstage zu absolvieren.
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