Zwischen Kuhmist, Heu und Stroh: Arbeitseinsatz auf dem Bauernhof
LP-Serie „Ein Tag als…“
- Lennestadt, 02.10.2022
- Verschiedenes
- Von Laura Gerhard
Grevenbrück. Langeweile ist auf dem Hof Becker-Borggräfe ein Fremdwort: Renate Becker-Borggräfe und ihre Söhne Stefan und Benedikt haben immer etwas zu tun. 53 Kühe müssen gefüttert, gemolken und versorgt werden. Die Feldarbeit kommt auch noch hinzu. LokalPlus-Praktikantin Laura Gerhard schlüpfte einen Tag in die Rolle als Landwirtin und merkte schnell: So ein Tag auf dem Bauernhof ist ganz schön abwechslungsreich.
8.30 Uhr. Angekommen auf dem Hof erwartet mich der typische Geruch: Kuhmist. Nach der freundlichen Begrüßung der Familie gehen wir über eine Treppe in das alte Bauernhaus.
Oben angekommen nimmt mich Renate Becker-Borggräfe in Empfang. Als erstes wird gefrühstückt, denn Benedikt und Stefan sind seit halb sieben auf den Beinen. Sie haben schon den Hof kontrolliert und die Kühe gefüttert, das machen sie immer direkt morgens früh. Wir unterhalten uns, wobei ich die sympathische Familie näher kennenlerne.
Nach dem Frühstück geht es an die Arbeit. Von Renate bekomme ich noch einen roten Riesen-Overall, damit meine Kleidung nicht so dreckig wird. Stefan ist heute für mich zuständig und zeigt mir zuerst den Hof.
Wir gehen in den Stall zum Melkroboter. Er erklärt mir, wie das Gerät funktioniert. Mit großen Augen starre ich auf die Maschine - ich bin fasziniert von all' der Technik. Nach der ausgiebigen Einführung geht es an die Arbeit.
Wir gehen durch den Stall in Richtung Weide, denn auf dem Weg dorthin muss ein kaputtes Zaunstück repariert werden. In Teamarbeit können Stefan und ich den Zaun erfolgreich reparieren.
Nun müssen wir die Kühe auf die Wiese schicken. Mit einem speziellen Rufwort versucht Stefan, die Tiere zu locken, doch einige der Kühe haben schlicht und ergreifend keine Lust. „Viele Kühe sind Stubenhocker, besonders bei diesem Wetter. Wir können die Tiere auch nicht dazu zwingen rauszugehen - entweder sie nutzen die Chance oder sie lassen es“, erzählt Stefan. Ich muss schmunzeln, denn bei den Menschen ist es ja bekanntlich ähnlich.
Die nächste Aufgabe steht auf dem Programm. Wir müssen einen Stall mit neuem Stroh eindecken, da dort zwei Kälbchen einziehen werden. Mistgabel in die Hand und los geht es. Aus einem kleinen Stall machen wir ein Paradies für Kälbchen. Jetzt fehlen nur noch die Tiere.
Mit einem Strick, als eine Art Leine, versuchen Stefan und ich das erste Kälbchen in den Stall zu bringen. Schnell wird mir bewusst, dass das nicht so einfach ist, wie ich anfangs gedacht habe. Jetzt fehlt noch das Zweite - auch das klappt nur mit Mühe.
Neues Heu muss geholt werden. Stefan lädt es mit einem Radlader auf. „Jetzt bist du dran“, sagt er zu mir. Ich bin kurz schockiert - setze mich aber dann direkt hinters Steuer. Schnell merke ich, dass das ziemlich viel Spaß macht.
Die Liegeboxen werden neu eingestreut. Mit klein geriebenem Stroh und Kalk ist die perfekte Mischung fertig, damit sich die Kühe wohlfühlen. Jetzt muss die Streu noch auf die einzelnen Liegeplätze der Kühe verteilt werden. Fertig!
Zum Hof gehören auch einige Felder, die wir nun einmal kontrollieren wollen. Mit dem Auto und Hund Linda fahren wir von Feld zu Feld. Stefan zeigt mir die neue Saat Wintergerste. Er erklärt mir, wie der Prozess der Pflanzung abläuft und wie wichtig guter Boden dafür ist.
Mit so viel Input über Pflanzen und Böden geht es wieder zum Hof. Dort wartet das Mittagessen auf uns. Nach der Mittagspause fahren wir mit dem Traktor auf ein Feld, um dort das alte, zu hochgewachsene Gras zu mähen. Ich fahre zum ersten Mal in einem Traktor - eine tolle Erfahrung!
Wieder am Hof angekommen, neigt sich der lange Tag langsam dem Ende zu. „Das Schöne an der Landwirtschaft ist, dass es sehr vielseitig ist. Man hat von jedem Bereich etwas - Veterinär, Pflanzen- und Bodenkunde und noch viel mehr“, erzählt mir Stefan.
Genau das habe ich heute auch gemerkt und bedanke mich bei allen für den tollen Tag.