Zielgruppe Fahranfänger: Die Geschichte hinter dem Verkehrsunfall

Crash Kurs NRW im PZ Meggen


Topnews
Auf Ballons haben Schüler geschrieben, was sie sich für die Zukunft wünschen. Ein Knall, und der Ballon ist geplatzt. Ein Unfall, und die Zukunftsträume sind geplatzt von Kerstin Sauer
Auf Ballons haben Schüler geschrieben, was sie sich für die Zukunft wünschen. Ein Knall, und der Ballon ist geplatzt. Ein Unfall, und die Zukunftsträume sind geplatzt © Kerstin Sauer

Meggen. „Wenn das eigene Kind stirbt, bekommst du lebenslänglich – auch wenn du nichts verbrochen hast.“ Still ist es im PZ in Meggen, als die Frau auf der Bühne leise ins Mikrofon spricht. Die Zuhörer – Schüler des Berufskollegs und des Gymnasiums Maria Königin – hören ergriffen zu, wie sie vom Tod ihres Sohnes spricht. Umgekommen bei einem Verkehrsunfall. Eine Geschichte, die erschüttert. Und zum Nachdenken anregt. Wie es Sinn und Zweck des „Crash Kurs NRW“ ist.


Bereits zum 27. Mal, so erklärt Polizeihauptkommissar und Moderator Michael Klein, findet diese Veranstaltung im Kreis Olpe statt. Angesprochen sind immer junge Menschen ab 17 Jahren – Fahranfänger, kurz vor oder gerade mit dem Führerschein in der Tasche.

Das eingespielte Team aus Vertretern von Polizei, Feuerwehr, Notarzt, Notfallseelsorge und Betroffenen möchte mit seinen Geschichten, Daten und Fakten sensibilisieren. Zur Vorsicht mahnen. Aufrütteln. „Hier geht es nicht um Schuld“, betont Michael Klein zu Beginn der Veranstaltung, „sondern um richtige Entscheidungen.“
 von Kerstin Sauer
© Kerstin Sauer
Um die Schüler zu erreichen, greift das Team nicht auf hochmoderne multimediale Akzente zurück. Fotos von Unfällen aus dem Kreis Olpe, bei denen junge Menschen ums Leben kamen, auf eine Leinwand projiziert, dazu der Name des Verstorbenen unter einem schlichten Kreuz - mehr nicht.
„Ein Unfall fällt nicht vom Himmel"
In ihrer realen Nüchternheit erschütternd und brutal ehrlich, untermalt mit „Geboren um zu leben“ von Unheilig, führen sie den jungen Menschen vor Augen, was passieren kann. Wenn die falsche Entscheidung getroffen wird, wenn man zu schnell war, unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol gefahren ist, nicht angeschnallt oder abgelenkt war. Denn, so weiß Michael Klein: „Ein Unfall fällt nicht vom Himmel – er hat immer einen Grund.“
 von Kerstin Sauer
© Kerstin Sauer
Vereinzelt verlassen Schüler das PZ, bewegt und schockiert von den Bildern und ihren Geschichten dahinter. Schulsozialarbeiter, Notfallseelsorger und Lehrer stehen bereit, um für die jungen Menschen da zu sein. Auch sie sind mitgenommen von der traurigen Realität, die auf der Bühne über die Leinwand flackert.

Fast greifbar wird die Stille, als die Menschen auf der Bühne anfangen, ihre Geschichten zu erzählen – denn jeder hat eine, die er am liebsten vergessen, die ihn aber bis ans Lebensende begleiten wird.
Erschütternde Geschichte
Da ist die junge Frau, die Mitfahrerin in einem Unfallauto war und nur knapp an einer Querschnittslähmung vorbeigekommen ist. Da ist der Polizist, der vor Jahren an eine Unfallstelle gerufen wurde. Der Beifahrer starb – er war der Sohn eines Freundes. Da ist der Feuerwehrmann, der zu einem Unfall mit zwei Toten und zwei Schwerverletzten gerufen wurde – einer der Verletzten war ein Kollege. 

Pastor Ludger Wollweber übernimmt das Mikrofon, (Notfall-) Seelsorger in Meggen und Umgebung. Er berichtete von zwei Verkehrstoten in seiner Gemeinde, von den erschütterten Familien, den verzweifelten Freunden.
Bildergalerie starten
Zielgruppe Fahranfänger: Die Geschichte hinter dem Verkehrsunfall
Eine junge Frau fährt fort, erzählt mit eindringlichen, ergreifenden Worten vom Unfall ihres Bruders – ohne eigene Schuld und so schwer verletzt, dass die lebenserhaltenen Maschinen abgestellt werden mussten. Ihre Familie müsse ohne ihn weiter leben – der Unfallverursacher hingegen seitdem jeden Tag mit der Schuld, einen jungen Menschen getötet zu haben.

Und dann die Mutter, die ihren Sohn bei einem Unfall verloren hat. „Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an mein Kind denke“, sagt sie. „Wenn das eigene Kind stirbt, bekommst du lebenslänglich – auch wenn du nichts verbrochen hast. Erspart das euren Eltern. Passt auf euch auf.“
Ehrung für die Akteure auf der Bühne
Landrat Beckehoff überreichte den Akteuren auf der Bühne  im Anschluss an die Veranstaltung als Anerkennung für die Unterstützung der Crash-Kurs-Leitlinien einen Ehrenamtstaler sowie eine vom Innenmister Herbert Reul unterschriebene Urkunde und zitierte ihn: „Mit Ihrem Engagement helfen Sie Menschen nicht nur, Sie retten Leben. Das ist gar nicht hoch genug zu würdigen.“ Der Minister machte mit dieser Aussage deutlich, wie wichtig auch in der Unfallprävention die ehrenamtliche Unterstützung ist. %%ImageInline[310065](source; caption; copyright)%%
Artikel teilen: