„Windkraft’gutachten‘ - Niveau einer besseren Facharbeit!?!“

Leserbrief von Dr. Gregor Kaiser (Bündnis 90/Die Grünen)


 von Symbol Prillwitz
© Symbol Prillwitz

Lennestadt. Zur aktuellen Debatte um das Ausweisen von Vorrangzonen für Windräder, um eine neue gesetzliche Regelung und die Änderungen im Landesentwicklungsplan hat unsere Redaktion folgende Leserzuschrift erhalten.


„Herr Dr. Kraft spricht in seinem avifaunistischen „Gutachten“ eine ganze Reihe inhaltliche Punkte an, die es zu hinterfragen gilt; leider ist in der Berichterstattung dazu so gut wie gar nicht eingegangen worden, obwohl sie im Ausschuss „Stadtentwicklung und Bauen“ größtenteils thematisiert wurden. Es ist selbstverständlich, dass durch Windräder keine Querriegel zu Hauptzugrichtungen gebaut werden sollten. Diese müssen dann präzise benannt werden - und von einer einmaligen Beobachtung lassen sich da wohl keine Schlüsse ziehen.

Herr Dr. Kraft hat im Ausschuss gesagt „kein Klimaschutz ohne Artenschutz“ - das gilt auch umgekehrt. Steigende und hohe CO2-Konzentrationen sorgen für eine Erwärmung der Erde und tragen somit zum Arten- und auch Vogelsterben bei. Die Produktion von regenerativer Energie reduziert die CO2-Emissionen und ist somit auch Artenschutz.
Widersprüchliche Ergebnisse
Widersprüchlich ist die Ausarbeitung von Dr. Kraft auch hinsichtlich der Anzahl der Brutpaare von Wespenbussard und Baumfalke. Erwähnt in der Artbeschreibung werden neun bis zehn (Wespenbussard) bzw. vier bis fünf (Baumfalke) Paare, in den dazugehörigen Karten werden 14 bzw. 8 Brutpaare verortet. Was stimmt denn nun?

Heimische Ornithologen, die sich seit Jahren in der Lennestädter Natur aufhalten, hinterfragen auch die Anzahl der gefundenen Horste und Brutpaare von Schwarzstorch, Rotmilan oder Nachtigall. Fraglich ist auch der wissenschaftliche Wert einer Arbeit, wenn der Autor sich zu 40 % selber zitiert, wenn Studien, die andere Ergebnisse liefern, nicht zitiert werden, wenn er sich an zwei Stellen für, auf seinem Gutachten aufbauende, Folgearbeiten anbietet oder wenn das auftragnehmende Institut, das Marburger Institut für Ornithologie und Ökologie, Partner einer BI gegen Windkraftanlagen im Wald ist. Und auch ist fraglich, warum die heimischen Vogel-Experten wie Matthias Klein, Josef Knoblauch oder Thomas Eickhoff nicht befragt und interviewt wurden.
Experte?
Dr. Kraft scheint auch nicht der führende Ornithologe und unabhängige Experte zu sein, zu dem er z.B. im WDR gemacht wird: Seine eigenen Publikationen sind kaum in Fachpublikationen veröffentlicht worden, er ist mW weder Vorstandsmitglied der Deutschen noch der Hessischen Ornithologischen Gesellschaft und ist auch kein Professor in Marburg. Es bleibt festzuhalten: diese Ausarbeitung ist so gut wie wertlos, hat die Stadt aber eine Menge Geld gekostet. Es ist zu fragen, warum ein ausgewiesener Windkraftgegner den Auftrag für eine solche Studie bekommen hat? Welche Beweggründe hat der Bürgermeister, sich mit einer Vergabe an Dr. Kraft so explizit einen Windkraftgegner als Gutachter einzukaufen?“

Dr. Gregor Kaiser 
(Ratsmitglied Bündnis '90/Die Grünen)

Oberelspe

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