Wie Enzo aus Pirpirituba wieder auf eigenen Beinen stehen konnte

Freundeskreis Pirpirituba bewirkt Besonderes


  • Lennestadt, 21.12.2022
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In einem Pressegespräch im Rathaus der Stadt Lennestadt erzählten Peter Berkenkopf, Bürgermeister Tobias Puspas und Ehefrau Birgit Voucko, Gerd Kitscha und Franz Rotter (v.l.) die besondere Geschichte des achtjährigen Enzo aus Brasilien. von Lorena Klein
In einem Pressegespräch im Rathaus der Stadt Lennestadt erzählten Peter Berkenkopf, Bürgermeister Tobias Puspas und Ehefrau Birgit Voucko, Gerd Kitscha und Franz Rotter (v.l.) die besondere Geschichte des achtjährigen Enzo aus Brasilien. © Lorena Klein

Altenhundem/Pirpirituba. Die Geschichte von Enzo aus der brasilianischen Gemeinde Pirpirituba ist eine ganz besondere. Eine Geschichte, die von unglaublichen Zufällen und dem erfolgreichen Zusammenwirken von Helfern und Unterstützern aus Deutschland und Brasilien erzählt. Und eine Geschichte mit einer guten Nachricht: Denn der achtjährige Junge, der lange unter einer Fehlbildung der Beine und Füße litt, steht jetzt auf eigenen Beinen - und läuft Schritt für Schritt.


Etwa 10.000 Einwohner zählt die Gemeinde Pirpirituba im Nordosten Brasiliens, die der Freundeskreis Pirpirituba aus Altenhundem seit 30 Jahren mit Spenden und Patenschaften unterstützt. Eines der 180 Patenkinder ist Enzo. Im Jahr 2015 übernahmen Tobias Puspas, Bürgermeister der Stadt Lennestadt und langjähriges Mitglied im wohltätigen Verein, und seine Familie die Patenschaft für das Kind.

Ausgegrenzt

Erst vor zwei Jahren erfuhr die Familie von der Erkrankung ihres Patenkindes: Beine und Füße des Jungen sind fehlgebildet, Laufen nicht ansatzweise möglich. Auch Ausgrenzung musste der Junge, der sich nur mithilfe eines Skateboards fortbewegen konnte, erfahren, erzählte der Vorstand des Freundeskreises Pirpiritura in einem Pressegespräch am Mittwoch, 21. Dezember, im Rathaus in Altenhundem.

Der Verein begann nach Lösungen zu suchen. Die erste Einschätzung eines Arztes in der Nähe von Pirpirituba ließ die Hoffnung zunächst jedoch schwinden - mehrere Hürden standen einer Operation im Weg.

Zum einen würde das fortgeschrittene Alter des Jungen den Eingriff erschweren. Die Operation selbst wäre mit hohen Kosten im mittleren fünfstelligen Eurobetrag verbunden. Der Freundeskreis Pirpirituba beschloss, sich dieser Herausforderung anzunehmen - und startete im Oktober 2021 einen Spendenaufruf für den kranken Jungen.

Die Fehlstellung seiner Beine und Füße machte Enzo das Laufen unmöglich. von Freundeskreis Pirpirituba
Die Fehlstellung seiner Beine und Füße machte Enzo das Laufen unmöglich. © Freundeskreis Pirpirituba

Kurze Zeit später durfte sich der Verein über eine stattliche Spendensumme der Firma Mankel freuen. Die Veröffentlichung eines Berichts mit Foto von Enzo in der katholischen Zeitschrift „Der Dom“ verhalf dem Spendenaufruf zu weiterer Aufmerksamkeit.

So erhielt Peter Berkenkopf, Kassierer im Freundeskreis Pirpirituba, einen erfreulichen Anruf von einer weiteren großzügigen Spenderin aus Gütersloh. Eine Recherche über die hilfsbereite Frau ergab: Dr. Karin Zinkann ist die Ehefrau von Dr. Peter Zinkann, Miteigentümer der Firma Miele und Enkel des Firmengründers. “Das war der Anfang einer gemeinsamen Aktion, die ich immer noch unglaublich finde“, berichtet Tobias Puspas.

Operation von Spezialisten

Neben der finanziellen Unterstützung suchte Dr. Zinkann nach weiteren Kontakten, um Enzos Leiden ein Ende zu setzen. Über Dr. Hans-Toni Junius, Gesellschafter von CD Waelzholz aus Hagen, und Pascal Erlmann, Direktor am Standort in São Paulo, stieß man auf führende Spezialisten für Orthopädie in Brasilien. Dr. Alexandre Francisco de Lourenço stellte per Videokonferenz aus dem von Pirpirituba rund 2.800 Kilometer entfernten Sao Paulo eine Diagnose - und sagte einer Operation zu.

Gemeinsam mit seiner Tante reiste Enzo für den Eingriff für mehrere Monate in die Stadt mit zwölf Millionen Einwohnern. Für Unterbringung, Betreuung und die anschließende Physiotherapie sorgten Pascal Erlmann und sein Team aus Mitarbeitern.

Die Operation an beiden Beinen, Füßen und Hüften verlief planmäßig. Doch auch nach dem Eingriff hat der Junge einen langen Weg vor sich, muss zwischen Therapieeinheiten, weiteren Schmerzen und wackeligen Schritten Durchhaltevermögen beweisen.

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Nach der Operation beginnt für Enzo ein neuer Lebensabschnitt.

Seit Oktober ist Enzo wieder in seiner Heimat, wo seine Muskulatur weiterhin durch Physiotherapie aufgebaut wird. Mit Hilfsmitteln lernt der Achtjährige sich immer besser zu bewegen, steht endlich aufrecht und strahlt über das ganze Gesicht über die neue Freiheit, die ihm gegeben wurde. „Der Junge ist noch dauerhaft von Schienen gestützt, doch das Leben auf dem Boden hat ein Ende“, freut sich Bürgermeister Puspas, der auch plant, sein Patenkind persönlich zu besuchen.

„Aufgrund seiner Behinderung wurde Enzo schon in jungen Jahren von seinen Eltern im Stich gelassen und von anderen Kindern gehänselt“, erzählt Peter Berkenkopf vom Freundeskreis. „Die Operation hat Enzo nicht nur körperlich, sondern vor allem auch seelisch wieder aufgerichtet.“

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Dieser Erfolg und diese Leichtigkeit, die für den Jungen lange undenkbar gewesen sind, wurden letztlich durch das unermüdliche Engagement vieler einzelner Parteien ermöglicht. Die Unterstützung des Freundeskreis Pirpirituba, der Familie Puspas sowie der Spender und Helfern, die sich für Enzo eingesetzt haben.

Der Freundeskreis Pirpirituba freut sich jederzeit über weitere Paten und Spender, die Unterstützung für Kinder wie Enzo erst ermöglichen. „Im Freundeskreis kommt die Spende zu hundert Prozent da an, wo sie hingehört“, betont Puspas. Spätestens im Mai soll auch das 30-jährige Vereinsbestehen gefeiert werden. 30 Jahre, in denen schon vielen Menschen in Pirpiritura geholfen werden konnte.

Der Freundeskreis Pirpirituba

Aus einer Idee auf einer Geburtstagsfeier entstand im Jahr 1992 der Freundeskreis Pirpirituba, der heute 264 Mitglieder zählt. Der Altenhundemer Verein setzt sich in vielfältiger Art und Weise für die Gemeinde Pirpirituba im Nordosten Brasiliens ein und konnte bisher mehr als 1.000 Kinder in Patenschaften vermitteln. Paten unterstützen ein Kind mit 18 Euro pro Monat. Rund 1,7 Millionen Euro konnten in drei Jahrzehnten Vereinsbestehen nach Pirpiritura überwiesen werden, wo die Spenden vollständig den bedürftigen Kindern zugute kommen.

Ansprechpartner:

  • Franz-Josef Rotter, Tel. 02723 / 56 48
  • Peter Berkenkopf, Tel. 02723 / 67 12 6
  • Gerd Kitscha, Tel. 02723 / 41 08 67
  • E-Mail: kontakt@freundeskreis-pirpirituba.de
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