Weihnachten feiern die meisten zu Hause – doch wo ist das eigentlich?
Erstes Weihnachtsfest einer Nicht-Sauerländerin im Kreis Olpe
- Lennestadt, 28.12.2021
- Verschiedenes
- Von Julia Jänisch

Grevenbrück. Weihnachten zu feiern ist für viele Menschen damit verbunden, nach Hause zu kommen. Doch wie fühlt es sich an, Weihnachten nicht zu Hause zu feiern? Ist es dann trotzdem noch Weihnachten? Eine Nicht-Sauerländerin erzählt von ihrer ersten Weihnachtszeit im Sauerland.

Als Nicht-Sauerländerin verbrachte ich in diesem Jahr zum ersten Mal die Vorweihnachtszeit im Sauerland – in meinem neuen Wohnort Grevenbrück. Was ich schnell lernte: Vor Weihnachten sind plötzlich alle „in den Weihnachtsbäumen“, um bei der Ernte und beim Verkauf zu helfen.

Die Tannen der Plantagen, zwischen denen ich diesen Sommer verbracht hatte, schmückten nun zahlreiche Wohnzimmer im ganzen Land. Doch ansonsten war es hier genau wie anderswo auch: lichtergeschmückte Straßen, Benefizaktionen und Vorfreude prägten die vergangenen Wochen.

Während hier alles wie immer schien, fragte ich mich, wie es sein würde, Weihnachten zwar bei einem wichtigen Teil meiner Familie, aber nicht in meiner Heimat zu verbringen. Die liegt im hohen Norden Deutschlands, genauer gesagt in Kiel. Würde es trotzdem ein Weihnachten zu Hause sein?

Was Menschen als Zuhause bezeichnen, ist so vielfältig wie die Menschen selbst. Einigen mag es schon fremd vorkommen, wenn sie nicht in gewohnter Umgebung Weihnachten verbringen, anderen reicht nur eine Erinnerung, um sich an jedem Ort auf dieser Welt zu Hause zu fühlen.


Meine Gefühle waren gemischt. In den vergangenen Monaten habe ich als Neuling schon einige Menschen im Sauerland kennengelernt, aber die meisten Gesichter auf den Straßen waren mir fremd. Es gab keine Tradition und keine Gewohnheit – alles war neu. So zogen die Wochen dahin und ich wusste: Weihnachten würde kommen, aber es fühlte sich nicht so an.


Am vierten Advent sang ich mit meinem Chor, dem ich erst ein paar Monate angehöre, in verschiedenen Kirchen Weihnachtskonzerte. Und da kam es plötzlich ganz unverhofft: das Gefühl von Weihnachten. Es war ganz einfach, nur die Musik reichte aus, um ein weihnachtliches Gefühl von Zuhause zu bekommen.

Auf dieses Gefühl folgten einige weitere Weihnachtsmomente. Am Ende war es nicht wichtig, dass das Sauerland nicht meine Heimat ist. Wichtig war, was Weihnachten ausmacht. In meinem Fall: das Baumschmücken am Vorabend, die leuchtenden Kinderaugen beim Krippenspiel und das gemeinsame Abendessen am Heiligabend mit meiner Familie. Und als Bonus der Schnee am ersten Weihnachtstag. Ich fühlte mich reich beschenkt.

Die Weihnachtszeit im Sauerland war anders. Und sie war schön – ein bisschen wie im früheren Zuhause. Ich denke, daraus könnte eine Tradition werden.
