Waldbauern wollen umdenken: Weg von der Fichte hin zum Mischwald

Forst-Probleme


  • Lennestadt, 31.01.2019
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Lennestadt. Wie ist die aktuelle Lage im Wald und mit welchen Problemen beschäftigen sich Waldbauern momentan? Um sich ein Bild vor Ort zu machen und ins Gespräch zu kommen, war der Landtagsabgeordnete der Grünen Norwich Rüße am Mittwoch, 30. Januar, zu Gast in Oberelspe. Vertreter von vier Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) kamen hier am Tisch zusammen.


Aktuelle Themen wie Klimawandel, Borkenkäfer, Förderung sowie der Waldaufbau wurden dabei von den Anwesenden diskutiert. Es gebe mehrere Probleme, erklärte Rüße, „jetzt haben auch die Letzten verstanden, dass der Klimawandel Hand und Fuß hat.“
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Unsicherheit macht sich vor allem beim Punkt Finanzierung und Förderung breit. Denn das bestehende System für Holzvermarktung und Beförsterung wird umgestellt. Bislang wurden die Waldbesitzer mit indirekter Förderung vom Land NRW bezuschusst. Das soll nun aber geändert werden. Das Modell wird auf eine direkte Förderung umgestellt. Aber was heißt das jetzt genau?

Bislang hatte es eine dauerhafte Unterstützung gegeben. Die neue Förderung hingegen soll befristet sein – fünf Jahre für Beforstung und drei für Vermarktung. Außerdem müssen Forstbetriebsgemeinschaften Aufträge zur Beförsterung öffentlich ausschreiben und die Fördermittel dafür dann beim Land beantragen.
Nur in den ersten Jahren gibt es Unterstützung
Gregor Kaiser von der Grünen-Fraktion in Lennestadt sieht darin gewisse Probleme. Dieses Modell sei eine Art Anschubfinanzierung. In den ersten Jahren bekäme man die Unterstützung, aber in den Jahren danach müsse sich der Wald von allein tragen.

„Und nur aus dem reinen Holzerlös kann man den Wald nicht bewirtschaften“, erklärte der Oberelsper. Außerdem liegen die entsprechenden Richtlinien dafür noch nicht vor. Diese sollen erst zum 1. Juli festgesetzt werden.

„Die Politik muss jetzt die Weichen dafür stellen. Es darf jetzt kein Bruch entstehen“, sagte Rüße. Das Land sei immer ein verlässlicher Partner für die Waldbauern gewesen. Man brauche nun Kontinuität.  Und auch wenn der Finanzminister Druck mache zu sparen, „die Waldbauern sollen ja nicht die Spardose sein“, mahnte Rüße.
Der Wald soll bunter werden
Aber auch die Waldbesitzer müssen in Zukunft Weichen stellen. Denn der Wald der Zukunft wird nicht mehr nur aus der Fichte als Brotbaum bestehen. „In den nächsten Jahren wird der Wald deutlich bunter“, fügte auch Karl-Heinz Kaiser, Forstbetriebsleiter, hinzu. Denn die Fichte sei für diese klimatischen Veränderungen nicht geeignet. 

Norwich Rüße erinnert sich, dass 2007 nach Kyrill nur wenige die Bereitschaft hatten, von der Fichte abzuweichen. „Jetzt hat aber auch die breite Masse erkannt, dass man etwas tun muss. Die Fichte wird es auf Dauer nicht mehr sein.“ Da die Fichte ein Flachwurzler ist und ihre Nadeln im Winter behält, kann sie starken Stürmen wie „Kyrill“ und „Friederike“ nur schwer Stand halten.

Auch die Waldbauern am Tisch waren sich einig, auf andere Baumkulturen als die Fichte zu setzen. Bei einem Mischwald wäre das Risiko anders verteilt und es käme nicht zu solchen Totalausfällen. Vorstellen könnten sich die Forst-Experten unter anderem Bäume wie die Douglasie, Eiche, Weißtanne oder Buche.
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Ein Problem, mit dem Waldbesitzer durch den trockenen Sommer zu kämpfen hatten und auch noch haben, ist der Borkenkäfer. Die Aufräumarbeiten in den Wäldern laufen immer noch, kaputte Bäume müssen raus geschafft werden. Aber dazu fehlen einfach die benötigte „Man-Power“ und auch Abnehmer, waren sich die Anwesenden einig.

Das südliche Sauerland sei bei der Käfer-Plage noch einmal „mit einem blauen Auge davongekommen“, so Karl-Heinz Kaiser. Man könne nur hoffen, dass das Wetter noch bis April so relativ mild wie derzeit bleibe. Wird es kälter, gibt es ein Problem: Bei starkem Dauerfrost könne der Borkenkäfer überleben und seinen Flug im Frühjahr fortsetzen. „Die Hoffnung ist da, dass das Desaster doch nicht so groß ist.“
Info
Am 2. und 3. Oktober 2019 findet in Halter am See ein Waldkongress statt. Den Grünen ist es ein Anliegen, das Thema Wald in die Mitte der Gesellschaft zu rücken.

Konkrete Handlungsempfehlungen werden thematisiert, um Lösungen für die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte zu entwickeln.
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