Die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ feiert die vorläufige Freilassung von Leyla und Arif Yunus: Das Ehepaar war im Sommer in Aserbaidschan inhaftiert worden, was international Kritik und Empörung ausgelöst hatte. Nun sind die Friedensaktivisten wieder auf freiem Fuß. Die „Amnesty International“-Gruppe Lennestadt, die mehrere Schreiben an die Regierung und an die Eheleute selbst verfasst hatte, hat hierzu folgende Pressemitteilung herausgegeben:
„Vor wenigen Tagen erhielt die Amnesty-International-Gruppe in Lennestadt eine überraschende Information, über die alle Mitglieder, Förderer und Freunde dieser internationalen Menschenrechtsorganisation sehr glücklich sind: Am 12. November wurde Arif Yunus aus medizinischen Gründen aus der Haft entlassen und am 9. Dezember auch seine ebenfalls inhaftierte Ehefrau Leyla Yunus.
Leyla Yunus ist die prominenteste Menschenrechtsverteidigerin Aserbaidschans. Zusammen mit ihrem Ehemann Arif engagierte sie sich in dem von ihnen mitbegründeten Institut für Frieden und Demokratie. Beide setzten sich für eine friedliche Lösung des Konflikts zwischen Aserbaidschan und Armenien ein. Bei dem Krieg um die Enklave Nagorny- Kabarabach wurden Anfang der 1990er Jahre Zehntausende Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben. Leyla Yunus trat für Versöhnung zwischen den beiden Völkern ein und kritisierte außerdem die repressive Innenpolitik der aserbaidschanischen Regierung.
Leyla Yunus wurde für ihre Menschenrechtsarbeit mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Ritterorden der französischen Ehrenlegion und dem Theodor Häcker- Preis der Stadt Esslingen. Sie war auch in der engeren Auswahl für den Andrej Sacharow-Preis und den Friedensnobelpreis 2015.
Am 30. Juli 2014 wurde Leyla Yunus und am 5. August 2014 ihr Ehemann Arif verhaftet. Aufgrund vorgeschobener Beschuldigungen wurde Leyla zu achteinhalb und Arif zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil stieß International auf scharfe Kritik. In der Haft verschlechterten sich die schweren gesundheitlichen Probleme der Eheleute massiv. Während der Anhörung am 13. August 2015 verlor Arif Yunus das Bewusstsein. Leyla Yunus gab an, in der Haft bedroht, drangsaliert, eingeschüchtert und misshandelt worden zu sein.
Nach gründlicher Prüfung wurden Leyla und Arif Yunus von Amnesty-International als gewaltlose politische Gefangene eingestuft, die wegen ihrer Tätigkeit als Menschenrechtsverteidiger unter Verletzung ihrer Rechte auf Meinungs- und Vereinigungsfreiheit inhaftiert wurden. ai forderte deshalb die sofortige und bedingungslose Freilassung.
Mitglieder, Förderer und Freunde der ai-Gruppe Lennestadt forderten die Freilassung des Ehepaares in zahlreichen Briefen an den Präsidenten von Aserbeidschan, Ilhan Aliyev, den Generalstaatsanwalt Zakir Qaralov und die Botschaft der Republik Aserbaidschan in Berlin. Mit Hilfe russischsprachiger Frauen aus dem Kreis Olpe wurden die Briefe ins Russische übersetzt und an die genannten Adressen geschickt. Dadurch erhoffte sich die Gruppe, nicht zu Unrecht, eine höhere Wirkung ihrer Appelle. Außerdem schrieben einige ai-Mitglieder aufmunternde Briefe an das Ehepaar, die im Gefängnis getrennt inhaftiert waren.
Vor einigen Tagen erhielt die Lennestädter ai-Gruppe durch die Londoner Zentrale der Menschenrechtsorganisation die frohe Botschaft, wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, dass die Eheleute Leyla und Arif Yunus aus der Haft entlassen wurden sind. Zunächst zwar nur provisorisch und unter Auflagen, aber die Gruppe hofft, dass der internationale Druck, an dem sie sich wirksam beteiligt hat, die endgültige Freilassung erreicht.
Die Gruppe dankt allen, die sich an dieser erfolgreichen Aktion beteiligt haben, sehr herzlich.“ (LP)
• Werner Liesmann, Tel.: 02723/959631
• Hans-Joachim Pfeiffer, Tel.: 02721/80886
• Das monatliche Treffen der ai-Gruppe Lennestadt findet jeweils am 2. Montag im evangelischen Gemeindezentrum in Altenhundem, Auf der Ennest, statt.
