Von Lennestadt nach Przemysl: Alina und Marie bringen Hilfe an die Grenze

Meggener Schwestern sind auf dem Weg Richtung Ukraine


  • Lennestadt, 11.03.2022
  • Ukraine
  • Von Kerstin Sauer
    Profilfoto Kerstin Sauer

    Kerstin Sauer

    Redaktion


    E-Mail schreiben
Topnews
Alina und Marie haben Schilder ausgedruckt, damit sie an den Grenzen sofort belegen können: Wir bringen Hilfe. von privat
Alina und Marie haben Schilder ausgedruckt, damit sie an den Grenzen sofort belegen können: Wir bringen Hilfe. © privat

Meggen. Zu einer ganz besonderen Reise sind in der vergangenen Nacht (11. März) gegen 3 Uhr Alina Yesilagac (26) und Marie Kürpick (22) aufgebrochen: Den Transporter bis unter das Dach beladen mit Hilfsgütern sind die beiden Schwestern jetzt unterwegs zur polnisch-ukrainischen Grenze. Immer das Ziel vor Augen: Hilfe dahin zu bringen, wo sie benötigt wird.


LokalPlus hat am Donnerstag, 10. März, mit den Meggener Schwestern gesprochen. Da stecken die beiden mitten in den Vorbereitungen für ihre Hilfsreise. Voller Elan, Begeisterung, aber auch Fassungslosigkeit angesichts der grausamen Bilder, die sie seit Wochen in den Medien verfolgen.

Am Donnerstagabend haben Alina und Marie den Transporter beladen. Jetzt sind sie auf dem Weg an die ukrainische Grenze. von privat
Am Donnerstagabend haben Alina und Marie den Transporter beladen. Jetzt sind sie auf dem Weg an die ukrainische Grenze. © privat

„Furchtbar“, bringt es Alina auf den Punkt. Die Ausmaße des Krieges, so sagt sie, seien unfassbar präsent: „An vielen Orten auf der Welt gibt es Krieg. Aber das hier ist so nah vor unserer Haustür.“ So nah, dass man mit dem Auto hinfahren und Hilfe direkt vor Ort bringen könnte.

Spontan, aber nicht blauäugig, fasste Alina einen Entschluss: Wir sammeln für die Menschen in der Ukraine und bringen die Hilfsgüter im Transporter des eigenen Dachdeckerunternehmens direkt an die Grenze. „Uns geht es gut. Wir haben doch soviel. Da können wir ruhig was abgeben“, ist Alina überzeugt.

Kontakt abgebrochen

„Eigentlich“, so erzählt die 26-Jährige weiter, „wollten wir rein in die Ukraine. Wir kennen einige ukrainische Tätowierer in Lwiw, hatten Kontakt zu ihnen und alles geplant.“ Doch die Stadt wurde angegriffen. Seitdem ist der Kontakt abgebrochen.

Aber da war die Sammelaktion schon in vollem Gange. Über Facebook starteten die Schwestern einen Aufruf: Wir sammeln Spenden und bringen sie direkt vor Ort. „Wir hatten gedacht, das dauert erstmal“, erzählen sie. Doch was dann geschah, damit hatten die beiden nie gerechnet: „Innerhalb von einer Woche waren unsere Lagermöglichkeiten ausgeschöpft, der Flur bis unter die Decke zu gestapelt“, berichten die beiden immer noch völlig beeindruckt.

Garage der Oma als Lagerplatz

Es musste Hilfe her – und zwar in Form der Garage ihrer Oma: Dort war Platz – und dort konnten Alina und Marie die unzähligen Waren lagern. Medikamente, Verbandsmaterial, Hygieneartikel, Konservendosen, Schlafsäcke, Thermodecken, Kissen, Campingkocher, teilweise neue Kleidung: Die Liste der Hilfsgüter, die nicht nur Bekannte, sondern auch wildfremde Menschen brachten, ist unendlich lang.

„Eine Frau ist sofort nochmal los gefahren und hat für hunderte Euro Tierfutter, Windeln und Spielzeug gekauft. Und Brause für die Kinder.“ Die Meggener Schwestern sind begeistert – und tief berührt von der Hilfsbereitschaft der Menschen: „Ein riesengroßes Dankeschön an alle, die uns unterstützt haben“, betonen sie.

Bildergalerie starten

Am Donnerstagabend haben Alina und Marie ihren Transporter beladen. Bis unters Dach. Gegen 3 Uhr am Freitagmorgen, 11. März, wollen sie in Lennestadt starten. Knapp 1.300 Kilometer und mindestens 15, 16 Stunden Fahrt liegen vor ihnen, bis sie in Przemysl an der polnisch-ukrainischen Grenze ankommen. „Den Kontakt haben wir über die Sammelstelle in Kirchveischede erhalten“, berichten die beiden.

Umladen an der Grenze

Vor Ort wollen sie die Hilfsgüter direkt aus ihrem Transporter in die Fahrzeuge laden, die in die Ukraine fahren. „Wir möchten sehen, dass die Sachen auch ankommen“, wünschen sich Alina und Marie.

Was sie an der ukrainischen Grenze erwartet, wo sie übernachten können – das wissen die Schwestern noch nicht. Doch schon jetzt sind Alina und Marie überzeugt: Diese Reise wird für sie eine ganz besondere werden.

LokalPlus wünscht den Beiden für ihre Reise viel Glück und alles, alles Gute! Was die Schwestern aus Meggen dabei erleben, das lest ihr in den nächsten Tagen bei LokalPlus.

Artikel teilen: