Vollsperrung der B55: Hitzige Diskussionen im Lennestädter Rat

SPD kritisiert Informationspolitik / Erneutes Gespräch abgelehnt


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Die geplante Vollsperrung der B55 in Trockenbrück sorgt weiterhin für Diskussionen - nicht nur in der Bevölkerung, sondern vor allem auch in der Politik. von Symbol LP
Die geplante Vollsperrung der B55 in Trockenbrück sorgt weiterhin für Diskussionen - nicht nur in der Bevölkerung, sondern vor allem auch in der Politik. © Symbol LP

Lennestadt. Aufgebrachte Stimmung im Lennestädter Ratssaal: Während der Sitzung am Mittwoch, 16. Mai, sorgte das Thema „Vollsperrung in Trockenbrück“ für erhitzte Gemüter und heftige Diskussionen.


Auslöser war ein Antrag der SPD-Fraktion, noch einmal mit allen Beteiligten ein Gespräch über die geplante sechswöchige Vollsperrung in den Sommerferien zu sprechen, um gegebenenfalls noch eine andere Lösung zu finden. Gleichzeitig beantragte Sebastian Sonntag (SPD), in Zukunft frühzeitig über Bauvorhaben dieser Größenordnung und damit einhergehende Vollsperrungen informiert zu werden. „Die Informationen über die Baustelle sickern nur nach und nach durch. Der Bürgermeister wusste bereits seit Februar von den Plänen – warum wurden die Ratsmitglieder und die Bevölkerung nicht darüber informiert?“

Ein Vorwurf, den Bürgermeister Stefan Hundt nicht auf sich sitzen lassen wollte: „Wer den Haushalt für 2018 genau gelesen hat, wusste schon da von der geplanten Baustelle. Wir haben rechtzeitig darüber informiert und es gibt schon lange Gespräche mit den betroffenen Gewebetreibenden“ – Herr Sonntag werde ja die Sitzungsunterlagen gelesen haben?
Zeitnahe Weitergabe?
Hatte er – und betonte, dass es nicht um das Bauvorhaben an sich gehe, sondern um die sechswöchige Vollsperrung in Trockenbrück: Darüber habe der Bürgermeister erst in der vergangenen Ratssitzung informiert. Das bestätigte Dr. Gregor Kaiser (Grüne), worauf Bürgermeister Hundt erklärte: „Sobald wir vom Landesbetrieb Straßen NRW als ausführender Kraft von der geplanten Vollsperrung erfahren haben, haben wir zeitnah den Rat und die Öffentlichkeit informiert.“ Und Gregor Schnütgen (CDU) erklärte: „Die Informationspflicht liegt beim Landesbetrieb Straßenbau als ausführendem Organ.“

Wer wann und in welchem Umfang informiert wurde, ließ sich nicht mehr genau klären – in einem Punkt waren sich die meisten Ratsmitglieder jedoch einig: Die sechswöchige Vollsperrung sei eine schlechte, aber von allen schlechten Lösungen die beste.
Wo gebaut wird, gibt es Dreck
„Wir können froh sein, dass die B55 an dieser Stelle endlich ausgebaut wird“, betonte Gregor Schnütgen (CDU) – schließlich sei das ein langgehegter Wunsch aller gewesen. Aber: „Wo gebaut wird, gibt es Dreck und Einschränkungen. Sechs Wochen lang wird die Situation für Ärger sorgen, das wissen wir alle – aber der Landesbetrieb hat sich umfangreiche Gedanken über die Umsetzung gemacht.“ In den Sommerferien werde die Strecke weniger frequentiert, es führen keine Schulbusse, und bei einer Vollsperrung sei die Maßnahme innerhalb von sechs Wochen abgeschlossen.

Schnütgen appellierte an alle Beteiligten, diese Fakten zur Kenntnis zu nehmen und bei diesem Weg zu bleiben. „Ich weiß, dass das eine Zumutung für alle Beteiligten ist, aber es gibt keine bessere Lösung.“ Die Dinge seien ausdiskutiert, ein erneutes Gespräch – wie von der SPD gewünscht – sei nicht zielführend.
Zu spät für neue Pläne
Dem schloss sich Kerstin Bauer (UWG) an: „In sechs Wochen geht es los – jetzt ist es zu spät für neue Pläne. Ich fände es toll, wenn wir uns hier im Rat einig wären und sagen: Gemeinsam schaffen wir diese sechs Wochen.“

Dr. Gregor Kaiser (Grüne) erklärte, dass die Grünen die geplante Vorgehensweise unterstützten, sich aber über weitere Verbesserungsvorschläge freuen würden. „Eine nur einseitige Sperrung der Strecke würde bedeuten, dass sich die Bauzeit um sechs bis acht Wochen verlängert. Wenn man die Belastungen nicht zu groß werden lassen möchte, ist eine Vollsperrung also die beste aller schlechten Lösungen.“ Außerdem sei auf dieser Strecke in den Sommerferien nachgewiesen weniger Verkehr als sonst.

Dass da „gewaltig was auf uns zukommt“, habe er immer gesagt, betonte Bürgermeister Stefan Hundt. Vor allem in den ersten Tagen der Vollsperrung werde es schwierig werden, das würde auch der Landesbetrieb Straßenbau vorhersehen. Aber: „Bei einer einseitigen Sperrung der Strecke würden noch viel länger chaotische Verhältnisse herrschen.“
Keine Alternativen?
Genau daher sei es Wunsch der SPD, noch einmal nach möglichen Alternativen zu suchen, bestärkte Heinz Vollmer (SPD) seinen Antrag auf ein erneutes Gespräch mit allen Beteiligten. „Das Thema muss nochmal auf den Tisch. Bei einer Vollsperrung wird es zu chaotischen Verhältnissen kommen, das wird so nicht funktionieren.“ Es sei Platz genug da für eine einspurige Verkehrsführung – „wenn man das will, kriegt man das hin“, ist sich der Fraktionschef der SPD sicher.

Doch ein erneutes Gespräch wird es nicht geben: Nur die SPD stimmte für den Antrag, bei vier Enthaltungen aus den Reihen der Grünen wurde er abgelehnt. Doch Bürgermeister Hundt versprach abschließend: „Sobald alle Pläne und die Vorgehensweise feststeht, wird die Bevölkerung umfassend informiert.“
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