Update: „Lennestadt hilft“-Team beendet Hilfsfahrt und verlässt die Ukraine

Nach bewegenden Erlebnissen: Helfer auf dem Heimweg nach Deutschland


  • Lennestadt, 04.10.2022
  • Ukraine , Verschiedenes
  • Von Kerstin Sauer
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Das „Lennestadt hilft“-Team mit zwei Ärzten des Kinderkrankenhauses in Charkiw, das schon vier Mal angegriffen wurde. Ein Besuch, der die Helfer schockierte. von privat
Das „Lennestadt hilft“-Team mit zwei Ärzten des Kinderkrankenhauses in Charkiw, das schon vier Mal angegriffen wurde. Ein Besuch, der die Helfer schockierte. © privat

Charkiw/Lennestadt. Das Team von „Lennestadt hilft“ ist seit Mittwoch, 28. September, in Charkiw, mitten im Kriegsgebiet der Ukraine (LokalPlus berichtete, siehe Link). Ziel der vier Helfer: helfen; unterstützen; Mut machen. Am Freitag, 30. September, und Samstag, 1. Oktober, haben sie Dörfer besucht, die monatelang unter russischer Besatzung standen. Am Sonntag, 2. Oktober, brachten sie Hilfe in ein Kinderkrankenhaus, das schon vier Mal angegriffen wurde. Im engen Kontakt zu LokalPlus berichten sie von ihren Erlebnissen.


Update von Dienstag, 4. Oktober, 19.30 Uhr: Das „Lennestadt hilft“-Team ist auf dem Heimweg. Bereits am Montag, 3. Oktober, haben sich Sabine, Tamara, Simon und Matthäus auf den Weg Richtung Lemberg gemacht, wo sie am Abend ankamen.

Vor der Weiterfahrt am Dienstagmorgen, 4. Oktober, besuchten die vier eine Kirche in Lemberg. „Um zu danken, dass alles geklappt hat“, erzählt Matthäus. Am Abend kommen die Vier an ihrer Unterkunft in Polen an, wo sie sich am Mittwoch, 5. Oktober, auf den Weg machen Richtung Deutschland.

Freude und Leid - so nah beieinander...

Update von Sonntag, 2. Oktober, 19 Uhr: Ein in jeder Hinsicht besonderer Tag liegt hinter den vier deutschen Helfern. Stolz und glücklich durften Sabine, Tamara, Simon und Matthäus am Morgen die Auszeichnung der ukrainischen Nationalgarde in Empfang nehmen, mit der die Menschen dort den großartigen Einsatz des „Lennestadt hilft“-Teams würdigen.

Die ukrainische Nationalgarde hat das „Lennestadt hilft“-Team für seinen großartigen Einsatz ausgezeichnet. von privat
Die ukrainische Nationalgarde hat das „Lennestadt hilft“-Team für seinen großartigen Einsatz ausgezeichnet. © privat

Kontrastprogramm nur wenige Stunden später: Sie besuchen ein Kinderkrankenhaus in Charkiw, in dem seit Monaten rund 120 Pfleger und Ärzte mit den kleinen Patienten leben. Und sind entsetzt angesichts dessen, was sie erwartet: Vier Mal wurde das Krankenhaus schon angegriffen, die Zustände vor Ort sind furchtbar.

Als Matthäus sich bei LokalPlus meldet, kann er kaum sprechen, so sehr hat ihn und seine Freunde das Erlebte schockiert. „Ich kann gar nicht in Worte fassen, was hier passiert. Es ist so grausam“, sagt er leise und berichtet von furchtbaren Zuständen. Von Behandlungen und Operationen im Keller aus Schutz vor dem nächsten Angriff; von Kindern, die ihre Eltern verloren haben und jetzt um ihr Augenlicht kämpfen. Und von Ärzten und Pflegern, die Tag und Nacht kämpfen, um allen kleinen Patienten zu helfen.

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Lennestadt hilft ind er Ukraine, Oktober 2022, Sonntag,

„Die Welt muss erfahren, was hier passiert ist“, betont Matthäus. Und fügt hinzu: „Wir werden weiter sammeln. Und weiter helfen.“

Einen ganzen Transporter voller Hilfe bringt das „Lennestadt hilft“-Team in das Krankenhaus: Nahrung, Medikamente, Hygieneartikel. Und freuen sich, die Mitarbeiter mit Tee, Kaffee und Leckereien verwöhnen zu dürfen.

Kein Wasser, kein Strom

Update von Sonntag, 2. Oktober, 13 Uhr: Matthäus berichtet vom Einsatz des „Lennestadt hilft“-Teams am Samstag, 1. Oktober. Wieder haben er, Sabine, Tamara und Simon – unter dem Schutz der Nationalgarde – drei Dörfer besucht, die monatelang unter russischer Besatzung standen. Auf dem Weg dorthin Zerstörung, soweit das Auge reicht. „Die Menschen sind abgeschnitten von der Außenwelt, haben kein Wasser, keinen Strom – nur das, was sie im eigenen Garten anbauen können“, berichtet Matthäus.

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Trotz der entsetzlichen Lebensumstände und der Armut, und obwohl alle furchtbaren Hunger haben, warten die Menschen in den drei Dörfern diszipliniert und höflich, bis sie ihre mit Lebens- und Hygienemitteln gepackten Tüten erhalten. Darunter viele, viele Kinder, wie Matthäus bewegt erzählt: „Sie waren so lieb, so höflich.“ Und so dankbar und bescheiden: Obwohl in einem der Dörfer Tüten übrig blieben, verzichteten die Einwohner darauf und baten: „Bringt sie anderen Menschen, die auch Hunger leiden müssen.“

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Update: „Lennestadt hilft“-Team erlebt ergreifende Momente in der Ukraine, Samstag

Besonders freuten sich die Kinder, als Sabine eine große Schachtel auspackte, voll mit Armbändern, die die Kinder aus der OGS der Oene-Elspe-Tal-Schule an den Standorten Elspe und Oedingen geflochten, geknüpft und gebastelt hatten: Strahlend nahm sich jedes Kind ein Armband – ein kleiner Mutmacher von Kinder für Kinder in dieser Zeit...

Die OGS-Kinder der Oene-Elspe-Tal-Schule mit den Standorten in Elspe und Oedingen hatten Armbänder für Kinder in der Ukraine gebastelt - die strahlenden Augen der ukrainischen Kinder sind Dank genug für diese schöne Überraschung. von privat
Die OGS-Kinder der Oene-Elspe-Tal-Schule mit den Standorten in Elspe und Oedingen hatten Armbänder für Kinder in der Ukraine gebastelt - die strahlenden Augen der ukrainischen Kinder sind Dank genug für diese schöne Überraschung. © privat

Bericht von Samstag, 1. Oktober: Es ist fast schon Nacht am Freitag, 30. September, als sich die vier Helfer endlich per Telefon melden. Den ganzen Tag über hatten sie keinen Handy-Empfang, wenn dann nur über das russische Netz – so nah waren sie an der Grenze zu Russland. „Uns geht‘s gut“, berichten Sabine, Tamara, Simon und Matthäus nach einem anstrengenden, emotional bewegenden Tag. Aber: „Wir sind völlig erschöpft.“

Drei Dörfer bei Charkiw haben sie besucht. Und furchtbare Zerstörung gesehen, ängstliche, verstörte Menschen getroffen. „Es war wie Armageddon“, erzählt ein erschöpfter Matthäus. Zerstörte Straßen, zerbombte Häuser, Panzerketten-Spuren auf den Wegen, von Bäumen gesäumte Alleen – doch alle Baumkronen von Bomben „abgemäht“, so der Helfer.

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35 Menschen versorgte das Team im ersten Dorf mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Kleidung; 70 baten im zweiten Dorf um Unterstützung, noch einmal zehn im letzten Ort. „Einige fragten nur nach Wasser, rissen die Wasserflaschen sofort auf“, erinnert sich Matthäus. Viele Senioren kamen zu den Treffpunkten, zwei völlig verängstigte Kinder trauten sich kaum näher heran. Erst nach langen Gesprächen, gemeinsam gesungenen Liedern und Haribo-Tütchen aus dem Fundus von Simon tauten die Kleinen langsam auf.

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Auf dem Weg zurück nach Charkiw kaufen die vier Helfer für den nächsten Tag ein: Am heutigen Samstag, 1. Oktober, führt sie ihr Weg in drei weitere Dörfer, wo rund 450 Menschen auf Hilfe warten.

Je 500 mal Zucker, Reis, Nudeln, Öl und Tee wanderten über die Kasse. Und das Lennestadt hilft-Team weiß: Damit werden sie wieder viele, viele traumatisierte, erschöpfte Menschen glücklich machen.

Spenden

Wer „Lennestadt hilft“ unterstützen möchte, kann hier eine Spende hinterlassen:

Konto bei Volksbank Bigge Lenne

Kirchengemeinde St. Bartholomäus Meggen

Stichwort Lennestadt hilft

DE39 4606 2817 4341 0886 02

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