Stadt Lennestadt erkennt Herbert Evers Ehrenbürgerwürde ab

Einstimmige Entscheidung des Rates


  • Lennestadt, 23.03.2017
  • Von Sven Prillwitz
    Profilfoto Sven Prillwitz

    Sven Prillwitz

    Redaktion

 von Symbol Sven Prillwitz
© Symbol Sven Prillwitz

Lennestadt. Weil er einer der führenden Nationalsozialisten im Kreis Olpe war, erkennt die Stadt Lennestadt Dr. Herbert Evers posthum die Ehrenbürgerwürde ab. Diese Entscheidung hat der Rat am Mittwochabend, 22. März, getroffen. Damit folgten die Stadtverordneten einem Antrag der Grünen-Fraktion.


„Dass ein solcher Mensch Ehrenbürger dieser Stadt ist, ist nach Kenntnis der Fakten für uns in keiner Weise tragbar“, begründete die Fraktionsvorsitzende Christa Orth-Sauer den Antrag der Grünen. Sie verwies auf Nachforschungen des Historikers Dr. Bodo Thieme, wonach der inzwischen verstorbene Evers, von 1933 bis 1945 Landrat um Kreis Olpe, nicht nur an der Gründung der NSDAP in Grevenbrück und am Aufbau der SA im Kreis beteiligt war, sondern auch an der Deportation von Menschen in Konzentrationslager (LokalPlus berichtete). Mit der Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Evers setze die Stadt Lennestadt ein wichtiges und deutliches Zeichen gegen rechts und fremdenfeindliche Tendenzen, argumentierte Orth-Sauer.

Allgemeine Zustimmung der anderen Fraktionen. Allerdings kritisierten sowohl die UWG in Person von Daniel Wittrock als auch Bürgermeister Stefan Hundt die Grünen dafür, mit ihrem Antrag vorgeprescht zu sein. Laut Hundt sei im nicht-öffentlichen Teil der Hauptausschusssitzung am 8. März nämlich beschlossen worden, das Thema Evers und Ehrenbürgerwürde zunächst in den Fraktionen und im Ältestenrat zu besprechen. Begründung: Zunächst sollte geprüft werden, ob die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde juristisch einwandfrei möglich ist.
Diskussion über Rechtslage
Ganz so einfach sei es nämlich nicht, sagte Kämmerer Rüdiger Barteit. Laut Gemeindeordnung könne einem Lebenden die Ehrenbürgerschaft entzogen werden. Bei einem Verstorbenen hingegen sei ein solcher Beschluss „möglicherweise anfechtbar“. Aus diesem Grund schlug Barteit vor, dass die Stadt eine Erklärung abgeben solle, wonach sie sich als Rechtsnachfolger der einstigen Gemeinde Grevenbrück „in aller Form distanziert“ von der damaligen Entscheidung, Evers zum Ehrenbürger zu ernennen. Diesem Vorschlag wollten SPD, CDU und UWG zunächst folgen.

Orth-Sauer von den Grünen hielt dem entgegen, dass zahlreiche Städte und Gemeinden Verstorbenen mit eindeutiger NS-Vergangenheit nachträglich die Ehrenbürgerwürde aberkannt hätten – und zwar ohne juristische Beanstandungen. Ihrem Einwand stimmte Daniel Wittrock von der UWG zu und forderte: „Dann machen wir das auch so und lassen es darauf ankommen.“ Bei zwei Enthaltungen stimmten die Ratsvertreter zu.
Artikel teilen: