Sparpolitik: „Nicht mit falschen Hoffnungen nach Berlin fahren“

Landwirt Burkhard Schneider im Gespräch


  • Lennestadt, 05.01.2024
  • Politik , Wirtschaft
  • Von Claudia Wichtmann
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Landwirt Burkhard Schneider äußert sich zum Sparpaket der Bundesregierung. von privat
Landwirt Burkhard Schneider äußert sich zum Sparpaket der Bundesregierung. © privat

Sporke. Bundesweit gehen zurzeit die Landwirte auf die Straße und protestieren gegen die aktuellen Sparpläne der Bundesregierung, die auch in Teilen die Landwirtschaft betreffen. LokalPlus hat mit Vollerwerbslandwirt Burkhard Schneider aus Sporke über die Hintergründe gesprochen und darüber, welche Bedeutung politische Maßnahmen für die Landwirtschaft haben.


Burkard Schneider betreibt einen durchschnittlichen Sauerländer Milchviehbetrieb mit circa 60 Milchkühen und Nachzucht sowie 53 Hektar Fläche. Die Sparmaßnahmen der Bundesregierung bedeuten einen erheblichen finanziellen Mehraufwand pro Jahr für ihn und seine Kollegen, den er im Moment noch nicht absehen kann. „Alleine der Wegfall der Diesel-Entlastung liegt bei mir bei circa 1.500 Euro.“ Auch wenn diese bisher nach und nach innerhalb der kommenden drei Jahre eingeleitet werden soll, soll sie irgendwann vollständig umgesetzt werden. Hinzu kommt noch die höhere CO2-Bepreisung.

Hoffnung auf kleinere Korrekturen

Der Landwirt hat einen sachlichen Blick auf die aktuelle Situation. „Wir dürfen nicht mit falschen Hoffnungen nach Berlin fahren und glauben, dass alles wieder so wird wie vorher.“ Man müsse realistisch bleiben. Doch er hoffe, dass kleine Korrekturen möglich seien.

„Zum Beispiel, dass Betriebe bis 100 Hektar weiter ihre Agrardiesel-Rückerstattung erhalten.“ Damit würden vor allem die Familienbetriebe unterstützt. Die kleinen Betriebe befänden sich oft an Hanglagen und hätten bei der Bewirtschaftung der Flächen einen höheren Dieselverbrauch als Großbetriebe, die sich meistens in ebenen Regionen befinden. Kleinere Betriebe hätten eine andere Kostenstruktur als Großbetriebe und könnten weniger Belastungen abfedern.

„Sparmaßnahmen treffen uns eiskalt“

„Die Sparmaßnahmen treffen uns eiskalt, damit hat niemand gerechnet.“ Es sei der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Nicht nur bei den Landwirten, auch bei anderen Teilen der Bevölkerung. Es habe zu viele Veränderungen in den letzten Jahren gegeben. Klimawandel, Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, steigende Energiepreise. Das bringe die Landwirte und die Bevölkerung dazu, jetzt Druck auf die Politik auszuüben.

Die Landwirte fühlten sich in vielen Bereichen alleine gelassen von der Regierung, erklärt Burkhard Schneider. Auch die Klimapolitik und der Klimawandel spielen aus seiner Sicht eine große Rolle. „Auf der Ertragsseite gibt es durch die langanhaltenden Dürren und lange Regenperioden starke Schwankungen.

Bis vor einiger Zeit war das noch viel sicherer, es gab genug Futter. „In einem Dürrejahr musste ich 30.000 Euro für Futterkosten aufwenden, was dann nicht für Investitionen zur Verfügung stand.“ Es gebe keine Planungssicherheit mehr. Früher habe er im Notfall auch mal auf die Waldwirtschaft zurückgegriffen und Holz verkauft, wenn Geld fehlte. Doch das starke Waldsterben in den letzten Jahren mache einen Strich durch diese Rechnung.

Landwirte müssen proaktiver werden

„Wir brauchen von der Regierung einen Rahmen, in dem wir uns bewegen können. Die EU hat uns in vielen Bereichen Fesseln angelegt. Zum Beispiel mit dem Grünlandumbruchverbot. Wir müssen im Ackerbau von den Monokulturen hin zur Biodiversität, um damit Klima- und Bodenschutz zu betreiben.“ Die Zielsetzung seitens der Politik sei in Ordnung, doch die Wege dorthin müssten die Landwirte bestimmen. „Wir wissen am besten, was zu unserem Standort passt.“

Burkhard Schneider findet: „Unser Berufsstand muss proaktiver werden. Wir müssen klarer formulieren, was wir wollen, und gemeinsam für unsere Interessen und die der Bevölkerung einstehen.“

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