Sehbehinderte und blinde Menschen in der Corona-Krise unterstützen

Umfrage zeigt: Betroffene brauchen Hilfe


Vor allem beim Busfahren wünschen sich die Betroffenen mehr Hilfe. von Symbol Nele Muth
Vor allem beim Busfahren wünschen sich die Betroffenen mehr Hilfe. © Symbol Nele Muth

Lennestadt. „Die Corona-Krise bringt für Menschen mit Beeinträchtigung zahlreiche Probleme mit sich. Insbesondere sehbehinderte und blinde Menschen stehen vor zahlreichen Problemen.“ Darauf weist Jürgen Dolle, Sprecher des örtlichen Unterstützerkreises (ÖUK) in Lennestadt hin.


Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) habe daher eine Umfrage gestartet und danach gefragt, welche Unterstützung sich sehbeeinträchtigte Menschen in Corona-Zeiten von ihren sehenden Mitmenschen wünschen. Dolle: „Mehr als 200 Betroffene haben ihre Wünsche und Tipps eingesandt. Viele Menschen mit Seheinschränkung leiden ganz enorm unter der neuen Situation. Lösungen könnten bisweilen verblüffend einfach sein.“
Probleme beim Busfahren
Sehr oft sei es bei der Umfrage ums Busfahren gegangen: „Seit der vordere Bereich in Bussen abgesperrt ist, können sehbehinderte und blinde Menschen nicht mehr wie gewohnt vorne beim Fahrer einsteigen, ihn fragen, auf welcher Linie er fährt und sich dann auf die vorderen Plätze für schwerbehinderte Menschen setzen. Deshalb ist es hilfreich, wenn jemand anbietet, die an der Haltestelle ankommenden Buslinien anzusagen und bei der Suche nach Bustür und Sitzplatz zu helfen.“
„Corona-Schlangen“
Ein weiteres oft genanntes Problem seien zudem die neuartigen „Corona-Schlangen“. „Abstand halten zwischen Wartenden ist für viele sehbehinderte und blinde Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Sie würden sich freuen zu erfahren, dass es eine Schlange gibt, ob sie zur Post oder zum Bäcker führt, wo man das Ende der Schlange findet und wann man vorrücken darf“, fasst der ÖUK-Sprecher die Ergebnisse der Umfrage zusammen.

„Vielen Betroffenen macht es zu schaffen, dass im öffentlichen Raum seit Beginn der Kontaktbeschränkungen mehr geschwiegen wird als vorher. Dabei sind sehbehinderte und blinde Menschen in Zeiten des Abstandhaltens noch mehr als sonst darauf angewiesen, dass man mit ihnen spricht“, ergänzt Nicole Beckmann, selbst sehbeeinträchtigt und ÖUK-Mitglied in Lennestadt.

Die am häufigsten genannten Wünsche sehbehinderter und blinder Menschen in Corona-Zeiten gibt es ab sofort im Internet (siehe Link).
Über den ÖUK:
In den Jahren 2007/2008 wurden örtliche Unterstützerkreise (ÖUK) in den einzelnen Kommunen des Kreises Olpe gegründet. Diese setzen sich aus Betroffenenvertretern, Mitgliedern aus Politik und Verwaltung, der/dem Behindertenbeauftragten und der örtlichen Ansprechperson zusammen. Ziel des ÖUK Lennestadt ist es, die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung in Lennestadt zu beseitigen bzw. zu verhindern. Dies entspricht der UN-Konvention – „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung im Dezember 2006“ –, die die so genannte Inklusion für alle Menschen allumfänglich umsetzen will. Der ÖUK Lennestadt kann sich in diesem Sinne mit allen Angelegenheiten der Kommune befassen.
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